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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi
Autoren: emons Verlag
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gut«, würde er sagen, eher peinlich berührt, und das
obligatorische »Lass mich in Ruhe!« nachschieben. Wenn es ihm erst wieder
besser ginge.
    Ihre Finger rieben sanft über seinen Rücken, bekräftigten ihre neue
Verbundenheit, die durch das Erscheinen von Caro in Torstens Leben schon wieder
zu bröckeln begonnen hatte. Sein Gesicht wollte er ihr immer noch nicht zeigen …
    Draußen pfiff ein Vogel, vielleicht eine Amsel, so penetrant, dass es
sie aus ihren Gedanken riss. Sie hatte die Zeit vergessen, ihren Dienst und den
ungelösten Mordfall, die beiden Mordfälle, wie sie schmerzlich zugeben musste.
Und wenn sie an den jungen Letten dachte, kam es ihr wie unverdientes Glück
vor, dass Torsten noch lebte.
    »Ich muss noch etwas erledigen, mein Schatz. Mach bitte keinen
Blödsinn«, flüsterte sie zärtlich und erhob sich vorsichtig, so wie sie sich
früher von seinem Kinderbett erhoben hatte, wenn er nach dem Vorlesen
eingeschlafen war.
    Sie schloss unhörbar die Tür und ging hinunter in die Küche, weil
sie Chao dort vermutete. Aber er war nicht da.
    »Chao?«
    Warum hatte er ihr nicht gesagt, wohin er ging? Er zog sich immer
mehr zurück. Es sah verdammt danach aus, als hätte er endgültig genug von
seinem Dasein als Hausmann und vielleicht auch von ihr.
    ***
    Niebuhr saß am Schreibtisch über seinen Berichten.
    »Klawitter ist weich geworden«, sagte Sina.
    »Soll heißen …?« Mit Abscheu klappte Niebuhr die Akte zu. Für
heute hatte er anscheinend genug vom Papierkram.
    »Er hat zugegeben, dass auch ihm aufgefallen ist, wie sich Hauke
kurz vor seinem Tod verändert hat. Dass er nervöser war als sonst.«
    Es war ein Erfolg, wenn auch nur ein kleiner. Doch auf Niebuhrs
Stirn reihten sich Falten.
    »Bringt uns das wirklich weiter?«
    Sina warf ihm einen herausfordernden Blick zu. »Fang du nicht auch
noch an. Das ist ein nicht unwichtiges Indiz: Hauke war auffallend nervös,
bevor er starb.«
    »Weiß Klawitter etwas über Erpressung oder Bestechung?«
    »Nein, Herr Kriminalrat«, antwortete Sina enttäuscht, »aber er vermutet
auch, dass Hauke in eine finanzielle Abhängigkeit von der IIT geraten sein könnte.«
    »Hat er das so gesagt?«
    »Nein, er hat von einem ›besonderen Interesse‹ Haukes an der IIT gesprochen.«
    »Also nichts Handfestes.«
    »Jens«, sagte Sina nachdrücklich, »uns bleibt nichts anderes übrig,
als mit diesen Andeutungen, wie Klawitter sie gemacht hat, zu arbeiten.
Vielleicht hat irgendjemand Hauke aus dem Geschäft gedrängt, und unser Ratsherr
wurde bei dem Versuch, wieder ins Geschäft zu kommen, diesem Jemand arg
lästig.«
    Niebuhr antwortete nicht, starrte mit leerem Blick durch das Fenster
in den diesigen Himmel über Goslar. Hatte denn niemand mehr Vertrauen in ihren
Instinkt?, dachte Sina.
    ***
    Als Sina nach Hause kam, wollte sie zuerst nach Torsten
sehen. Sie stieg die Treppe hoch und hörte, dass durch die geschlossene Tür seines
Zimmers leise Musik drang. Eine Ballade, schmerztriefend, weltverloren …
    Sie blieb stehen. Er muss sich ausweinen, dachte sie, und dabei war
sie überflüssig.
    Zehn Minuten später rief sie so unbekümmert wie möglich von der
Küche aus zu ihm hoch: »Torsten, hast du Hunger?«
    Keine Antwort.
    »Ich mache dir Schnittchen mit Ei. Kannst du dir ja später abholen.«
    Als Kind war das seine Leibspeise gewesen, neben Spaghetti Bolognese
und Gesichtswurst.
    »Chao? Willst du auch Ei-Brot?«
    Sie war davon ausgegangen, dass er wieder in seiner Bibliothek saß
und las, aber er schien immer noch ausgeflogen zu sein.
    Diesmal war die Küche unberührt. Sina sah auch im Backofen nach.
Nichts. Es schien die erste richtige Krise zwischen ihnen zu werden, und sie
hatte das bittere Gefühl, daran nicht ganz unschuldig zu sein.
    Als er zurückkam, sagte er wieder nicht, wo er gewesen
war. Er gab Sina einen halbgaren Kuss und ging zu seinen Büchern.
    »Ich muss noch etwas nachsehen, bis gleich«, sagte er nur und blieb
ganze zwei Stunden oben.
    Später im Bett wandte er ihr den Rücken zu. Sie hielt es nicht mehr
aus, rutschte näher an ihn heran und malte ihm mit der Spitze ihres rechten
Zeigefingers sehr zärtlich Schriftzeichen auf die Haut. Alle bedeuteten: »Ich
liebe dich«.
    Er rührte sich nicht.
    »Ich weiß, dass ich nicht nett zu dir war …«, hauchte sie.
Ängstlich, keine Antwort zu kriegen.
    Er ließ sie warten.
    »Nichts weißt du«, kam es schließlich grimmig zurück.
    Wenigstens sagte er etwas und verstellte sich
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