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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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darum, die in ihr
aufsteigende Beklemmung zu unterdrücken. »Bitte, wir
wollen nicht mehr davon sprechen.«
    Battingfield
sah ihr eine Weile prüfend in die Augen und nickte schließlich.
»Wie Sie es wünschen, Miss Charlotte. Ich habe kein Recht,
in dieser Sache weiter in Sie zu dringen.«
    Er
wandte sich dem alten Freund zu, der immer noch den Schlaf des
Gerechten schlief: »Raus aus den Federn, Walter! Du verschläfst
noch den ganzen Morgen, das ist nicht höflich im Beisein einer
jungen Dame!«
    Es
dauerte etwas, bis Dr. Banning Morpheus’ Armen vollständig
entkommen war. Mit einem verschämten Lächeln setzte er die
Perücke auf und rückte seine Brille wieder zurecht und
begab sich als Letzter hinter den Paravent für seine
Morgentoilette. Inzwischen hatten die anderen beiden zusammen ein
prächtiges Frühstücksmahl hergerichtet, den Raum in
Ordnung gebracht und die Fensterverschläge des Observatoriums
geöffnet, um die strahlende Morgensonne einzulassen. Es war ein
herrlicher Morgen und Charlotte bedauerte ehrlich, dass sich ein
ausgedehnter Spaziergang über die Hügel vor ihrer Rückkehr
nach Dullham Manor wegen ihres Sturzes am Vorabend verbot. Die beiden
Gentlemen hatten selbstverständlich von solchen Plänen
nichts hören wollen und bestanden angesichts ihrer Beschwerden
darauf, unverzüglich nach dem Frühstück aufzubrechen.
Da nutzte es auch nichts, dass Charlotte wieder und wieder
versicherte, die Sache sei des ganzen Aufhebens nicht wert. Gegen die
ehrliche Sorge ihrer beiden Begleiter um ihr Wohlbefinden kam sie
einfach nicht an.
    Etwa
eine Stunde später machten sie sich gut gestärkt auf den
Weg und wanderten den Pfad, den sie gestern gekommen waren, wieder
hinab. Charlotte, die beschlossen hatte, sich gegenüber Captain
Battingfield in noch größerer Zurückhaltung zu üben,
hatte sich vorsorglich bei Dr. Banning eingehakt und unterhielt sich
mit diesem angeregt.
    Battingfield
wanderte neben ihnen und wirkte, je näher sie Dullham Manor
kamen, mehr und mehr verschlossen, fast missmutig. Banning gab in der
Zwischenzeit unbeirrt Anekdoten aus seiner Jugend zum Besten. Als
Student hatte er keine Gelegenheit zu einem Streich ausgelassen und
damit seine Professoren in Oxford zur Weißglut gebracht. Er
hatte ein außerordentliches erzählerisches Talent und
verstand es, seine Beschreibungen besonders schrulliger Professoren
in einem Maße komödiantisch auszuschmücken, dass
Charlotte schließlich nach Luft schnappend um Erbarmen bat. Es
sei, so flehte sie, weder ihrem zerschundenen Gesicht noch ihren
Rippen eine weitere Malträtierung zuzumuten, die er zweifellos
hervorriefe, wenn er sie weiter so zum Lachen reize. Dr. Banning
versprach daraufhin, nur noch ernste Themen anzusprechen und dies mit
einer solchen Leichenbittermiene, dass Charlotte wieder kichern
musste.
    » Nein,
ich meine es jetzt wirklich ernst. Es wäre ja unverantwortlich,
Sie weiter zu quälen, meine Liebe«, sagte Dr. Banning
schließlich und wandte sich seinem Freund zu. »Welche
Laus ist dir denn über die Leber gelaufen, John? Es ist ein
herrlicher Morgen nach einem anregenden Abend. Wir haben charmante
Begleitung, und du machst ein Gesicht wie bei einer Beerdigung.«
    Battingfield
zwang sich zu einem Lächeln. »Verzeihung, ich war einfach
in Gedanken.«
    » Und
was wälzt du schon für schwere Gedanken am frühen
Morgen?«
    » Ach,
es ist nichts! Da wir gerade von ernsten Dingen sprechen. Ist der
alte Doyle tatsächlich gestorben? Das kam doch recht
überraschend.«
    » Ah,
es ist gut, dass du mich darauf ansprichst. Ich habe durch meinen
Schreck über den Unfall von Miss Charlotte ganz vergessen …
nicht wahr, ich darf Sie doch so nennen? Ich habe ohnehin den
Eindruck, dass Sie sich an den Namen Millford noch nicht richtig
gewöhnt haben«, wandte sich Banning lächelnd an
Charlotte, um dann wieder an Battingfield gerichtet mit ernsterer
Miene fortzufahren, »nun, ich vergaß, dir zu berichten,
dass er gestern in meinem Beisein verstorben ist. Es war das Herz,
meint Dr. Fowler. Er hatte wohl nicht lange zu leiden. Schlimmer
steht es um seine Tochter. Sie ist ganz außer sich vor Sorge,
was nun aus ihr und den Kindern werden soll. Wie du weißt, ist
sie Witwe und nach dem Tod ihres Mannes wieder zu ihrem Vater auf den
gepachteten Hof gezogen. Ihr ältester Sohn, David ist sein Name,
ist jetzt erst vierzehn Jahre alt. Ein fleißiger, williger
Junge, aber noch etwas zu jung, um die ganze Last der Bewirtschaftung
allein

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