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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi
Autoren: emons Verlag
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seiner Funktion als Oberbürgermeister von
Goslar Kriminalrat Keilberth und seinem Team im Namen der Bürger für die
engagierte Polizeiarbeit in dem schwierigen Fall dankten, auch wenn die
Ergebnisse bisher noch nicht befriedigend seien.
    »Sie können sich, sehr geehrter Herr Kriminalrat Keilberth, meine
Damen und Herren, weiterhin darauf verlassen, dass auch wir als ehemalige
Kollegen des so tragisch ums Leben gekommenen Helmut Hauke alles erdenklich
Mögliche tun werden, um die Aufklärung des Falles rückhaltlos voranzutreiben.«
    Dann gab er das Wort wieder an Keilberth, der versicherte, dass in
alle Richtungen ermittelt, das private und berufliche Umfeld des Toten
gleichermaßen unter die Lupe genommen würde. Aber die Damen und Herren hätten
sicher Verständnis, wenn er, Keilberth, sich nur zurückhaltend äußern könne, um
die weitere Arbeit nicht zu behindern. Abschließend stellte er Sina und Niebuhr
vor, die als zuständige Kommissare einen hervorragenden Job machen würden, und
sagte, dass es nicht mehr lange dauern könne, bis sie den Täter überführt
hätten. Das war’s.
    OB  Sandrock schüttelte allen vor
klickenden Kameras noch die Hand, bevor er mit Keilberth abzog. Niebuhr machte
sich auch aus dem Staub. Er klopfte Sina auf die Schulter und verzog sich ins
Archiv, um angeblich nach einer alten Akte zu stöbern.
    Sina war die ganze Inszenierung peinlich gewesen. Während sie den
Gang zu ihrem Büro entlangzockelte, fragte sie sich, ob sie sich am Ende nicht
doch verrannte, indem sie die Gespenster allein im Rathaus suchte. Aber das
Gefühl, dass Sandrock etwas zu verbergen hatte, auch wenn er vielleicht nicht
in den Mord verwickelt war, ließ sie trotzdem nicht los.
    Drei Gestalten saßen auf der Sünderbank neben der Tür zu ihrem Büro.
Als Sina auf sie zuging, sprangen sie alle gleichzeitig auf, mit beinahe
militärischem Elan, als hätte jemand »Aaaachtung!« geschrien. Ein älterer Mann
mit rundem, fleischigem Gesicht, wenig Haaren auf dem Kopf, gerade mal eins
siebzig groß, eine Frau im gleichen Alter, in der Mitte eine weit jüngere Frau
mit dickem, hinten zu einem Zopf zusammengebundenem braunem Haar …
    Sina war wie vom Donner gerührt. Das war doch …
    »Milda! Milda Auseklis!«
    »Ja, ich bin’s, Milda«, antwortete die junge Frau.
    ***
    Sie waren zu fünft in Sinas Büro. Mildas Eltern, die
schweigend auf den Stühlen nahe der Tür Platz genommen hatten, sprachen und verstanden
laut ihrer Tochter kein Wort Deutsch. Sina saß am Schreibtisch, ihr gegenüber
die aufgeregte Milda mit hektischen roten Flecken am Hals. Niebuhr lief am
Fenster auf und ab. Keilberth war nicht aufzutreiben, hatte, so der Pförtner,
nach der lächerlich kurzen Pressekonferenz das Haus verlassen und sein Handy
abgeschaltet.
    »Ich nicht umgebracht Janis«, stammelte Milda, »ich meinen Mann
lieben. Ich nach Deutschland kommen und Polizei sagen, ich unschuldig!«
    Sina hatte die Akte vorliegen, blätterte darin herum, holte die Details
wieder zurück. Milda war aus dem Krankenhaus verschwunden, gerade als Sina und
Niebuhr herausgefunden hatten, dass sie von den Weibergeschichten ihres Mannes
erfahren hatte und es vermutlich aus Eifersucht zu Handgreiflichkeiten gekommen
und Blut geflossen war. Verdächtig waren nach wie vor auch der Gastwirt Winfried
Kröger, wo Milda und ihr Mann unangemeldet gearbeitet hatten, und sein Sohn,
der scharf auf Milda gewesen war, Janis sogar nachgeschnüffelt und ihn bei ihr
angeschwärzt hatte. Doch gegen die beiden hatten sie nichts in der Hand.
    »Milda, wir müssen Sie jetzt festnehmen, ist Ihnen das klar?«
    »Wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr«, ergänzte Niebuhr, ohne die
junge Frau anzusehen.
    »Sie haben sich durch Ihre Flucht erst richtig verdächtig gemacht.
Wo haben Sie sich denn die ganze Zeit aufgehalten?«, fragte Sina.
    Milda Auseklis berichtete, wie sie aus dem Krankenhaus geflohen war.
Auf Sinas Frage, wie sie es geschafft habe, an Niebuhr vorbeizukommen, warf die
junge Lettin einen kurzen hilflosen Blick in Richtung Fenster.
    »Ich niemand sehen«, antwortete sie fahrig und erzählte weiter. Von
dem Geld, das ihr Mann und sie gespart hatten und das sie mit ihren wenigen
Sachen ins Krankenhaus mitgenommen hatte, hatte sie sich am Goslarer Bahnhof
ein Ticket gekauft und war gefahren und gefahren, bis sie irgendwann in Riga
angekommen war. Dort fand sie bei einer Freundin Unterschlupf und hatte viel
Zeit gehabt nachzudenken. Ihr Vater riet ihr am Ende,
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