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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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gleichermaßen. Er schenkte ihr
für einen kurzen Augenblick die Wärme, derer sie jetzt
bedurfte und wandte sich dann dem Ausgang zu.

Kapitel
9

    Charlotte
erwachte am nächsten Morgen nicht allzu früh, zog sich an
und ging die Treppe hinunter in die Empfangshalle, wo sie auf Arthur
traf. Ein Großteil der Gäste sei bereits abgereist, teilte
ihr Arthur mit, ein kleinerer Teil schliefe noch. Lady Millford sei
schon seit dem frühen Morgen auf den Beinen und momentan in den
Räumen Sir Alistairs, der einen Ruhetag wegen der anstrengenden
Ballnacht einlegen wolle. Im Übrigen stünde im
Frühstückszimmer alles für die Morgenmahlzeit bereit.
    Charlotte
bedankte sich und machte sich auf den Weg ins Frühstückszimmer.
Als sie die Hand auf die Türklinke legte, wurde die Zimmertür
plötzlich von innen aufgerissen und eine recht verstört
wirkende Emmy, beladen mit einem vollen Tablett mit benutztem
Geschirr, wäre beinahe in sie hineingerannt. Charlotte rettete
sich mit einem Satz zur Seite, während es Emmy in letzter
Sekunde schaffte, das Geschirr vor dem Absturz zu bewahren.
    » Um
Himmels willen, Emmy! Nicht so stürmisch!«, rief Charlotte
völlig überrascht. Eine solche Unachtsamkeit war wirklich
ungewöhnlich für Emmy, die sich sonst außerordentliche
Mühe gab, ihre Aufgaben zur größten Zufriedenheit
ihrer Herrschaft zu erfüllen. »Du kannst einem am frühen
Morgen ja schon einen ordentlichen Schreck einjagen. Nun, jetzt bin
ich wenigsten völlig wach!« Letzteres war eigentlich
scherzhaft gemeint, aber Emmy ging nicht darauf ein. Mit gesenktem
Kopf ein »Verzeihen Sie, Miss Brandon«, murmelnd, beeilte
sich die junge Dienstmagd, ihr Tablett Richtung Küche zu tragen.
Charlotte schaute ihr kopfschüttelnd nach und betrat dann den
Frühstücksraum.
    Dieser
war im Moment leer bis auf einen einzigen Gast. Es handelte sich, wie
Charlotte zu ihrem unsäglichen Bedauern feststellen musste, um
Mr Gaylord Terency. Leider konnte sie sich jetzt nicht mehr
zurückziehen und nahm gezwungenermaßen ihm gegenüber
am großen Tisch Platz.
    Terency
war bester Laune: »Ah, guten Morgen, Miss Brandon! Frisch wie
der junge Tag und von blühendem Aussehen! Was bin ich doch für
ein Glückspilz, vor meiner Abreise mit Ihnen noch speisen zu
können. Ich habe schon bedauert, Sie vielleicht nicht mehr zu
sehen, denn ich muss heute noch nach London zurück. Wichtige
Termine, Sie verstehen?«
    Charlotte
hätte ihm gerne geantwortet, dass das Bedauern ganz und
ausschließlich auf seiner Seite lag und sie auf die
Gesellschaft von the right honourable Gaylord Terency herzlich
gerne verzichtet hätte, aber sie antwortete höflich: »Wie
bedauerlich, Mylord, aber ich darf Sie keinesfalls von Ihren
unaufschiebbaren Geschäften fernhalten. Ich hoffe, Sie wieder
einmal hier auf Millford Hall begrüßen zu können.«
    » Meine
verehrte Miss Brandon, tatsächlich werden Sie das und in nicht
allzu ferner Zukunft. Ich sprach bereits mit Ihrer wunderbaren Tante,
Lady Millford, die mich inständig darum bat, doch recht bald
wieder vorbeizuschauen und ich habe ihr versprochen, nach Weihnachten
wieder vorstellig zu werden. Da ich nun weiß, welch verborgene
Schönheit hier auf dem Lande blüht«, hier umspielte
ein durchaus unangenehmer Zug seinen Mund, »werde ich natürlich
hierhereilen, sobald ich kann. Wie könnte ich das schmutzige
London dieser Tage Ihrem Liebreiz vorziehen, meine Teuerste?«
    Charlotte
starrte ihn an. Was wollte dieser Mensch nur von ihr? Er konnte es
wohl kaum ernst meinen mit seinen Komplimenten. Ihre Tante war
offenbar, jenseits aller Realität, so erpicht darauf, diesen
Schwiegersohn in spe zu kapern, dass sie wohl all ihre
Überredungskunst eingesetzt hatte. Das musste es sein. Einen
anderen Grund konnte es nicht geben. Sie hatte nach wie vor keine
Zweifel daran, dass dieser Mann sich seine Verehrerinnen unter
Dutzenden aussuchen konnte und keinesfalls echtes Interesse an ihr
hegte, ein lächerlicher und überdies unangenehmer Gedanke,
den sie schnell beiseiteschob.
    » Ich
bin erfreut, das zu hören, Mylord.« Nach dieser lapidaren
Antwort widmete sich Charlotte mit ganzer Konzentration der
Zubereitung ihres Tees. Sie wusste nicht, worüber sie sich mit
diesem selbstverliebten Mann hätte unterhalten sollen. Es trat
ein recht unangenehmes Schweigen ein, das glücklicherweise und
zu Charlottes großer Erleichterung durch das Eintreten der drei
Fortescues unterbrochen wurde.
    Die
beiden Schwestern waren trotz des

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