Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
dem Bauwagen auf der Bramberg ein Froschbuch gefunden.«
    »Ein Froschbuch?«
    Katinka fluchte innerlich, doch dann packte sie aus, wie sie und Cuno die Abkürzungen in Wertingers Buchhaltung gefunden und aufgelöst hatten.
    »Pt und Pb. Das kann nichts anderes bedeuten«, bestürmte sie Ruth Stein. »Vor allem, weil eine Stückzahl angegeben ist. Es muss sich um etwas handeln, was in Stück gemessen wird, verstehen Sie nicht?«
    »Doch, ich verstehe durchaus«, gab die Stein zurück. »Ich begreife zudem, dass Sie diese Information zurückhielten, um sie selbst auszuschlachten.«
    Katinka klopfte unruhig mit den Fingern gegen die Plexiglaswand.
    »Wie geht es voran mit den Brandtstiftungen?«, fragte sie.
    Ruth Stein legte auf.
    Katinka knallte den Hörer auf die Gabel. An diesen Telefonen konnte man wenigstens noch seine Wut auslassen. Aufgewühlt verließ sie die Klinik. Sie wollte lieber nicht daran denken, dass sie den Draht zu Hauptkommissarin Stein eben gekappt hatte.
    »Ich finde mein Handy nicht mehr«, sagte sie, als sie zu Cuno in den Bus stieg. »Könntest du in Maries Wohnung vorbeifahren? Ich habe damit den Notarzt angerufen. Ich hatte es also noch, als wir bei Marie waren.«
    »Geht klar.«
    Katinka sagte keinen Ton, während Cuno zurück zu dem baufälligen Haus fuhr. Sein Handy klingelte, als er einparkte.
    »Fischer?«, raunzte er. Dann wurde seine Stimme weich. Er legte eine Hand über das Telefon und sagte verschwörerisch: »Geh schon mal vor.«
    Katinka grinste und stieg aus. Der Wind kam nun böig, und erste Regentropfen fielen. Sie eilte über die Straße und betrat das Treppenhaus. Die Wohnungstür im zweiten Stock war nur angelehnt.
    »Hallo? Miriam?« Sie trat ein. Ein Fenster schlug. Alles war still. »Miriam? Ich bin es, Katinka Palfy.« Keine Antwort. Es war kalt in der Wohnung. Instinktiv kuschelte Katinka sich in ihre Jacke. »Hallo?«
    Sie betrat das Wohnzimmer. Die Monsterstereoanlage schwieg. Die Tür zum Schlafzimmer bewegte sich sacht. Katinka schob sie auf. Das Fenster schlug mit lautem Scheppern zu. Gleich darauf blies der Wind es wieder auf.
    »Miriam?«
    Die Tür stieß gegen etwas. Katinka fuhr herum. Ein Mann stand hinter der Tür, eine Pistole auf sie gerichtet. Nicht irgendein Mann. Norbert. Der Kiebitz. Starr blieb sie stehen. Sie hatte nicht einmal Angst. Nur eine Welle eiskalten Erstaunens raste durch ihren Körper.
    »Norbert«, würgte sie hervor.
    »Du machst schon mehr als genug Ärger«, unterbrach er schneidend.
    Katinka starrte ihn nur an. Das Verschmitzte, Humorvolle an seiner Erscheinung war wie weggeblasen. Er wirkte nicht mehr wie ein schlaksiger Junge.
    »Was tust du hier?«, fragte sie flüsternd und starrte ungläubig in das kalte, schwarze Auge des Pistolenlaufes. Das hier konnte nicht stimmen. Sie wollte nicht sterben. Nicht niedergeschossen werden. Nicht verrecken, durchsiebt, mit zerrissenen Blutgefäßen, Muskeln und Gewebe. Wo steckte Cuno, verflucht. Telefonierte mit einer seiner Flammen, anstatt ihr das Leben zu retten. Ihre Waffe steckte sicher verwahrt im Holster unter ihrer Achsel. Er kam langsam auf sie zu.
    »Bist du ihr…Dealer?«, fragte sie, weil sie etwas sagen wollte und keine Ahnung hatte, was.
    Er lachte. Es klang metallisch und kalt.
    »Nein. Falsch getippt.« Er kam noch näher. Katinka sah den Schalldämpfer an. Mit einem sachten Plopp würde er sie auslöschen. Hardos Gesicht tauchte plötzlich vor ihr auf. Er würde sie ansehen wollen, wenn sie in der Rechtsmedizin läge, hart wie ein Brett und wachsweiß. Und Tom. Einen Augenblick schwebte das Lächeln ihrer Schwester Melissa an ihr vorbei. Wo kommt nur Melissa her, dachte sie.
    »Was suchst du dann hier?« Sie sah Norbert in die Augen. Nur nicht den Pistolenlauf anstarren.
    »Geht dich das was an?«
    Er zögerte. Er wollte sie nicht töten. Nicht kaltblütig, nicht einfach so. Auch er würde sich überwinden müssen.
    »Hast du Wertinger umgebracht?«
    Norbert verzog höhnisch die Lippen.
    »Sag ›Gute Nacht‹, Katinka«, sagte er. »Hat keinen Sinn. Du bist viel zu nahe an uns rangekommen.«
    »An wen?«, keuchte Katinka. Sie hatte keine Ahnung. Sie begann zu zittern. Ihr Atem ging ganz schnell, überschlug sich fast. Das Fenster schlug im Wind. Dort lag ihr Handy, auf der Fensterbank. Sie hatte es abgelegt und vergessen. Gestorben wegen Schusseligkeit, dachte sie. Das wird auf meinem Grabstein stehen. »Nicht«, flüsterte sie. »Mach das nicht.« Ich flehe um mein Leben,

Weitere Kostenlose Bücher