Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)
wollte.«
»Ja, Trix
wollte unbedingt, dass ich sie und Alex auf die Höchhand begleite, aber du warst
dagegen. Jetzt kommt mir noch etwas in den Sinn«, fährt sie aufgeregt fort. »Trix
teilte mir bei diesem Lunch mit, dass sie mit Alex verreisen wolle.«
»Und warum
hast du mir am Telefon nichts davon gesagt?«, fragt er erstaunt.
»Du warst
so in Eile, dass ich es total vergessen habe.«
Er verwirft
seine Hände. »Tut mir leid. Was genau vertraute dir Müller an?«
»Dass sie
ihren Job gekündigt hat und hofft, dass der Fall bald geklärt ist, weil sie Anfang
Juni mit Alex drei Monate verreisen will.«
»Okay. Zurück
zu dieser Wanderung. Hast du zugesagt?«
»Beim Lunch
habe ich Trix zugesagt. Da bin ich ganz sicher.« Sie schiebt sich nervös eine widerspenstige
Haarsträhne hinters Ohr. »Aber ob ich es mir danach noch einmal anders überlegt
habe, weiß ich beim besten Willen nicht mehr. Eigentlich hatte ich gar keine Lust
mitzugehen, weil ich darauf hoffte, dass du den Sonntag mit mir verbringen würdest.«
Er erhebt
sich mühsam und setzt sich erneut neben sie aufs Sofa, so, dass er ihr direkt ins
Gesicht schauen kann. »Es tut mir wirklich leid. Es ist alles mein Fehler.«
Als sie
die Niedergeschlagenheit in seinen Augen sieht, rückt sie näher zu ihm hin.
»Ich werde
mich ändern«, beschwört er sie. »Ich brauche einfach noch ein bisschen Zeit, um
mich in unsere Beziehung einzuleben.«
»Mir geht
es genauso«, vertraut sie ihm an, worauf sich sein Gesicht merklich entspannt.
»Da ich
dich am Sonntagnachmittag immer noch nicht erreichen konnte, habe ich in deiner
Wohnung die Telefonanrufe überprüft«, kommt er wieder auf die Wanderung zu sprechen.
»Du hast am Samstagabend kurz vor Mitternacht einen Anruf von Mannhart oder Müller
entgegengenommen.«
Mit gerunzelter
Stirn blickt sie ihn bekümmert an. »Ich kann mich beim besten Willen nicht an diesen
Telefonanruf erinnern.«
»Vielleicht
hast du schließlich doch abgesagt«, erwägt er nachdenklich.
»Ich könnte
doch auch zugesagt haben?«, widerspricht sie ihm.
»Ich habe
am Sonntag kurz vor eins Mannhart angerufen und nach dir gefragt. Sie behauptete,
dass du die Wanderung abgesagt hast.«
»Nun, damit
ist zumindest diese Frage geklärt«, unterbricht sie ihn.
»Was hast
du nach meinem Telefonanruf gemacht?«
»Ich glaube,
ich bin schlafen gegangen. Hast du eine Ahnung, was geschehen sein könnte?«
»Vermutlich
bist du hier in deiner Wohnung überfallen, mit Äther betäubt und dann in einem Auto
weggeschafft worden.«
»Wann?«
»Zwischen
Mitternacht und ein Uhr morgens.«
»Und niemand
soll mich gesehen haben? Das scheint mir höchst unwahrscheinlich. Vergiss nicht,
dass ich groß und schwer bin. Um mich nach draußen zu schleppen, beziehungsweise
zu tragen, braucht es mindestens zwei starke Männer.«
»Vielleicht
hast du die Person gekannt und bist freiwillig ins Auto gestiegen?«, schlägt Möller
vor.
Ein schwerer
Seufzer entringt sich ihr. »Ja, vielleicht.« Viktoria langt sich an den Kopf. »Könnte
es an meiner Verletzung liegen, weshalb ich mich nicht erinnern kann?«
»Möglich.
Ich weiß es nicht. Unter deinem Kopf wurde ein scharfkantiger Stein mit deinem Blut
gefunden. Die Vermutung liegt nahe, dass du dich beim Hinfallen an diesem Stein
gestoßen hast.«
»Aber wie,
um alles in der Welt, bin ich ins Tobel gekommen?«
»Du bist
dorthin gefahren worden.«
»Habt ihr
Spuren gefunden?«
»Ja, von
einem Geländewagen.«
»Herkules
fährt einen Geländewagen.«
Er nickt
geistesabwesend.
»Verrätst
du mir jetzt, wo genau ich gelegen habe?«, forscht sie weiter.
»Unterhalb
der Schmalzgrueb-Strasse, nicht weit von der Tobelmüli entfernt«, erklärt
er.
Plötzlich
hellt sich ihr Gesicht auf. »Ich glaube, ich kenne die Stelle. Von der Schmalzgrueb-Straße
biegt ein sumpfiger Naturpfad ab, der bei einer Kuhweide endet.«
Er bestätigt
ihre Annahme mit einem Nicken.
»Es war
also ein Leichtes für den Täter, mich dorthin zu fahren und mich wie ein Stück Abfall
zu entsorgen.«
»Sieht ganz
danach aus.«
»Der Mörder
muss sich im Küsnachter Tobel aber ganz gut ausgekannt haben.«
»Nicht zwingend.
Dieser Ort könnte rein zufällig gewählt worden sein.«
»Stammen
die Reifenspuren von Herkules’ Wagen?«
»Nein.«
»Diesmal
wollte man mich töten, nicht wahr?«, empört sie sich.
»Wir müssen
davon ausgehen. Wahrscheinlich bist du der Täterschaft mit deinen vielen Fragen
in die Quere
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