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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Hall erneut zu besuchen. Und sei es auch nur deshalb, weil
ich mit Eifersucht darüber wachen werde, dass Sie mir mindestens
genauso viel Zeit widmen wie unserem werten Mr Fortescue hier. Wäre
das nicht in Ihrem Sinne, Miss Brandon?«, fragte er lauernd und
fügte, nachdem sie ihm schließlich mit einem Nicken
geantwortet hatte, hinzu: »Ich darf mich dann also empfehlen?«
    Terency
erhob sich, verbeugte sich sehr galant vor den Damen und schritt in
vollendeter Eleganz aus dem Raum.
    » Was
für ein schöner Mann, und so elegant«, seufzte Miss
Millicent, als seine Schritte vor der Tür verklungen waren. »Es
ist ja zu freundlich von Ihnen, Miss Brandon, dass Sie uns auch
einladen wollen. Meinen Sie denn, Sir Alistair und Lady Millford sind
damit einverstanden?«
    » Ich
denke schon«, gab Charlotte zurück, »Meine Tante
wird sicher zustimmen, wenn sie hört, dass Mr Terency den
Vorschlag gemacht hat und Ihre Anwesenheit erwartet; und ich«,
fügte sie hinzu, »wäre sehr froh, wenn ich mit diesem schönen Mann nicht allein die Zeit
verbringen müsste.«
    Mary
Fortescue lächelte verschwörerisch, »Ja, er ist recht
schön und recht forsch, unser ehrenwerter Mr Terency, nicht
wahr?«
    » Allerdings!
Etwas zu schön und zu forsch für meinen
Geschmack«, stimmte Charlotte trocken zu, was dazu führte,
dass die beiden Schwestern in wildes Gekicher ausbrachen, in das die
anderen beiden schließlich einstimmten.

Kapitel
10

    Mitte
Dezember bog eine Kutsche im angesehenen Londoner Stadtteil
Kensington in den Woodsford Square ein. Es war bereits späterer
Nachmittag und längst Zeit für den Tee, sodass nicht allzu
viele Spaziergänger unterwegs waren. Nur die zu dieser
Jahreszeit unvermeidlichen Kohlehändler waren mit ihren Waren in
den Straßen zu sehen. Am Woodsford Square befanden sich einige
schmucke, zweistöckige Stadthäuser mit hübschen
schmiedeeisernen, mit goldenen Speerspitzen oder stilisierten
Löwenköpfen geschmückten Zäunen. Schritt man die
säulenumkränzten weißen Marmortreppen hinauf und
klopfte an eine der schweren Eichentüren, so wurde in der Regel
von einem äußerst vornehmen Butler geöffnet, vor
dessen gestrengem Blick nur wirklich würdige Besucher Gnade
fanden.
    Bei
dem müden Reisenden, der eben eine solche Treppe hinaufschritt
und an eine ebensolche Eichentür klopfte, handelte es sich um
niemand anderen als Captain John Battingfield, der seinen Bruder
Honourable David Battingfield besuchte. Dieser war, wie zumindest in
Kensington allgemein bekannt, trotz seines jugendlichen Alters von
nur dreißig Jahren bereits ein recht erfolgreicher Anwalt, der
Angehörige der besten Londoner Gesellschaft zu seinen Klienten
zählte. Diesen Erfolg hatte er sowohl seiner Tüchtigkeit
als auch seinem wohlklingenden Namen zu verdanken, denn der Name
Battingfield hatte besonders in der Londoner Admiralität einen
außerordentlich guten Ruf.
    Da
England seine gute wirtschaftliche Entwicklung und den Ausbau der
Handelswege vor allem dem Sieg bei Trafalgar verdankte, den Admiral
Nelson 1805 (15) mit seiner Flotte so tapfer gegen die angreifenden
und nicht zuletzt das englische Selbstverständnis bedrohenden
Truppen des korsischen Usurpators errungen hatte, war die Admiralität
und alle, die damit zusammenhingen, maßgeblich am Erfolg
beteiligt. Auch John Battingfield hatte an besagter legendärer
Schlacht als junger Leutnant von kaum zwanzig Jahren teilgenommen und
war dabei durch besondere Tapferkeit und Besonnenheit äußerst
positiv aufgefallen, was ihm als einem der jüngsten Mitglieder
des Offiziers-Corps die frühzeitige Verleihung eines
Kapitänspatents und inzwischen das Recht, den Titel eines Barons
zu tragen eingebracht hatte. Mit Bedauern, aber Verständnis für
seine Pflichten hatte man nach dem Tod des alten Baron of Dullham das
Ausscheiden des erfolgreichen und ungemein beliebten Kapitäns
aus dem aktiven Dienst zur Kenntnis genommen.
    » John,
alter Junge. Wieder zurück in old London? Na, wie geht’s?
Wie war deine Reise? Sieht so aus, als hätte dein Pferd oder
aber der Kutscher einen Schluckauf gehabt, oder warum schaust du so
trüb aus der Wäsche?« David Battingfield bemerkte auf
den ersten Blick, dass sein Bruder ausnehmend schlechter Stimmung
war.
    Battingfield
bemühte sich um einen fröhlicheren Gesichtsausdruck und
umarmte seinen jüngeren Bruder herzlich. Die beiden verstanden
sich, nach den unvermeidlichen Rangeleien der Jugendjahre, bestens
und vertrauten einander

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