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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Verwegenheit verlieh.
Charlotte erlaubte es sich, ihren Blick ein wenig auf seiner
anziehenden, schlafenden Gestalt verweilen zu lassen. Sie verspürte
plötzlich ein seltsames Flattern in ihrem Innersten, das sie so
noch nie empfunden hatte. Da öffnete der Captain die Augen und
sah sie an. Für einen kurzen Moment hielt sie seinem offenen
Blick stand, aber dann wandte sie sich mit einem Ruck ab. Sie fühlte
sich ertappt und schämte sich. Hatte sie sich nicht erst
kürzlich geschworen, ihren unerlaubten Gefühlen für
diesen Mann keinen Raum mehr zu geben? Das schien schwerer zu sein
als gedacht. Trotzdem durfte sie sie nicht weiter zulassen.
Unwillkürlich ballte sie die Hände zu Fäusten, schloss
die Augen und sagte sich streng: Nimm dich zusammen, Charlotte! Es
darf nicht sein und das weißt du!
    Sie
brauchte einen Augenblick, um ihre innere Balance wieder zu erlangen.
Zu ihrer großen Erleichterung gelang es ihr schließlich.
Dann trat sie hinter dem Paravent hervor und ging rasch zum Kamin
hinüber, um das erloschene Feuer neu zu entfachen. Es war so
früh im Jahr am Morgen noch recht kalt. Sie fröstelte,
während sie mit zitternden Händen das Holz aufschichtete
und die letzten verbliebenen Glutfünkchen anblies.
Möglicherweise war es aber gar nicht die Kälte, die ihr
Zittern verursachte. Sie wusste es selbst nicht zu sagen. Plötzlich
spürte sie, wie ihr von hinten eine der warmen Decken um die
Schultern gelegt wurde. Sie zog die Enden der Decke vor der Brust
zusammen, wickelte sich vollends ein und wandte sich dann um. Der
Captain stand dicht vor ihr und lächelte sie freundlich an, als
wäre nicht das Geringste vorgefallen. Empfand vielleicht nur sie
selbst die unerträgliche Spannung der Situation?
    » Haben
Sie gut geschlafen, Miss Charlotte?« Sein unverfänglicher
Tonfall, der nicht recht zu der seltsamen Vertraulichkeit seines
Blickes passen wollte, irritierte und beruhigte sie gleichermaßen.
    » Ja,
danke! Nach der Wanderung an der frischen Luft gestern und unserem
höchst interessanten Abend unterm Sternenzelt habe ich wirklich
selig geschlafen. Allerdings habe ich die Furcht, ich biete heute
keinen sehr angenehmen Anblick. Kann es sein, dass meine Wange
stärker geschwollen ist als gestern? Es fühlt sich
zumindest so an«, sagte sie und trat dabei etwas zurück.
Es war sicher das Beste, ihn nicht noch einmal dazu zu verleiten, ihr
zu nahe zu kommen.
    Er
ließ sich nichts anmerken. Wahrscheinlich hatte sie seinen
Blick vorhin missverstanden und hatte nur selbst Mühe damit,
ihre Empfindungen zu kontrollieren. Umso besser!
    » Allerdings!
Walter hatte ganz recht mit seinem Vergleich gestern. Sie sehen aus,
als hätten Sie eine veritable Schlägerei hinter sich. Tut
es sehr weh?«, fragte er mitfühlend.
    Sie
lächelte vorsichtig. »Um ehrlich zu sein, ein wenig schon
… aber das ist der Preis für meine Unvorsichtigkeit. Ich
werde es mir merken! Es war auch sehr dumm von mir, so im Dunklen
voranzustürmen.«
    » Sie
hätten doch den
Mantel annehmen sollen. Allerdings habe ich Sie zu der Dummheit, wie
Sie es nennen, angestiftet und deshalb gebührt mir der Tadel.«
    » Nachher
ist man immer klüger. In Zukunft werde ich Ihren Rat sofort
annehmen, Captain, Sir!«, fügte sie in militärischem
Tonfall und mit einem kleinen Lachen hinzu, froh darüber, dass
eine gewisse Entspannung eintrat. »Aber wir wollen uns nicht
damit aufhalten. Ich werde jetzt das Frühstück bereiten.
Ich habe nun wirklich Hunger, vor lauter Forschergeist habe ich
gestern ganz versäumt, etwas zu essen. Es war alles so
interessant.«
    » Das
freut mich zu hören! Sie sind auch ein außergewöhnlich
interessierter und verständiger Gast gewesen. Es war mir eine
Ehre. Ich hoffe, Sie werden mich noch öfter hierherbegleiten,
auch wenn Sie wieder in Millford Hall sind. So weit ist es ja nicht.«
    Charlotte
senkte den Blick und schüttelte bedauernd den Kopf: »Ich
weiß nicht, ob das möglich ist, Captain! Ich denke, dass
ich trotz allem Ihre Gastfreundschaft nicht mehr allzu lange in
Anspruch nehmen sollte. Und ich fürchte, meine Tante hat ihre
eigenen Pläne.«
    » Und
Ihre Tante darf so sehr über Sie verfügen?«
    Charlotte
seufzte leise. »Ich fürchte, das darf sie«, sagte
sie und sah wieder zu ihm auf. »Ich habe mich durch meinen
eigenen Entschluss an das Haus der Millfords gebunden. Vielleicht war
das ein Fehler. Damals erschien es mir unter den gegebenen Umständen
die richtige Entscheidung zu sein.« Sie rang

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