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Pferdesommer mit Lara

Pferdesommer mit Lara

Titel: Pferdesommer mit Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Isbel
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Rücken, hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und sah zum Himmel auf. Zwischen ihm und mir lag Bonnie und schlief und von der anderen Seite des Hügels hörten wir Fees helles Gewieher.
    »Denkst du, es macht Spaß, überall als Knochengestell zu gelten?«
    Es war heraus, ehe ich es verhindern konnte. Dabei war Arne so ziemlich der Letzte, mit dem ich über meine Essstörung reden wollte. Doch jetzt konnte ich es nicht mehr zurücknehmen.
    Er griff nach einem Heuhalm, steckte ihn sich zwischen die Lippen und kaute darauf herum. Erst nach einer Weile antwortete er: »Nein, das denke ich nicht. Aber du weißt sicher besser als ich, woher deine Probleme mit dem Essen kommen. Wenn du den Tod deiner Schwester akzeptiert hast und der Schock endgültig überwunden ist, kannst du sicher auch wieder normal essen. Lass dir Zeit und hör nicht auf den Schwachsinn, den die Leute reden. Viele sind vielleicht nur neidisch, weil du dich so anmutig bewegst und weil deine Augen diesen besonderen Schimmer haben.«
    Ich starrte ihn an und sah dann gleich wieder weg. Nie hatte jemand etwas so Schönes über mich gesagt. Noch keiner hatte jemals eine Bemerkung über meine Bewegungen gemacht. Und was meinte er damit, dass meine Augen, die ich selbst langweilig und schmutzig braun fand, »diesen besonderen Schimmer« hatten?
    Mir war plötzlich sehr heiß. Die ganze Hitze während der Heuarbeit schien sich aufgestaut zu haben und in mir zu explodieren. Ich trank einen Riesenschluck Pfefferminztee, verschluckte mich und hustete krampfhaft.
    »Tut mir leid, wenn ich dich verunsichert habe.« Arne spuckte den Strohhalm aus und richtete sich auf. »Aber das musste mal gesagt werden.«
    Dann kam Elisa. Wie immer sah sie richtig edel aus. Sie hatte ihr langes silberblondes Haar locker hochgesteckt und trug ein jadegrünes Leinentop mit Spaghettiträgern zu weit geschnittenen Shorts. Ihre Arme und Beine waren wohlgeformt und makellos braun. Eine runde Sonnenbrille mit dunklen Gläsern verbarg ihre Augen.
    Sie hatte einen Rechen dabei, dem drei Zähne fehlten. Wahrscheinlich stammte er aus dem Geräteschuppen von Eulenbrook, wo noch jede Menge alte Gartengeräte und ein museumsreifer Rasenmäher vor sich hin gammelten.
    Alles, was sie sagte, als sie mich sah, war »Hi!«, und ich erwiderte »Hallo«. Dann machten wir uns zu dritt auf der schier endlosen Wiese wieder an die Arbeit. Meine Beine waren inzwischen ziemlich zerstochen und der Heustaub juckte teuflisch auf meiner schweißnassen Haut.
    Stumm scharrte ich das Heu zusammen, während Elisa sich mit Arne über einen Reitklub ganz in unserer Nähe unterhielt, in dem ein Turnier stattfinden sollte, an dem sie vielleicht mit Robin teilnehmen wollte.
    »Das musst du selbst entscheiden«, sagte Arne. »Du weißt, wie ich zu solchen Reitturnieren stehe. Ich mag’s nicht, wenn Pferde gedrillt werden und wenn man sie dazu benutzt, um den sportlichen Ehrgeiz ihrer Besitzer zu befriedigen und irgendwelche albernen Pokale für sie zu gewinnen. Alles, was übers Freizeitreiten hinausgeht, lehne ich total ab. Also frag mich nicht, ob du mitmachen sollst.«
    »Ich würde endlich neue Leute kennenlernen«, erwiderte Elisa. »Es nervt tierisch, ewig allein rumzuhängen. Wir sind schließlich neu in der Gegend. Vielleicht gibt’s in diesem Reitklub ein paar nette Typen. Komm doch wenigstens mal mit und sieh dir den Laden an!«
    Arne schüttelte den Kopf. »Danke, kein Bedarf. Aber natürlich kannst du hingehen, wenn du willst. Lass dich nicht aufhalten.«
    Wir hatten gerade erst eine weitere lange Heureihe geschafft, da fing Elisa an zu niesen. »Mist!«, sagte sie. »Ich bin allergisch gegen das Heu, ihr müsst ohne mich weitermachen.« Und sie nahm den Rechen und ging davon. Bonnie folgte ihr.
    Arne presste die Lippen zusammen. Eine Weile arbeiteten wir schweigend weiter, er rechts und ich links von dem Heuwall. »Sie war nicht immer so«, sagte er plötzlich, als hätte ich seine Schwester angeklagt. »Früher hatten wir meistens die gleiche Wellenlänge, gerade auch, was Tiere angeht. Aber sie hat sich verändert. Vielleicht durch diesen Freund, mit dem sie mal ein paar Monate zusammen war, ein richtiger Yuppie-Schnösel, der einen Sportwagen fuhr und sich für irre cool hielt.« Er stockte. »Außerdem hat sie die Trennung von unserer Mutter noch nicht überwunden. Sie wäre damals nach der Scheidung am liebsten mit ihr nach England gezogen, aber der Freund unserer Mutter wollte es nicht. Das

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