Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)
Anklage der Staatsanwaltschaft. Aber
Mannhart wird nicht ungestraft davonkommen.«
»Mit wie vielen Jahren muss Trix rechnen?«
»Das muss das Gericht entscheiden. Es hat bei der Strafzumessung für
ein Verbrechen auch einen Ermessungsspielraum. Aber da es sich hier sowohl um eine
versuchte vorsätzliche Tötung als auch um einen Mord handelt, wird sie wohl mit
zehn Jahren Freiheitsentzug rechnen müssen.«
»Die beiden haben meinen Tod in Kauf genommen. Hängt die Höhe der Strafe
davon ab, wie skrupellos und verwerflich bei der Tat vorgegangen wird?«
»Ich gehe davon aus. Aber da müsstest du den Richter fragen. Sicher
spielt letztlich auch das Motiv eine Rolle.«
Viktoria schiebt sich zum wiederholten Male eine widerspenstige Haarsträhne
hinters Ohr. »Rachedramen gehören definitiv zu den gefährlichsten Ereignissen auf
unserem Planeten.«
In diesem Moment kündigt der Lautsprecher die bevorstehende Landung
in London Heathrow an.
»Mit der Rache ist es so eine Sache«, antwortet Valentin nach reiflicher
Überlegung. »Meist geschieht sie aus Hilflosigkeit. Ein erfahrener Richter hat es
in einem Interview sehr treffend ausgedrückt.« Er langt in seine Jackentasche und
reicht ihr den Zeitungsartikel.
Jede Gesellschaft braucht abweichendes Verhalten , liestsie . Es braucht ein paar Leute, die die Regeln verletzen
und deshalb ausgegrenzt werden können. Damit lässt sich die Gesellschaft als Ganzes
stabilisieren. Die Ausgrenzung der Abweichenden stiftet unter den ›Guten‹ ein Gemeinschaftsgefühl. Weiter steht da: Das Strafrecht ist das Vehikel, das die Grenze zwischen
Gut und Nicht-Gut zieht. Dabei gilt die Grundregel: Je unsicherer die Gesellschaft,
umso größer ist das Bedürfnis nach diesem Gemeinschaftsgefühl. Und wo Unsicherheit
herrscht, sehnt man sich nach klaren Regeln.
»Interessant«, bemerkt sie beeindruckt, als sie ihm den Artikel zurückgibt.
»Ich finde, dass wir hier in der Schweiz in einer sehr unsicheren Gesellschaft leben.
Ein Beweis dafür ist, dass unlängst ein Komitee per Initiative gefordert hat, die
Todesstrafe erneut einzuführen. Auch die Ausschaffungsinitiative, welche die Schweizerische
Volkspartei lancierte, in der gefordert wurde, dass kriminelle Ausländer konsequent
weggewiesen und ausgeschafft werden sollten, ist meines Erachtens ein Zeichen dafür.
Es gibt mir zu denken, dass die Initiative von der Mehrheit der Stimmbürger angenommen
wurde.«
»Zum Glück wurde wenigstens die Todesstrafe-Initiative zurückgezogen«,
erwidert er. »Denn damit würde sich unser Staat auf die Ebene seiner Verbrecher
begeben. Vom Theologen Helmut Gollwitzer stammt der Satz: Strafen ist ein Handeln
von Sündern an Sündern, nicht von Gerechten an Ungerechten.«
»So sehe ich es auch«, pflichtet sie ihm bei. »Mit Gerechtigkeit hat
das wenig zu tun.«
»Dennoch, wo kämen wir in einer Gesellschaft, die sich der Verantwortung
entzieht, ohne Strafen hin?« beendet er das Thema.
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» Please
put your seats in the upright position and fasten your seat belts «, ertönt es
aus dem Lautsprecher.
Als das Flugzeug sanft zur Landung ansetzt, beugt sich Valentin zu
Viktoria hin und flüstert ihr ins Ohr: »Du glaubst nicht, wie sehr ich mich darauf
freue, dich zwei Wochen ganz für mich allein zu haben.«
Sie boxt ihn sanft in die Rippen. »Weißt du überhaupt, worauf du dich
da einlässt?«
E N D E
Danksagung
Herzlichen Dank an all die, die
mich bei der Arbeit an diesem Buch unterstützten: Marianne Zehnder, die die Geschichte
sprachlich unter die Lupe nahm. Markus Langenegger, Daniel Rüttimann und Urs Ehrensperger
für die kritische Überprüfung des Manuskriptes. Geri Weinmann für seinen PC-Support.
Ich danke Uschi Bodenmann, Doris Bernet, Jolanda Küng, Irene Steimer, Josef Bachmann
und Barbara Traber, die mir mit ihrem Rat, ihrer Zeit und ihrer Zuwendung beistanden
und so wesentlich zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben. Ich danke Monika
Christen-Weber und Elena Castelli, die mich immer wieder aus der Versenkung holten
und an die Entstehung dieses Buches glaubten. Ich danke meinen Nachbarn Siglinde
Pechlaner, Marcel Kölliker, Bettina Senn, Erich Schätti und Christine Hotz, die
immer dann zur Stelle sind, wenn Not am Mann bzw. an der Frau ist. Bedanken möchte
ich mich auch bei meinem Arbeitgeber PwC und bei meinem Vorgesetzten Feri Cilurzo
für das Verständnis, das sie meiner Schreiberei entgegenbringen. Dank sei auch all
meinen Arbeitskolleginnen und
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