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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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nichts
mehr einwenden, ohne ihren Gastgeber zu kränken. Vielleicht
brachte diese zusätzliche Möglichkeit, Charlotte zu
präsentieren, ja auch weitere Vorteile für eine gute
Partie.
    » Wir
stehen in Ihrer Schuld, Mylord, und selbstverständlich auch in
Ihrer, Dr. Banning. Ich bin zwar versucht abzulehnen, da wir das
großzügige Angebot kaum annehmen dürfen. Aber mir
scheint, Sie haben die Sache bereits beschlossen, und wie sollte ich
mich dagegen wehren?« Sie wandte sich daraufhin erneut Lady
Wellesley zu und nahm ihr unterbrochenes Gespräch wieder auf.
    Lady
Battingfield sieht nicht allzu glücklich aus, bemerkte Charlotte
indessen. Nachdem sie diese unerwartete Hilfe und Aufmerksamkeit der
Gentlemen erhalten hatte, erschien es ihr unbedingt wichtig, die
Hausherrin wieder ins Zentrum des Gesprächs zu rücken.
Captain Battingfield vernachlässigte diese Notwendigkeit
entschieden und brachte ihr selbst, so bemerkte Charlotte besorgt,
viel zu viel Gefälligkeit entgegen. »Erzählen Sie mir
doch bitte etwas über Ihre Familie, Lady Battingfield«,
wandte sie sich deshalb mit warmer Stimme an die etwas verloren
wirkende Hausherrin. »Sie hatten vorhin eine Schwester erwähnt
…«
    Die
so Angesprochene griff dankbar das Thema auf. »Ja, meine
Schwester ist verheiratet und lebt bei Norfolk. Wir können uns
nicht so oft sehen, wie ich es mir wünschen würde. Sie ist
auch viel beschäftigt, denn sie hat schon drei Kinder«,
ihr Blick ruhte kurz vorwurfsvoll auf ihrem Gatten. »Sie ist
mit dem ehrenwerten Lord John Backam, einem Großneffen des Duke
of Norfolk, verheiratet. Wissen Sie, sie haben vor acht Jahren
geheiratet. So eine schöne Hochzeit und erst ihr Kleid! Ich
versichere Ihnen, es war ein Traum aus chinesischer Seide …«
    Charlotte
ließ die ausführliche Schilderung der Hochzeit dieser ihr
völlig unbekannten Person für den Rest des Dinners über
sich ergehen und war doch recht froh, als man sich erhob, um in den
Salon zu wechseln. Tatsächlich stand in einer großzügigen
Nische des Raumes ein Tafelklavier neuerer Bauart, das einladend auf
sie wartete. Sie passte eine Lücke im Wortschwall ihrer
Gastgeberin ab und beeilte sich, nachdem sie den Deckel angehoben
hatte, vor dem Instrument Platz zu nehmen. Als sie die ersten Töne
anschlug, bemerkte sie erst, wie sehr ihr die Musik gefehlt hatte in
den letzten Wochen. Sie hungerte regelrecht danach. Musik war für
sie immer Zufluchtsort und Kraftquelle zugleich gewesen und ein Weg,
ihren innersten Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ohne die
tägliche Möglichkeit, sich der Musik hinzugeben, wären
für sie die letzten Jahre nach dem Tod ihrer Eltern schlicht
unerträglich gewesen. Seit sie nun in Millford Hall lebte, hatte
sie das Klavierspiel schmerzlich vermisst und gespürt, dass sich
ihr ohnehin eher empfindsames Wesen und Gemüt ohne diesen
täglichen Ausgleich mehr und mehr quälte, die Anwürfe
Lady Millfords zu verkraften.
    Tatsächlich
war es ein recht gutes Instrument, das sich willig und beglückend
dem Andruck ihrer Finger fügte. Sie begann zu spielen und die
Zeit zu vergessen. Das Geplauder der Gäste versank zu einem
unbedeutenden Rauschen und sie befand sich an einem nur für sie
existierenden, geheimen Ort, der ihr allein gehörte und an dem
sie sich ganz ihren innersten Empfindungen hingeben konnte.
    Charlotte
hatte nicht bemerkt, dass Captain Battingfield hinter ihr in die
Nische getreten war und intensiv lauschte. Das Glas in seiner Hand
war noch fast voll und völlig vergessen, als Dr. Banning
dazutrat.
    » Sieh
an, John, da hast du dir ja eine wahre Virtuosin eingeladen. Ich kann
kaum glauben, dass ihr eine solche Ausbildung in einem Institut für
die Erziehung junger Damen zuteil wurde. Das verrät die
Handschrift eines guten Lehrers.«
    Charlotte
hatte trotz der Konzentration auf ihr Spiel die Worte Dr. Bannings
gehört und wandte sich ihm nun zu. Sie bemerkte jetzt erst
erschrocken, dass sie sich bereits ungebührlich lange dem
Gespräch entzogen hatte.
     » Sie
haben recht!«, sagte sie im Bemühen, sich wieder in die
Konversation einzubringen. »Tatsächlich war es meine
Mutter, die mir von Jugend an Klavierstunden gab. Sie selbst war eine
begnadete Pianistin und hervorragende Sängerin. Ich glaube, sie
wäre gerne Konzertpianistin geworden, aber leider ist dies für
Damen aus der Gesellschaft ja nicht möglich.«
    » Ja,
es ist nicht zu leugnen, dass auch unsere jungen Frauen über
viele Talente verfügen. Ich meine fast

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