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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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hatte nun wirklich Mühe,
ihre Tränen zurückzuhalten. Soviel angestauter Kummer, den
sie nie hatte aussprechen dürfen und der mühsam
unterdrückte Schmerz über die Kränkungen, denen sie
ausgesetzt war, seit sie auf Millford Hall lebte, traten plötzlich
und völlig unpassend zutage.
    Dr.
Banning trat näher und nahm ihren Arm. »Schon gut, liebes
Kind! Beruhigen Sie sich … lassen Sie uns ein anderes
Gesprächsthema wählen.« Dann schaute er Captain
Battingfield an, der Zeuge des Gesprächs geworden war, das so
unverhofft so eine persönliche Wendung genommen hatte und legte
den Finger auf seine Lippen, um anzudeuten, dass über dieses
Gespräch Stillschweigen bewahrt werden sollte. Dieser nickte zum
Zeichen, dass er verstanden hatte, obwohl auch er ehrlich mit
Charlotte zu fühlen schien.
    Charlotte
war dieser Gesprächsverlauf alles andere als angenehm. Sie hatte
doch unbedingt vermeiden wollen, zu viel von sich preiszugeben und
nun hatte sie ausgerechnet im Beisein des Captains derart die Fassung
verloren. Sie wischte sich verschämt die unerwünschten
Tränen ab, die ihr die Wange hinabgelaufen waren und fand zu
ihrer Erleichterung ihre Beherrschung wieder, was mit einem
anerkennenden Lächeln von Dr. Banning quittiert wurde.
    » Mein
Kind, erzählen Sie mir doch etwas mehr über die Forschungen
Ihres Vaters. Sie scheinen ja recht gute Kenntnisse über seine
Arbeit zu besitzen. Wir sollten uns allerdings zu Ihrem Onkel
gesellen. Er sitzt da recht verloren in seinem Sessel, obwohl er ja
auch sehr müde zu sein scheint.«
    » Ja,
Sir, wir machen uns alle große Sorgen um ihn.« Charlotte
griff begierig das neue Thema, das von ihrer Person ablenkte, auf.
»Ich fürchte, es ist das Herz. Heute Nachmittag ging es
ihm nicht sehr gut. Wir sollten um seinetwillen nicht zu lange
bleiben, aber ich denke, meine Tante wird entscheiden, wann wir
gehen.«
    Charlotte
war, gefolgt von den beiden Gentlemen, zum Platz ihres Onkels
hinübergegangen und beugte sich nun über ihn. »Lieber
Onkel, ich hoffe, Sie befinden sich wohl. Ich werde mich nun zu Ihnen
setzen.«
    » Ach,
mein Kind, es war ein Genuss, dich spielen zu hören. Was für
ein guter Gedanke von mir, dich zu uns zu holen.«
    » Ich
hörte, Sir, dass Ihre Nichte die Tochter des bekannten
Wissenschaftlers William Brandon ist«, begann nun Dr. Banning
ein Gespräch. »Sie haben sie ja, wie ich vernahm, aus
Griechenland zurückgeholt. Sagen Sie, was geschah denn mit den
Schriften von Mr Brandon und den bestimmt zahlreichen Artefakten?«
    » Nun,
ich wusste nicht allzu viel damit anzufangen, muss ich gestehen«,
erwiderte Sir Alistair. »Es war alles sehr verworren damals,
durch die Nachwirkungen der Epidemie. Die griechischen Behörden
waren völlig überfordert. Aber, … Sie bezeichnen Mr
Brandon als bekannten Wissenschaftler? Mir war nicht bewusst, dass er
das war. Ist es denn so angesehen, wenn jemand in der alten Erde
gräbt? Erstaunlich! Allerdings habe ich alles mit einigen
Schwierigkeiten nach London transferieren lassen. Hat mich damals
eine Stange Geld gekostet, aber ich wollte damit auch das Andenken
meiner Schwester wahren. Lady Millford war nicht begeistert davon und
wollte den Plunder, wie sie es nannte, nicht im Hause haben.«
    » Aber
Sir, Sie belieben zu scherzen! Das Lebenswerk von William Brandon ist
beileibe kein Plunder. Für die Wissenschaft ist es von großem
Wert. Mir scheint auch, dass viele antike Funde zum Nachlass
gehörten?«
    » Ja,
sogar eine ganz Menge. Mein Vater hatte eine äußerst
erfolgreiche Ausgrabung bei Delphi begonnen und war damals sehr im
Rückstand mit der Katalogisierung, obwohl sowohl Mutter als auch
ich ihm teilweise zur Hand gingen«, warf Charlotte ein.
    Dr.
Banning hob erstaunt die Augenbrauen. »So, Sie gingen ihm zur
Hand? Aber dann müssten Sie doch mit seiner
Katalogisierungsmethode vertraut sein?«
    » Ich
denke schon, Sir! Allerdings half ich ihm nur gelegentlich. Meine
Mutter war ihm die weitaus größere Hilfe«, erwiderte
Charlotte bescheiden.
    Captain
Battingfield brachte sich nun auch in das Gespräch ein. »Konnten
Sie den Nachlass Ihres Vaters denn inzwischen in Augenschein
nehmen?«, fragte er an Charlotte gewandt.
    » Wie
ich schon sagte, Captain, ich ließ das alles nach London
überführen, wo es von einem Mittelsmann eingelagert wurde«,
antwortete Sir Alistair stattdessen.
    » Das
ist ja die Nachricht des Tages, Sir Alistair«, rief da Dr.
Banning aus, »Sie glauben nicht, welch

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