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Pferdesommer mit Lara

Pferdesommer mit Lara

Titel: Pferdesommer mit Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Isbel
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dass ihr keiner etwas Böses antun will. Möglicherweise verliert sie dadurch wieder das Vertrauen zu uns. Willst du das riskieren?«
    Ich grübelte den ganzen restlichen Tag über dieses Problem nach und war nachmittags im Laden meines Vaters so geistesabwesend, dass ich einer Kundin falsch herausgab. Zum Glück machte sie keinen Aufstand.
    »Du musst besser aufpassen, Rikke!«, sagte mein Vater hinterher. »Wo bist du nur mit deinen Gedanken?«
    Ich sagte ihm nicht, dass sie bei Lara waren, das hätte ihn nur gegen sie aufgebracht. Lara war sowieso immer noch ein heikles Thema zwischen uns. Er fand, dass ich mir mit ihr nur Schwierigkeiten aufgehalst hatte, dass sie zu viel Geld und Zeit kostete und mich vielleicht auch davon abhielt, mich richtig auf die Schule zu konzentrieren.
    Nur meiner Mutter vertraute ich später alles an, während mein Vater vor dem Fernseher saß und sich die Nachrichten ansah.
    »Rede mit dieser Frau Friedrun«, riet sie mir. »Das scheint eine Frau zu sein, die gut mit Pferden umgehen kann. Sie hat Lara doch auch gleich das richtige Mittel gegen die Durchfälle gegeben. Und wenn sie sagt, dass Lara betäubt werden muss, solltest du das auch akzeptieren.«
    »Ich find’s einfach nicht gut, dass wir Menschen so über die Tiere bestimmen«, murmelte ich. »Wir beschließen, was mit ihnen passiert, und sie müssen es über sich ergehen lassen, ganz gleich, ob wir sie klonen oder medizinische Versuche mit ihnen machen oder sie ins Schlachthaus bringen.«
    Mama wollte gerade einen Teller in den Schrank stellen und hielt mitten in der Bewegung inne. »Aber das kannst du doch nicht vergleichen! Wenn Lara die Hufe ausgeschnitten werden, ist das schließlich nur zu ihrem Besten, damit sie wieder gesunde Hufe hat und ohne Beschwerden herumlaufen kann, so wie die anderen Pferde. Das ist eine Entscheidung, die du für sie treffen musst, weil sie es selbst nicht kann. Und wenn sie betäubt wird, tut ihr das auch nur, um ihr den schlimmsten Stress zu ersparen.«
    Ich nahm das Mobiltelefon mit in mein Zimmer. Bei Frau Friedrun meldete sich nur der Anrufbeantworter. Gegen neun erreichte ich sie endlich, und sie hörte sich meine Zweifel und Befürchtungen wegen Lara an, ohne mich zu unterbrechen.
    »Ich schicke dir ein homöopathisches Mittel für deine Stute, das sie ruhiger macht und ihr die Angst nehmen wird«, sagte sie dann. »Das gibst du ihr zweieinhalb Tage lang. Ich lege einen Zettel bei, auf dem steht, wie oft du ihr die Globuli geben sollst und wie viele. Wenn ich das Mittel morgen früh mit der Post losschicke, müsste es übermorgen bei dir sein, also am Mittwoch. Dann gibst du ihr gleich nachmittags und abends etwas davon und dann noch Donnerstag und Freitag. Am Samstag komme ich und wir versuchen es mit den Hufen. Ich denke, es geht auch ohne Betäubung.«
    Rasch sagte ich: »Hätten Sie am Samstag nach zwei Uhr Zeit? Vormittags helfe ich meinem Vater im Laden. Ich verdiene mir damit das Geld für Laras Unterhalt.«
    Sie sah in ihrem Terminkalender nach. »Um halb drei könnte ich kommen. Gib Lara morgens ruhig noch etwas von dem Mittel, das ich dir schicke. Wir kriegen das schon hin, mach dir keine Sorgen.«
    Erleichtert legte ich auf. Nachts hatte ich einen wunderbaren Traum, in dem ich auf Lara durch eine blühende Landschaft ritt, schnell wie der Wind. Wir kamen zu einer Schlucht, in der Quellen über bemooste Felsen in steinerne Becken sprudelten. Das Wasser funkelte wie edles Geschmeide, türkisfarben und smaragdgrün. Von überall her kamen Tiere, um zu trinken - Luchse und Hasen und Rehe, Wölfe und Eisvögel und Braunbären; und alle waren friedlich und ohne Angst.
    Ich wusste, das war das Paradies. Auch Lara zeigte keinerlei Furcht. Ich schwang mich aus dem Sattel und führte sie zu einem der Becken, die das Wasser aus dem Stein gehöhlt hatte. Zwischen all den Tieren beugten wir uns über den Rand, um zu trinken.
    Ich schöpfte das Wasser mit der hohlen Hand; es hatte einen unvergleichlichen Geschmack, besser als alles andere, was ich je getrunken hatte. In der Tiefe glitzerten Bergkristalle, und ich sah mein Spiegelbild, umgeben von den sanften, geheimnisvollen Tiergesichtern.
    Plötzlich zerfloss das Gesicht eines Rehs und verwandelte sich in Ronjas Gesicht - ihre dunklen Augen, ihr lächelnder Mund, ihr goldbraunes Haar. Ich richtete mich auf und da stand sie zwischen Lara und mir, streckte die Hand aus und berührte meine Wange.
    »Ronja!«, sagte ich. »Das ist

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