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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Verzeihen
Sie, Gentlemen, das alles interessiert Sie wahrscheinlich nicht und
klingt sogar lächerlich für Sie. Ich bin wohl ein wenig aus
der Art geschlagen. Vielleicht muss man aber auch meinem Vater die
Schuld geben, der mir in meiner Kindheit zu viele Flausen in den Kopf
gesetzt hat. Allerdings«, fügte sie nach einer kleinen
Pause nachdenklich hinzu, »möglicherweise würde ich
sogar, wie Miss Herschel, gerne das Los einer unverheirateten alten
Jungfer wählen, wenn ich mich dafür mit all diesen Wundern
beschäftigen dürfte. Ja, ich würde ein solches Leben
gar als Geschenk empfinden.« Charlotte erhob sich, ohne eine
Erwiderung seitens ihrer beiden in Erstaunen verstummten Zuhörer
abzuwarten, um nach dieser vielleicht zu emotionalen Einlassung
wieder zur Ruhe zu kommen. Eine weitere Tasse Tee würde sicher
hilfreich sein. Dieser Tag war voller widerstreitender Gefühle
und Empfindungen für sie gewesen. Sie war völlig
durcheinander. Ein Blick auf die modernen Regulatoren (30) der
Sternwarte zeigte ihr, dass es auch schon weit nach Mitternacht war.
Sie zog sich besser zurück, bevor sie noch mehr Unsinn redete.
    Ganz
in ihre Gedanken versunken und an ihrem Tee nippend, bemerkte sie
nicht, dass Battingfield seinen Platz beim Okular verließ und
sich im Halbdämmer des heruntergebrannten Feuers dicht zu ihr
gesellte.
    » Charlotte,
ich halte Sie nicht für aus der Art geschlagen!« Seine
Stimme klang zärtlich, als er sich im Flüsterton an sie
wandte. »Ich wünschte, ich könnte mehr für Sie
tun, Ihnen das schenken, nach dem es Sie so sehr verlangt. Ich …«
    Charlotte
spürte deutlich, dass der Captain durch das, was ihm auf dem
Herzen brannte, kurz davor stand, sie beide in eine unhaltbare
Situation zu bringen. Es war an ihr, dem unbedingten Einhalt zu
gebieten. Sie unterbrach ihn hastig: »Bitte, Captain, schweigen
Sie, wir beide wissen, dass das nicht geht. Sie haben mir schon so
viel gegeben und ich bin Ihnen unendlich dankbar dafür. Aber wir
haben beide unsere Verpflichtungen. Ich werde meine Arbeit hier bald
abgeschlossen haben. Dann muss ich zurück nach Millford Hall und
werde den Weg einschlagen, der einer jungen Frau unweigerlich
vorgegeben ist. Es hat keinen Sinn, sich das Unmögliche zu
erträumen.«
    Er
wich zurück, als hätte sie ihm einen Schlag versetzt. Sie
sah, wie sehr ihn ihre Worte bedrängten und es tat ihr leid. In
wärmerem Tonfall fügte sie deshalb an: »Ich danke
Ihnen, Captain, für diesen unvergesslichen Tag. Sie haben mir
wirklich ein wunderbares Geschenk gemacht, das ich zu schätzen
weiß und in mir bewahren werde.«
    Dann
wandte sie sich Dr. Banning zu und sagte lauter: »Gemäß
Ihrer Anweisung werde ich mich nun etwas schonen und hinlegen. Ich
bin nun doch sehr müde und habe auch ein wenig Kopfschmerzen.
Möglicherweise ist diese dumme Beule daran schuld. Aber Sie
müssen sich deshalb nicht stören lassen. Ich bin so müde,
dass ich sicher gleich einschlafen werde. Gute Nacht, Gentlemen!«
    Damit
ging sie zu der kleinen, provisorisch mit einem Paravent abgeteilten
Nische mit den beiden Feldbetten, die von der Dienerschaft
vorsorglich aufgestellt worden waren, wickelte sich in die warmen
Decken und schlief unverzüglich ein.

Kapitel
17

    Charlotte
erwachte mit einem leisen Stöhnen. Ihre linke Seite schmerzte
noch von dem erlittenen Sturz und auch das Gesicht fühlte sich
leicht geschwollen an, mehr als am Abend zuvor. Vorsichtig erhob sie
sich von ihrem Lager, ordnete ihre Kleidung und wusch sich flüchtig
am bereitstehenden Waschtisch. Die beiden Männer hatten ihr, wie
es sich für Gentlemen gehörte, die improvisierte
Schlafkammer überlassen und sich auf den gemütlichen
Sitzgelegenheiten im Hauptraum des Observatoriums zur Ruhe gebettet.
Charlotte stellte sich auf die Zehenspitzen, um über den
Paravent hinweg nach den Schläfern zu schauen. Dr. Banning hatte
zwei zusammengeschobene Sessel zum Bett umgebaut. Die Perücke
lag auf seinem Schoß, was sein schütteres, ergrautes
Haupthaar sichtbar werden ließ. Die Augengläser hingen
schief auf der Nase und die Halsbinde zitterte im Rhythmus seines
Atems, während er leise vor sich hin schnarchte.
    John
Battingfield schlief auf dem verbliebenen Sessel. Er hatte sich
seiner Jacke und Weste entledigt und den hohen Kragen seines Hemdes
geöffnet, die Decke war ihm im Schlaf zu Boden geglitten. Auf
seinen Wangen zeichnete sich der dunkle Schimmer des Bartwuchses ab,
was seinen Gesichtszügen einen Hauch von

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