Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)
verloren.«
»Es gibt
dort auch Hühner, und er hat ihre Betreuung übernommen. Es geht ihm nicht schlecht.«
»Und was
war mit diesem Mann im Spital, der ihm gedroht hat?«
»Das war
Brunner. Er wollte Kari dazu bringen, dass er der Polizei die Wahrheit sagt.«
»Und sein
Unfall?«
»Der konnte
nicht aufgeklärt werden. Wahrscheinlich ein ganz gewöhnlicher Autounfall.«
»So kann
man sich täuschen«, seufzt sie niedergeschlagen. »Ich war die ganze Zeit vollkommen
überzeugt, dass er es nicht gewesen ist. Deshalb habe ich dir auch nichts von dem
Brief erzählt.«
»Was für
ein Brief?«, fragt er postwendend.
»In einem
ihrer Briefe an ihren Geliebten Manuel hat Iris erwähnt, dass Kari einmal mit Fäusten
auf sie losgegangen ist.«
»Warum hast
du mir nichts davon gesagt?«, redet er dazwischen und sieht sie dabei vorwurfsvoll
an.
»Ich weiß
es nicht.«
»Du wolltest
Kari schützen, nicht wahr?«
»Es tut
mir leid. Aber hätte es etwas an der Sache geändert?«
Er antwortet
mit einem Schulterzucken. »Brunner wurde wegen Irreführung der Rechtspflege zu einer
bedingten Freiheitsstrafe verurteilt.«
»Lass uns
diese entsetzliche Geschichte nicht weiter aufwärmen«, bittet sie ihn. »Ich hole
uns noch eine Flasche Wein aus dem Keller.«
Er schaut
ihr nach, wie sie bedrückt das Wohnzimmer verlässt. Kurz darauf kommt sie mit dem
Wein zurück.
»Es ist
die letzte Flasche von dieser Sorte. Lass uns den guten Tropfen genießen.«
»Das werden
wir. – Wir haben übrigens Rofflers Mercedes auf dem Parkplatz des Restaurants Kittenmühle gefunden. Er war nicht verriegelt und der Schlüssel steckte.«
»Spuren?«
»Bis jetzt
keine, die uns weiterführen.«
»Ist das
nicht höchst merkwürdig?«
»Nein, der
Wagen wurde gereinigt.«
»Gehst du
davon aus, dass Joe in seinem eigenen Wagen zum Pflugstein transportiert wurde?«
»Ja, es
sei denn, er hat sich selbst zum Pflugstein gefahren und sich dort mit einer Dosis
Gift ins Jenseits befördert, was mir jedoch höchst unwahrscheinlich erscheint.«
»Was ist
mit seinem Handy, Laptop und all seinen Kleidern?«
»Wir haben
das ganze Abfuhrwesen auf Trab gehalten, doch bis jetzt wurde nichts gefunden.«
»Hast du
heute auch Alex vernommen?«, fragt sie unermüdlich weiter.
»Ja.«
»Wo?«
»Bei uns
in der Kripo-Leitstelle.«
»Was für
einen Eindruck hattest du von ihr?«
»Schwer
zu sagen. Sie war soweit ganz kooperativ.«
»Wie sprach
sie über Joe?«
»Sie wirkte
unberührt.«
»Glaubst
du, dass sie ihm vergeben hat?«
»Schwer
zu sagen.«
»Und wie
war ihre Antwort auf deine Frage, ob sie Joe getötet habe?«
»Ein klares
Nein.«
»Traust
du ihr einen Mord zu?«
»Darauf
kann ich dir im Moment keine Antwort geben.«
»Besitzt
sie ein Alibi?«
»Sie sagt,
dass sie den ganzen Abend mit ihrer Wohnpartnerin zu Hause war.«
»Und, was
haben die beiden gemacht?«
»Was man
halt so tut an einem Sonntagabend. Kochen, essen, fernsehen.«
»Hast du
auch danach gefragt, was sie gegessen haben?«
Er sieht
sie belustigt an. »Ich frage mich schon wieder, wer hier die Ermittlungen führt.«
»Du natürlich,
aber ein bisschen Frauenpower kann sicher nicht schaden.« Sie zwinkert ihm schelmisch
zu.
Er lehnt
sich auf seinem Stuhl zurück und antwortet schließlich: »Hackbraten mit Kartoffelstock.«
»Wurde Trix
auch befragt?«
»Ja, sie
hat Mannharts Alibi bestätigt.«
»Gibt es
Zeugen?«
Er nickt.
»Um dreiundzwanzig Uhr hat eine Nachbarin um Eier für einen Kuchen gebeten.«
»Bäckt man
so spät abends noch Kuchen?«, fragt sie ungläubig.
»Angeblich
hat sie für ein Quartierfest schon den ganzen Abend Kuchen gebacken«, erklärt er.
»Für den letzten fehlten ihr noch zwei Eier. Auch gibt es nach Mitternacht, um ein
Uhr fünfzehn, um genau zu sein, auf Mannharts’ Festnetzanschluss einen angenommenen
Anruf.«
»So spät
würde ich keinen Anruf mehr entgegen nehmen«, bemerkt sie kopfschüttelnd.
»Gut zu
wissen«, witzelt er. »Es scheint mir aber eher unwahrscheinlich, dass deine zierliche
Bekannte den Toten ins Auto verfrachtet, zum Pflugstein gefahren und ihn dort platziert
hat.«
»Vielleicht
war es Trix? Sie ist eine kräftige Person. Abgesehen davon ist Alex bestimmt nicht
die einzige Frau, die von Joe betrogen wurde.«
»Stimmt,
dennoch morden vor allem Männer«, gibt er zurück.
»Dafür rächen
sich verletzte Frauen an ihren Männern ein Leben lang.«
Was Viktoria
sagt, berührt ihn unangenehm. Es war ihm nie
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