Pfefferbeißer - Harz Krimi
sich bei der deutschen
Polizei zu melden und alles zu sagen, was sie wusste.
»Und was ist Ihnen beim Nachdenken so eingefallen?«, fragte Sina.
»Janis immer gehen zu Pizzeria in Nähe von Gaststätte Kröger. Ich
fragen, was er dort suchen. Ich wissen auch, dass junge Tochter in Haus …«
Mildas Gesicht lief krebsrot an.
Pizzeria? Natürlich, das »Antonio’s« lag nur ein paar Schritte von den
»Niedersachsenstuben« entfernt, auf derselben Straßenseite, dachte Sina.
»Okay«, sagte Niebuhr, »aber was hat das mit Janis’ Tod zu tun?«
»Einmal er sagen: Großes Geschäft. Wir bald nicht mehr arm. Er
sagen, wir bald schöne Wohnung und Auto.«
»In Forestas Ristorante?«
Achselzucken bei Milda.
War Janis Auseklis womöglich an den Geschäften des Foresta-Clans
beteiligt gewesen? Oder hatte er mitmischen wollen? Zumindest schien er davon
gewusst zu haben.
Stellte sich noch die Frage: Wo war Forestas Tochter? Foresta hatte
sie nie erwähnt, hatte immer nur von seiner Frau gesprochen. Das musste noch
geklärt werden.
»Was für ein großes Geschäft?«
Wieder Achselzucken.
»Wissen Sie wirklich nicht mehr darüber?« Sina blieb hartnäckig.
»Sie müssen uns jetzt die ganze Wahrheit sagen, Milda!«
»Ich nicht mehr wissen. Ich nur sagen zu Janis, dass ich mich sorge …«
»Sie haben uns vermutlich geholfen, Milda, aber noch können wir Sie
nicht auf freien Fuß setzen. Ich verspreche Ihnen, dass wir versuchen, Ihren
Aufenthalt in der Untersuchungshaft so kurz wie möglich zu halten. Wo
übernachten Ihre Eltern?«
»Nicht wissen, wenig Geld …«
»Ich kenne jemanden, der sie gerne für wenig Geld bei sich
übernachten lässt«, sagte Niebuhr. Wahrscheinlich dachte er an Kröger, der
einiges gutzumachen hatte.
Milda Auseklis wurde von einer Beamtin abgeführt, gefolgt von ihren
Eltern. Niebuhr schlich hinterher.
»Sekunde noch, Jens«, hielt Sina ihn zurück.
Er blieb stehen, drehte sich um, ohne ihr in die Augen zu sehen.
»Wird es nicht allmählich Zeit, dass du mir sagst, wie Milda so
einfach aus dem Krankenhaus verschwinden konnte?«
Ihre Miene war eiskalt. Das war keine Kleinigkeit. Wenn Keilberth
davon Wind bekäme, wäre Jens dran.
Er schwieg, kreidebleich im Gesicht.
»Fehlt noch, dass du ihr bei der Flucht geholfen hast … Mach’s
kurz!«
»Ich hab sie am Bahnhof abgesetzt«, kam die fast unhörbare Antwort.
Nicht zu fassen, der Mann, dachte Sina. Doch es blieb keine Zeit,
ihn weiter zur Rede zu stellen, es gab Wichtigeres zu tun. Außerdem war sie
sich nicht sicher, ob sie das alles überhaupt wissen wollte.
***
Sina schickte Keilberth eine SMS :
»Milda Auseklis plötzlich aufgetaucht, brauchen umgehend
Durchsuchungsbeschluss.«
Wider Erwarten ging alles ganz schnell.
Um vierzehn Uhr vierunddreißig wartete die Truppe der KT auf ihren Einsatz. Sina betrat mit Niebuhr das Lokal
durch den vorderen Eingang. Sie war nicht bereit, auf irgendeine Befindlichkeit
Rücksicht zu nehmen. Schon gar nicht auf Antonio Forestas Befindlichkeiten.
»Hier ist der Durchsuchungsbeschluss, Herr Foresta«, sagte Sina
unüberhörbar, worauf einige Gäste die Hälse reckten. »Wenn Sie klug sind,
beantworten Sie uns auch gleich ein paar Fragen.«
Währenddessen sollte die KT vor
allem den hinteren Bereich des Lokals, die Küche, Toiletten und alle Ausgänge
untersuchen, um Spuren von Janis Auseklis zu sichern, soweit das noch möglich
war. Immerhin waren jetzt fast zwei Monate seit seinem Tod vergangen. Jede
Menge Zeit, um gründlich zu putzen.
Sie setzten sich an einen Tisch in die hinterste Ecke des Lokals.
»Wo ist Ihre Tochter, Herr Foresta?«, fragte Sina.
Er schien überrumpelt, bekam kein Wort heraus.
»Sie haben eine Tochter mit Namen Aurelia. Wo ist sie?« Immer noch
Schweigen.
»Wir lassen eine Fahndung laufen, Foresta, wenn Sie nicht mit der
Sprache herausrücken.«
»Aurelia ist zu Hause, auf Sizilien. Sie wird dort heiraten und eine
Familie gründen. Ihr ist Deutschland zu kalt. Nicht nur das Wetter, auch die
Menschen …«, sagte Foresta larmoyant.
Sina ging nicht darauf ein. »Seit wann lebt Ihre Tochter wieder auf
Sizilien?«
»Seit etwa zwei Monaten.«
Das passte. »Wir haben glaubhafte Zeugen, dass Ihre Tochter mit
einem gewissen Janis Auseklis befreundet war. Ist das richtig?«
»Den Namen habe ich noch nie gehört …«
Immer wieder das gleiche Spiel. Innerlich schnaubte Sina vor Wut.
»Wenn wir in Ihrem Laden auch nur die kleinste Spur von Janis
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