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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Nachhilfelehrer engagiert. Der wirkte vertrauenswürdig, und
der Unterricht fand mehr oder weniger unter unseren Augen statt.«
    Sina stand auf und holte sich auch ein Glas aus dem Schrank, goss
sich ein. Sie hatte einen trockenen Mund.
    »Ohne dass wir es bemerkten, verliebte sie sich in Max, so hieß der
Student.«
    Geißler wurde seltsam verlegen. Er knautschte seine Hände
ineinander, schien sich zu schämen.
    »Als Caro ihm gestand, dass sie ihn mochte, also sehr mochte, hat er
ihr wohl geantwortet, dass er sie auch mögen würde, aber nicht mehr , verstehen Sie?«
    »Na klar, soll vorkommen.«
    »Dann kam sie mit dieser Geschichte, die den ganzen Wirbel ausgelöst
hat …«
    Er zögerte einen Augenblick.
    »Sie hat behauptet, dass er sie verführt hätte und sie schwanger
wäre …«
    Wieder war Sinas Mund ganz trocken, aber diesmal griff sie nicht
nach dem Glas mit dem Orangensaft. Sie holte nur tief Luft.
    »Was nicht der Fall war?«, fragte sie dann halblaut und starrte Geißler
an.
    Er antwortete nicht.
    Sie interpretierte sein Schweigen als Ja.
    In ihrem Kopf knirschte es.
    »Sie wollen also damit sagen … Sie wollen damit sagen, dass
Caro auch jetzt nicht schwanger ist?«
    Keine Antwort. Also Ja?
    Ein hysterisches Lachen brach aus ihr heraus. Es war wie ein Schock.
Ein schöner Schock, aber ein Schock. Caro war nicht schwanger, Torsten würde
folglich nicht als Teenager Vater werden. Die ganze Geschichte war das
Hirngespinst einer frustrierten kleinen Hexe.
    Sina wäre vor Freude fast durchgeknallt, wäre dem Mann, der ihr die
Heilsbotschaft gebracht hatte, am liebsten vor Dankbarkeit um den Hals
gefallen. Doch als die Hochstimmung abebbte, saß ihr ein verzweifelter Vater
gegenüber, der sich um seine Tochter sorgte. Und Torsten hatte Caro ernst
genommen, zutiefst ernst genommen, vielleicht sogar geliebt. Sie dagegen hatte
ihm etwas vorgespielt, aus welchem Grund auch immer, und sein Selbstgefühl gefährlich
verletzt. Es blieb ein großer Scherbenhaufen. Darüber konnte sich keiner
freuen.
    »Sie haben also von Torsten erfahren, dass Ihre Tochter angeblich
schwanger ist?«, fragte Sina ernüchtert.
    »Ja«, sagte Geißler. »Das hat mich natürlich irrsinnig aufgeregt.
Ich dachte: Nicht schon wieder! Und das hab ich Torsten auch ins Gesicht
gebrüllt: ›Bitte nicht schon wieder!‹ Dann habe ich ihn stehen lassen und bin
in Caros Zimmer gestürmt. ›Warum musste das wieder sein?‹, habe ich sie
angeschrien. Sie hat bloß mit den Schultern gezuckt, als hätte sie damit nichts
zu tun. Vielleicht hatte sie aus irgendeinem Grund Angst, Torsten zu verlieren.
Ich weiß es nicht. Sie hat bisher nicht den Mund aufgemacht. Dabei hatte sie mir
hoch und heilig versprochen, dass sie dieses Spiel nie mehr spielen würde.
Hatte angeblich eingesehen, dass sie Menschen, die sie mögen, vielleicht sogar
lieben, damit quält …«
    Geißler wandte den Blick ab. »Ich konnte mich nicht beherrschen und
hab ihr vor Wut eine geknallt.« – Seine Stimme klang enttäuscht,
enttäuscht über sich selbst. »Alles falsch, ich weiß. Ich frage mich nur, was
ich machen soll mit dem Kind …«
    Er drückte seinen Fingern das Blut ab, bis sie weiß wurden.
    »Als Torsten verstanden hatte, dass sie ihm nur etwas vormacht, war
er völlig konsterniert. Ich wollte ihm erklären, was mit Max vorgefallen war,
dass er es nicht so tragisch nehmen solle und so weiter. Aber es ist ihm
anscheinend durch und durch gegangen …«
    Sina durfte jetzt nicht das Falsche denken, das sagte ihr die
Vernunft, das spürte sie, sie konnte es aber nicht verhindern. Dieses Gör hatte
sich angemaßt, die Welt anderer Menschen empfindlich aus der Fassung zu
bringen. Und es war das zweite Mal. Offenbar fehlte ihr das Schuldbewusstsein.
Es fiel Sina schwer, ihre Wut zu unterdrücken, aber allmählich wurde sie von
dem immer stärker werdenden Bedürfnis, ihren Sohn zu trösten, verdrängt.
    »Ich möchte mich bei Ihnen für Caros Verhalten entschuldigen«, sagte
Geißler, der wohl spürte, dass er jetzt besser gehen sollte. »Ich würde gerne
auch noch einmal mit Torsten sprechen, wenn er es möchte. Bitte grüßen Sie ihn
von mir. Es wäre wunderbar, wenn Torsten sich mit Caro …«
    Sina stand auf. Das Gerede des Mannes war ihr jetzt unerträglich.
Mit einem verkrampften Lächeln brachte sie ihn zur Tür, dann wollte sie nach
ihrem Sohn sehen. Doch auf der Hälfte der Treppe blieb sie stehen und machte
kehrt. Torsten wollte jetzt mit niemandem

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