Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pforten der Hoelle

Pforten der Hoelle

Titel: Pforten der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
Dann kehrte Stille ein. Minutenlang geschah nichts, und unter diesem Warten litt April kaum weniger als unter dem vorherigen »Verhör«. Denn einmal geweckt, waren die Bilder ihrer Erinnerung noch immer präsent, und so sehr sie es auch versuchte, April konnte sie einfach nicht verdrängen. Das würde, wie schon einmal, nur die Zeit vermögen.
    *
    Mitleid und ähnliches menschliches Gefühl hatte Salvat sich seit jeher verboten. Oder zumindest hatte er es versucht. Ganz gelungen war es ihm nie, und in manchen Situationen bereute er es nicht einmal.
    Jetzt jedoch wäre er gerne gleichgültig gewesen. Denn der Anblick des am Boden kauernden Mädchens schnitt ihm unangenehm in die Brust, heiß und kalt in einem.
    Trotzdem - es hatte keine andere Möglichkeit gegeben, ihre Geheimnisse zu ergründen. Auf entsprechende Fragen hätte sie keine Antworten geben können, weil sie gewiß nicht in Worte fassen konnte, was es mit ihr und ihrer Schwester auf sich hatte.
    Aufmerksam war Salvat auf die Geschwister durch deren bemerkenswertes Geburtsdatum geworden - die Walpurgisnacht. Solcher-lei Besonderheiten wurden seit langem registriert und aufgezeichnet.
    Die Geburt in der Nacht zum 1. Mai hatte zwar nicht zwangsläufig eine Spur sein müssen, aber die Informationen über das weitere Schicksal der beiden waren Salvat denn doch zu auffällig erschienen, als daß Zufall dahinter stecken mochte.
    Und er hatte sich nicht geirrt, wie er nun, nach dem Verhör und auch schon Lyn Shaas Bericht zufolge, wußte. Dieses Mädchen verfügte über ein ganz und gar absonderliches Talent - und die Gabe ihrer Schwester mußte noch um etliches bemerkenswerter sein. Das Mädchen May, die in der »Geisterstunde« geborene, war offensichtlich das »auslösende Moment«, während April die Kontrolle oblag.
    Salvat spürte, daß sich aus dem Talent der beiden ein Nutzen für die Illuminati ziehen ließ. Nur wußte er um die Praxis dieses Nutzens noch nicht recht. Aber darüber konnte womöglich eine »Befragung« Mays Aufschluß geben .
    Schritte näherten sich aus dem Dunkel. So rasch, daß Salvat augenblicklich Unruhe in sich aufsteigen fühlte.
    Der Bruder, den er gesandt hatte, May zu holen, kehrte allein zurück.
    »Was ist?« fragte Salvat barsch.
    »Das Mädchen ist verschwunden«, antwortete der Bruder.
    »Verschwunden? Wie -?« fuhr Salvat auf.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete der andere. »Ihre Fesseln waren geöffnet und -«
    »Verdammt!«
    Erst das Kind, jetzt das Mädchen! Salvat ballte die Fäuste. Seine Gesichtszüge entgleisten, formten sich zu einer geradezu dämonischen Maske vor Zorn und Enttäuschung. Glitt ihm denn alles aus den Händen? War dies die Strafe für sein Versagen - dafür, daß er das Öffnen des Tores nicht verhindert hatte? War am Ende längst alles zu spät, und was geschah nur noch ein grausames Spiel, das der Herr zur Strafe mit ihm, Salvat, trieb?
    Nein, das konnte, das durfte nicht sein!
    Nach dem verschwundenen Kind ließ Salvat bereits suchen. Er hatte versucht, deswegen möglichst wenig Aufsehen innerhalb der Bruderschaft zu erregen. Nun, da er die Suche auf May ausdehnen mußte, würde sich diese Unauffälligkeit nicht länger praktizieren lassen.
    Er mußte das Kloster in Alarmbereitschaft versetzen. Alle verfügbaren Kräfte mußten sich an der Suche beteiligen. Denn wenn sie das Mädchen nicht umgehend aufspürten, würden die Folgen unabsehbar und womöglich irreparabel sein. Schließlich hatte Salvat mehr als nur eine Ahnung davon, wozu May Dorn fähig war.
    Und wenn ihre Schwester nicht bei ihr war, gab es niemanden, der sie aufhalten konnte.
    Mit wenigen Worten wies er die umstehenden Brüder und Schwestern an, was zu tun war. Sie würden die anderen Ordensmitglieder verständigen und zur Suche aufrufen. Gerne hätte Salvat ihnen gesagt, sie mögen Vorsicht walten lassen. Aber für Vorsicht war längst nicht mehr die rechte Zeit.
    Nachdem die anderen den Saal verlassen hatten, wandte Salvat sich an April.
    »Was ist mit meiner Schwester?« flüsterte sie.
    »Ich brauche deine Hilfe«, erwiderte Salvat ruhig.
    »Wozu ...?«
    »Das weißt du sehr wohl, nicht wahr?«
    April nickte. »Ja. Gegen May ...«
    »So ist es«, antwortete Salvat ernst. »Wenn du uns nicht hilfst, könnte sie die ganze Welt ins Verderben stürzen.«
    »Ich weiß«, flüsterte April zurück.
    »Dann komm.«
    Widerstandslos folgte sie dem Fremden aus dem Saal hinaus. Ihre Angst war unter seiner Nähe geschmolzen wie Eis in

Weitere Kostenlose Bücher