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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Händen.
    Als
erfahrener Seelsorger und Freund, der er war, ließ der ältere
der beiden Männer einige Augenblicke verstreichen, bevor er zu
sprechen begann: »John, ich weiß seit Langem, dass du
starke Gefühle für diese junge Frau hegst. Es ist
tatsächlich nicht zu übersehen und auch nur zu
verständlich. Sie ist wirklich bezaubernd und dazu überaus
gescheit. Auch ich muss zugeben, dass ich selten eine so begabte und
überaus anziehende Vertreterin ihres Geschlechts traf,
vielleicht mit ein oder zwei Ausnahmen. Zudem ist deine Ehe nicht
gerade glücklich zu nennen.« Als Battingfield halbherzig
zum Widerspruch ansetzte, wiegelte sein Freund kurzerhand ab: »Auch
das ist nicht zu übersehen, John. Selbst die Dienstboten reden
schon hinter vorgehaltener Hand darüber. Ihr passt einfach nicht
zusammen und du bist ein leidenschaftlicher Mann. Ich sagte damals zu
deinem Vater, dass es ein schwerer Fehler sei, dich zu dieser Ehe zu
drängen, aber er ließ nicht mit sich reden, starrsinnig
wie er war!« Banning schüttelte bei der Erinnerung an
dieses unerfreuliche Gespräch mit dem alten Baron unwillig den
Kopf. »Aber die Dinge sind nun einmal, wie sie sind. Dass du
die junge Frau zugrunde richtest, wenn du sie zu deiner Mistress (31)
machst, weißt du. Für ein solches Leben ist sie einfach
nicht geschaffen. Zum Glück hat sie bei eurem leichtsinnigen
Abenteuer einen klaren Kopf behalten. Du hättest nicht allein
mit ihr zur Sternwarte gehen sollen, das brauche ich dir ja nicht zu
sagen. Aber nun ist es eben geschehen. Du solltest ihr für ihre
erstaunliche Besonnenheit dankbar sein, erstaunlich vor allem, wenn
man ihre Jugend bedenkt. So musst du dir nichts vorwerfen, denn es
ist nichts geschehen, dessen du dich schämen müsstest. Auch
du hast dich ehrenhaft verhalten.«
    Battingfield
antwortete nicht. Er schien nach wie vor uneins mit sich selbst. Der
ältere der beiden Männer seufzte tief und fügte dann
verständnisvoll an: »Das ist eine schwere Prüfung für
dich, ich weiß, John! Aber ich kann dir als Seelsorger nur
sagen: Für unsere Gefühle kann man uns nicht verurteilen.
Sie sind wie die Wogen des Meeres und nicht zu bezähmen. Unsere
Entscheidungen sind es, die uns zu Heiligen oder Sündern machen.
Die Frage ist allerdings, wie du weiter vorgehen wirst. Sicher wäre
es eine Möglichkeit, sie bald zurück nach Millford Hall zu
schicken, aber das scheint mir über die Maßen hart für
die junge Dame zu sein. Sie hat sich schließlich nichts
zuschulden kommen lassen, und für deine Gefühle bist du
allein verantwortlich. Außerdem könnte sie dann ihre
Aufgabe nicht mehr zu Ende führen, an der ihr doch so viel
liegt, wie wir beide wissen. Das kann man ihr nicht antun.«
    Er
wartete einen Augenblick, um seinem jungen Freund die Gelegenheit zu
geben, eine Entscheidung zu treffen, doch Battingfield schwieg
weiterhin. Es war ihm aber anzusehen, dass er mit dem Gedanken,
Charlotte seines Hauses zu verweisen, alles andere als glücklich
war. Also fuhr Banning fort: »So bleibt nur eines: Nimm dich
zurück, John, aber sei weiterhin freundlich zu ihr. Sie hat es
verdient, zumal sie bei ihrer Tante, diesem Drachen in
Menschengestalt, ja kein liebes Wort erfährt. Je länger sie
ihr fernbleiben kann, umso besser für sie. Ein Blinder kann
sehen, dass sie unter der Härte und Lieblosigkeit dieser Frau
leidet. Wenn du sie wirklich liebst, John, und ich glaube, dass das
der Fall ist, dann nimm dich zurück und pass auf, wie du ihr
begegnest. Aber lass sie hierbleiben, so lange sie will. Meinst du,
du kannst das bewerkstelligen, mein Freund?«
    Der
Angesprochene verharrte immer noch in der vorher eingenommenen
Haltung, die seiner Verzweiflung beredt Ausdruck verlieh. Dann aber
holte er tief Luft und sah seinen Freund an: »Ich will’s
versuchen. Aber bei Gott, die schlimmsten Schlachten sind die, die
wir mit uns selbst ausfechten und nicht immer bleiben wir Sieger.«
    » Ja,
das ist wohl wahr, aber unsere gute Absicht ist es, die zählt.
Ich weiß auch keine andere Lösung, es tut mir leid. Ich
danke dir aber für deine Ehrlichkeit und ich hoffe, dass du
aufrichtig handeln und weder Miss Charlotte noch deiner Frau schaden
wirst.«
    Battingfield
nickte noch einmal, seufzte tief und begann, sich und seinem Freund
etwas Hochprozentiges einzuschenken. Dieser wandte sich nun dem Thema
zu, das sie noch zu besprechen hatten. Er wusste, dass der junge
Adelige schwer mit sich rang und wünschte, ihm besser helfen

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