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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Gesprächs war, erfüllte sie mit besorgter Unruhe.
Natürlich war ihr nicht verborgen geblieben, dass die Ehe der
Battingfields unter einem nicht allzu guten Stern stand. John
Battingfield hatte Gwendolyn Wellesley vor über zehn Jahren auf
ausdrücklichen Wunsch seines Vaters geehelicht. Der alte Baron
war sehr standesbewusst gewesen und hatte alles daran gesetzt, dass
der Name und das Erbe der Battingfields angemessen – und
angemessen hieß in diesem Fall in Verbindung mit einem noch
ehrwürdigeren Adelsgeschlecht – weitergetragen wurde.
Gwendolyn Wellesley war überdies eine ausgesprochen reizvolle
Frau, die dem Schönheitsideal der Gesellschaft fast in allen
Bereichen entsprach. Trotz ihrer Schönheit, ihrem hervorragenden
Namen und 25.000 Pfund mangelte es der jetzigen Lady Gwendolyn
Battingfield allerdings an etwas, was für ihren Schwager
außerordentlich wichtig zu sein schien: nämlich an
lebhaftem Geist, echtem Interesse an der Welt und Mitgefühl für
die weniger vom Schicksal Begünstigten. Fähigkeiten, die
John Battingfield in hohem Maße besaß und die er auch an
seiner Partnerin mehr als alles geschätzt hätte, würde
diese darüber verfügt haben.
    Der
unwillige Ausdruck, der für einen kurzen Augenblick über
John Battingfields Gesicht huschte, zeigte ihr, dass sie mit ihrer
Vermutung richtig lag. Es gab Probleme auf Dullham Manor.
    » Lady
Battingfield hat gerade ihre Mutter zu Gast; nun schon seit sechs
Wochen …«, begann ihr Schwager.
    » Du
lieber Himmel, sechs Wochen diese alte Fregatte im Hause! Kein
Wunder, dass du schlechter Laune bist!«, rief da ihr Mann
dazwischen. »Ich glaube, ich wäre schon ausgewandert, aber
du warst ja schon immer der Besonnenere von uns beiden.«
    » David!«,
mahnte Mrs Battingfield ärgerlich.
    » Tatsächlich
hatte ich diesen Gedanken erwogen«, gab John mit sarkastischem
Lächeln zu.
    » John,
ich denke, du solltest deiner Gattin etwas mehr entgegenkommen. Du
weißt, sie hat Freude an Bällen und dem Stadtleben. Nun
hast du sie nach Dullham Manor verschleppt. Ich weiß, ich weiß
…«, beeilte sich Mrs Battingfield, den Widerspruch der
beiden Brüder im Keim zu ersticken: »Dullham Manor ist
wunderschön und außerdem eure Heimat, die ihr über
alles liebt. Auch ich liebe es. Aber das muss nicht für jeden so
sein. Gwendolyn weiß in einer solchen Umgebung nichts mit sich
anzufangen. So ist sie nicht erzogen worden. Sie wurde von klein auf
dazu angehalten, sich zu präsentieren und zu renommieren. Wenn
sie sich nicht in ihrem Element bewegen kann – und das ist nun
einmal die feine Gesellschaft mit ihren Festen, Bällen und
Einladungen zum Tee oder Dinner –, fühlt sie sich wie eine
Pflanze ohne Wasser. Außerdem warst du die ersten neun Jahre
eurer Ehe fast nur auf See. Ihr hattet keine Zeit, euch aneinander zu
gewöhnen. Und darüber hinaus ist sie jetzt schon
zweiunddreißig. Höchste Zeit für Nachwuchs, findest
du nicht?«
    Battingfield
machte den Mund auf, um zu widersprechen, schloss ihn dann aber
wieder und nickte ergeben. »Du hast recht, Anne! Ich weiß
es ja selbst. Sie langweilt sich! Aber was soll ich tun? Sie wünscht
sich ein gesellschaftliches Leben und munteres Treiben bei uns. Aber
ich muss sagen, sie ist zu träge, es zu organisieren und diese
Pflicht obliegt nun einmal den Frauen. Umso mehr, da ich nicht allzu
großen Wert auf derlei lege. Ich weiß nicht, was sie den
ganzen Tag tut. Ich habe mich ehrlich bemüht, sie mit
einzubeziehen in meine Arbeit als Herr auf Dullham Manor. Sie könnte
doch auch Verantwortung tragen, zum Beispiel für die soziale
Stiftung in unserer Gemeinde, aber das interessiert sie nicht. Nichts
was ich ihr vortrage, nichts was mein Interesse erweckt, lässt
das ihre auch nur aufkeimen. Nur ein Kind wünscht sie sich
wirklich, und weiß Gott, ich bemühe mich auch darum …«
    » Also
wirklich, John«, wandte da sein Bruder mit leichter Empörung
ein, »man bekommt geradezu den Eindruck, als ob diese größte
aller ehelichen Freuden dir eine lästige Pflicht wäre.«
    John
erwiderte nichts darauf, aber der bittere Ausdruck in seinen Augen
ließ Anne Battingfield erschauern. Hier gab es allerdings große
Probleme.
    » Ich
denke, ich werde mich jetzt zurückziehen«, unterbrach sie
deshalb die Unterhaltung, die eine recht bedrückende Wendung
genommen hatte. »Es gibt einiges vorzubereiten, da wir ja nun
einen unverhofften, wenn auch umso gern geseheneren Gast bei uns
haben. Ich freue mich wirklich, dass du

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