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Pferdesommer mit Lara

Pferdesommer mit Lara

Titel: Pferdesommer mit Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Isbel
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dass ich diesmal versuchen sollte, ohne Sattel zu reiten.
    »Das ist sicher nicht so übel. Du kriegst dadurch ein besseres Gefühl für das Pferd und seine Bewegungen«, meinte Arne.
    Ich dachte an die Indianer, die so großartige Reiter waren und keine Sättel benutzt hatten. »Okay, aber wie soll ich ohne Steigbügel auf Fees Rücken kommen?«
    »Das ist kein Problem, ich helfe dir. Du bist ja leicht wie eine Feder.«
    Feder - der Vergleich tat mir gut, denn ich war daran gewöhnt, als Knochengestell bezeichnet zu werden. Bonnie sprang an mir hoch und schnupperte an meiner rechten Hosentasche, bis ich ihr das Stückchen Käse gab, das ich für sie eingesteckt hatte.
    »Leg dein linkes Knie in meine Hände - ja, so«, sagte Arne. »Und jetzt gib dir einen kräftigen Schwung, während ich dich hochstemme.«
    Ich kam derart schwungvoll in die Höhe, dass ich fast über Fees Rücken segelte und beinahe auf der anderen Seite wieder nach unten rutschte. Wir lachten, und die Stute nickte ungeduldig mit dem Kopf, als hätte sich eine besonders große und lästige Fliege auf ihr niedergelassen.
    Während Arne mir die Zügel in die Hand gab und mir noch einmal zeigte, wie ich sie vorschriftsmäßig halten sollte, sagte ich: »Du hast gestern nicht erwähnt, was dieser Typ für Lara verlangt.«
    Ich merkte richtig, wie er den Atem anhielt. Ein weicher Ausdruck trat in seine Augen.
    »Du hast es dir also doch überlegt?«
    »Es geht nicht um mich«, sagte ich und vergaß ganz, mich schwindlig und unsicher zu fühlen. »Ich würde sie sofort nehmen, wenn ich Geld hätte. Meine Eltern müssen einverstanden sein, das ist das Problem. Aber ich tue, was ich kann.«
    Er sah lächelnd zu mir auf. »Ursprünglich wollte der Besitzer sechshundertfünfzig. Aber ich denke, wir könnten mit ihm handeln. Mein Vater kann so was ganz gut. Wenn wir Glück haben, geht er auf fünfhundert Euro runter.«
    Fünfhundert - das war immer noch eine verteufelte Menge Geld. Trotzdem, vielleicht konnte ich die Summe zusammenbringen, wenn ich von Großvater zweihundert für das Fahrrad bekam und meine Eltern mir den Rest vorstreckten...
    Wir drehten ein paar Runden innerhalb des Koppelzauns. Dabei ging Arne wieder neben Fee her und hielt sie am Führstrick. Bonnie hatte sich zu Jago und Robin in den Schatten zurückgezogen, lag auf der Seite und döste friedlich.
    Es war ein seltsames Gefühl, direkten Kontakt mit dem Pferderücken zu haben. Es machte das Reiten nicht einfacher als mit Sattel, es war eben nur anders. Immerhin bekam ich dadurch mit den Oberschenkeln und den Knien besseren Halt. Arne meinte, ich könnte so auch leichter auf Fee »einwirken«.
    Nach vier Runden machte er den Führstrick los, und wir gingen allein weiter, erst langsam, dann schneller. Schließlich fragte Arne, ob ich mutig genug wäre, es mit dem Traben zu versuchen.
    Ich mochte nicht zugeben, dass sich mein Mut sehr in Grenzen hielt. Es begann auch äußerst bescheiden, schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte.
    Ich hopste wie ein Sack voller Kartoffeln auf Fees Rücken herum und fühlte mich total bescheuert. Am liebsten wäre ich vom Pferd gesprungen und hätte das Reiten wieder aufgegeben, noch ehe ich richtig damit angefangen hatte.
    Eine Haarsträhne kam unter dem Reithelm hervor und fiel mir in die Augen, aber ich wagte es nicht, die Zügel loszulassen. Bald schwitzte ich am ganzen Körper. Vor Verlegenheit, weil ich so eine lächerliche Figur abgab, stieg mir das Blut ins Gesicht.
    »Entspann dich!«, sagte Arne. »Versuch, dich auf Fees Rhythmus zu konzentrieren. Ihr Trab hat einen ganz bestimmten Takt. Du musst den Po abwechselnd links und rechts leicht heben und so in der Bewegung mitgehen. Das klingt kompliziert, ist es aber im Grunde nicht. Das Wichtigste ist, dass du dabei ganz locker bleibst, dann hört das Hüpfen auf.«
    Er gab sich wirklich alle Mühe mit mir, aber ich hatte langsam den Verdacht, dass ich ein hoffnungsloser Fall war. Alles an mir hüpfte und wackelte und ich konnte trotz Arnes Tipps keine Sekunde ruhig sitzen bleiben.
    »Das lern ich nie!«, murmelte ich verzweifelt.
    »Sicher lernst du es. Was meinst du, wie schwierig es für ein kleines Kind ist, sich aufzurichten und Laufen zu lernen? Reiten lernen ist bestimmt nicht komplizierter.«
    Der Schweiß lief mir nur so übers Gesicht. Mein T-Shirt klebte am Rücken. Die Gummistiefel waren heiß wie Bratröhren.
    Ich atmete auf, als Fee unvermittelt stehen blieb, die Ohren anlegte und sich

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