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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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bedingungslos. David Battingfield nahm
deshalb auch die notarielle und anwaltliche Abwicklung aller
geschäftlichen Transaktionen seines Bruders vor und kümmerte
sich um dessen Vermögensverwaltung in London und Übersee.
    Plötzlich
wurde die Tür zum Salon aufgerissen und eine vierköpfige
Kinderschar purzelte heraus, gefolgt von einer hübschen,
aschblonden Frau um die dreißig. Die Kinder klammerten sich an
die Beine des Besuchers und schrien durcheinander, ob Onkel John
ihnen denn etwas mitgebracht hätte, was dieser bejahte und
einiges an Zuckerzeug aus seiner Manteltasche hervorkramte. Dies
brachte ihm einen strafenden Blick von Mrs Anne Battingfield ein,
denn um sie handelte es sich bei der Dame, was er jedoch mit einem
Lächeln quittierte. Man habe ihm das Zeug in Salisbury, wo er
vom Pferd auf die Kutsche umgestiegen war, nahezu aufgedrängt.
»Nun komm doch erst mal herein, John. Kinder, lasst ihn jetzt
in Ruhe! Mrs Dawes, nehmen Sie doch die Kinder mit nach oben. Man
versteht ja sein eigenes Wort nicht mehr!«, wies Mrs
Battingfield die ältere Kinderfrau an, die ebenfalls aus dem
Salon gekommen war.
    Dankbar
trat John Battingfield ein, setzte sich, nachdem ihm der Butler
seinen Garrick (16) abgenommen hatte, in einen der gemütlichen
Sessel und ließ sich von der Hausherrin etwas Tee zubereiten,
während sein Bruder ihm gegenüber Platz nahm.
    » Also,
John, was führt dich her, außer die übergroße
Sehnsucht nach unserer Rasselbande?«, begann sein Bruder das
Gespräch.
    Battingfield
streckte behaglich die Beine und nahm mit einem dankbaren Nicken den
Tee entgegen. »Ich wollte mich nach dem Stand der Geschäfte
erkundigen, insbesondere, weil ich plane, die Einlage in die Stiftung
weiter anzuheben, sofern dies aus den Gewinnen der Plantagen möglich
ist.«
    » Und
deshalb kommst du extra den weiten Weg aus Dullham Manor? Da steckt
doch noch etwas anderes dahinter?«, hakte David Battingfield
nach. Er kannte seinen Bruder zu gut, um nicht sofort zu spüren,
dass es sich bei dem Genannten nur um vorgeschobene Gründe
handeln konnte.
    » Ja,
ich wollte hier auch noch etwas anderes erledigen«, bekannte
sein Bruder. »Ich möchte mich um den Nachlass eines
gewissen William Brandon kümmern. Die Sachen sollen hier bei den
Dockyards in der Verwaltung eines gewissen Mr Smith, der sein Büro
in Deptford hat, eingelagert sein.«
    David
hob erstaunt die Brauen. »William Brandon …? Nie gehört
… oder doch, ja, da fällt mir ein: Steht dieser Name
nicht irgendwie in Verbindung mit den Millfords, aber ich bin mir
nicht sicher?«
    » Ich
staune immer wieder über dein phänomenales Gedächtnis,
Bruder! Kein Wunder, dass du dir diesen ganzen langweiligen
Paragraphenkram merken konntest. Mir wäre das schlicht
unmöglich.« John Battingfield grinste frech. Er wusste aus
Erfahrung, dass sich sein Bruder ärgerte, wenn man seinen Beruf,
der gleichzeitig seine Leidenschaft war, als Paragraphenkram
bezeichnete.
    Diesmal
tat ihm David den Gefallen nicht. Er war bereits zu sehr mit den
interessanten Neuigkeiten eines geheimnisvollen Nachlasses
beschäftigt.
    » William
Brandon, ja … jetzt erinnere ich mich, ich glaube, Mutter hat
es einmal erwähnt. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit,
versteht sich, denn Mutter klatschte ja nie …«
    » Zumindest behauptete sie das«, merkte John
trocken an.
    » Unterbrich
mich nicht immer! War das nicht dieser dubiose Mensch, mit dem Elisa
Millford vor vielen Jahren durchgebrannt ist? Muss ja ein ganz
schöner Skandal gewesen sein damals.«
    » Du
bist wie immer brillant, Bruder. Tatsächlich handelt es sich um
genau diesen.«
    » Und
was hast du damit zu schaffen? Das ist doch eine Angelegenheit der
Millfords«, fragte David erstaunt.
    John
informierte daraufhin seinen Bruder und dessen Frau darüber,
dass Dr. Banning sich dem Nachlass widmen wolle und streifte dabei am
Rande auch eine gewisse Charlotte Brandon.
    » Lieber
John«, meldete sich da Mrs Battingfield, die bisher geschwiegen
hatte, zu Wort, »wie geht es eigentlich deiner Frau? Wäre
sie nicht gerne mitgekommen nach London?«
    Mit
typisch weiblicher Intuition hatte die feinfühlige und
intelligente Mrs Battingfield den Grund für die nur unzureichend
unterdrückte Missstimmung ihres Schwagers herausgehört. Das
mehr als beiläufige Erwähnen dieser Charlotte Brandon und
die Tatsache, dass das Wohlergehen Lady Battingfields heute das erste
Mal – und dann auch noch mehr auf ihre Initiative hin –
Thema des

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