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Pferdesommer mit Lara

Pferdesommer mit Lara

Titel: Pferdesommer mit Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Isbel
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darüber gemacht, wie es funktionieren könnte.« Er sah auf mein leeres Glas. »Magst du noch was trinken?«
    Wir bestellten noch Mineralwasser und Apfelsaft. Das Paar an unserem Tisch zahlte und ging. Ich war froh, dass wir uns ungestört unterhalten konnten. Sie hatten die ganze Zeit stumm neben uns gesessen und die Ohren gespitzt.
    »Endlich! Denen sind ja fast die Lauscher abgefallen«, sagte auch Arne. »Also, Lara könnte natürlich bei uns auf der Weide stehen. Wir würden sie auch in unserem Stall unterbringen. In Eulenbrook wäre Platz genug für zehn Pferde, das weißt du ja.«
    Natürlich, ich kannte den alten Stall, erinnerte mich an die schönen, geräumigen Boxen mit den halbhohen Trennwänden, die unterteilten Fenster, das Pflaster auf der Stallgasse und das gemauerte Deckengewölbe, das wie ein Kirchendach aussah.
    »Klar, dass du nichts dafür zahlen müsstest. Ich würde dir auch helfen, sie zu versorgen, und dir alles Nötige beibringen. Allerdings wären da immer noch die Kosten für das Futter, den Tierarzt, die Impfungen, den Hufschmied …«
    Mir war plötzlich ganz schwindlig, so als hätte ich zu rasch zu viel Sekt oder Cidre getrunken.
    »Stopp, nicht so schnell!«, murmelte ich. »Du denkst vielleicht, dass meine Eltern im Geld schwimmen, aber das stimmt leider nicht. Sie haben einen einfachen Fotoladen, der gerade erst abbezahlt ist.«
    Arne lehnte sich lachend zurück. »Wir sind auch nicht reich und haben trotzdem drei Pferde. So teuer, wie die meisten Leute denken, ist Pferdehaltung nicht, wenn man einen eigenen Stall und Weideland hat.«
    »Jetzt mal im Klartext: Wie viel kostet es monatlich?« Noch während ich das sagte, merkte ich, dass ich damit eine ganz konkrete Frage gestellt hatte, so als wäre ein eigenes Pferd für mich machbar und keine völlig abwegige Sache.
    Arne überlegte kurz. Dann erwiderte er: »Genau lässt sich das nicht beantworten. Vielleicht so zwischen achtzig und hundert Euro, wenn man alles, was so an Kosten im Laufe eines Jahres anfällt, über die Monate verteilt. Aber ich glaube, man könnte auch noch etwas einsparen, weil wir das Futter besonders günstig von unserem neuen Lieferanten bekommen.«
    Als er meinen erschrockenen Gesichtsausdruck sah, schnitt er eine leichte Grimasse und fügte hinzu: »Achtzig pro Monat, würde ich sagen.«
    Ich holte tief Luft. Achtzig Euro! »Ich kriege gerade mal halb so viel Taschengeld. Das kann ich unmöglich aufbringen. Meine Eltern würden mir das Geld auch nicht geben, da bin ich sicher. Tut mir leid, wir reden besser nicht mehr davon.«
    Eine Weile schwiegen wir. Dann wechselte Arne das Thema. Wenn er enttäuscht war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Zehn Minuten später brachen wir auf und fuhren mit meinem Rad zur Koppel zurück.
    »Ich möchte dich echt zu nichts drängen«, sagte Arne, als wir uns verabschiedeten. »Aber überleg es dir trotzdem noch mal. Es gibt immer einen Weg, wenn man etwas wirklich will.«

12
    Am nächsten Morgen fiel mir ein, dass Arne nichts über den Kaufpreis für Lara gesagt hatte.
    Doch wahrscheinlich war es besser, wenn ich ihn nicht danach fragte. Er würde sich nur Hoffnungen machen, dass ich die Stute vielleicht doch nahm. Dabei war es völlig unmöglich. Es war einfach nicht machbar, wie ich es auch drehte und wendete.
    Trotzdem dachte ich die ganze Zeit an Lara, die jetzt wohl in ihrer engen Box stand, schlecht versorgt, krank und einsam. Vielleicht lag ihr Schicksal in meiner Hand.
    Wenn ich sie nicht wollte, wurde sie womöglich noch in diesem Sommer abgeholt und zusammen mit anderen unglücklichen Pferden in einen Lastwagen gepfercht, viele Tage und Nächte ohne Wasser und Futter durch die Gegend gekarrt und schließlich unter Schlägen in ein fernes Schlachthaus getrieben, falls sie nicht schon vorher an den Strapazen der Fahrt elend zugrunde gegangen war.
    Wenn das geschah, war ich dann verantwortlich, weil ich sie nicht gerettet hatte? Der Gedanke setzte sich in mir fest und ließ mir keine Ruhe.
    Eines wusste ich: Ronja hätte keinen Augenblick lang überlegt. Sie hätte alle Hindernisse überwunden und es irgendwie fertiggebracht, Lara aus ihrem Unglück herauszuholen.
    Beim Frühstück war es, als würde Ronja wie einst neben mir sitzen und mir zuflüstern: Los doch, geh’s an! Du kannst es schaffen, Rikke, wenn du nur willst!
    Hatte Arne nicht etwas Ähnliches gesagt, gestern beim Abschied? Bestimmt würde er enttäuscht von mir sein, wenn ich endgültig

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