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Pforten der Hoelle

Pforten der Hoelle

Titel: Pforten der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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der Sonne. Et-was Warmes, beinahe Vertrautes ging von ihm aus. Fast etwas Väterliches.
    Obwohl er doch wirkte wie ein zorniger Racheengel.
    * May wagte erst wieder zu atmen, als die Schatten sich entfernt hatten und die Schritte der kuttengewandeten Männer und Frauen nur noch als Echos zu hören waren. Ganz still wurde es jedoch nicht. Endlos hallten Stimmen durch das Felsenlabyrinth, mal näher, mal weiter entfernt; fortwährende Bewegung und das knarrende Öffnen und Schließen zahlloser Türen erfüllten die unübersichtlich verzweigten Tunnels mit einem Geräusch wie ferner Donner.
    »Sie suchen uns«, stellte sie fest.
    Der Junge, der neben ihr um die Gangbiegung lugte, nickte ängstlich.
    »Ja«, flüsterte er, »aber sie dürfen uns nicht finden. Sie werden uns - schrecklich bestrafen.«
    »Keine Sorge, die kriegen uns nicht«, erwiderte May gegen alle Überzeugung.
    Sie strich dem Jungen über das dunkle Haar, und tatsächlich schien das angstvolle Flackern in seinem Blick unter der beruhigenden Geste ein wenig abzunehmen.
    Noch immer wußte May nicht mehr als den Namen des etwa elfjährigen Jungen. Es war sicher weder der rechte Ort noch die richtige Zeit, um ihn nach weiteren Dingen zu ragen, aber sie tat es trotzdem. Denn zu sehr kam ihr sein plötzliches Auftauchen wie ein kleines Wunder vor - und an Wunder wollte sie nicht glauben müssen. Nicht hier.
    »Wer bist du?«
    »Hab ich dir doch schon gesagt«, antwortete der Junge. »Gabriel.«
    »Ich meine - woher kommst du? Warum bist du hier?« präzisierte May.
    »Die bösen Leute haben mich entführt«, erklärte das Kind mit vager Geste ins Nichts. »Ich weiß nicht, warum. Sie hielten mich hier fest, in einem Kellerloch. Ich weiß nicht einmal, seit wann ich hier bin. Schon ziemlich lange.«
    »Haben sie dich denn nicht bewacht?« wunderte sich May. Andererseits - auch vor ihrer Zelle waren keine Wachen postiert gewesen. Nun, in ihrem Fall mochte das erklärbar sein; sicher hatte man nicht damit gerechnet, daß sie sich aus ihren Fesseln würde befreien können.
    Der Knabe schüttelte heftig den Kopf.
    »Nein. Ich habe mich die ganze Zeit über nicht gewehrt und bin ganz brav gewesen. Darüber sind sie wohl leichtsinnig geworden.«
    »Schlaues Kerlchen, hm?« May zauste ihm das Haar. Gabriel lächelte zaghaft. »Kennst du dich denn hier aus?« fragte sie dann.
    Er zuckte die schmalen Schultern. »Ein bißchen.«
    »Weißt du einen Weg, der nach draußen führt?«
    Schritte näherten sich. Hinter der nächsten Ecke tauchten Schatten auf. May zog Gabriel mit sich zurück und tauchte hinter eine andere Gangbiegung. Die Schritte entfernten sich.
    »Ich bin nicht sicher«, meinte der Junge. »Vielleicht sollten wir einfach alle Treppen nehmen, die nach oben führen.«
    »Gute Idee. Dann los!« zischte May und schlich in irgendeine Richtung los. Eine war so gut - oder so schlecht - wie die andere.
    Der Weg führte sie vorüber an etlichen Türen, die ins Gestein zu beiden Seiten eingelassen waren, und durch geradezu verschlungene Gänge. Nach einer Weile langten sie tatsächlich an einer Treppe an. Die Stufen waren von unterschiedlicher Breite, und sie hochzusteigen ließ May schwindlig werden, zumal sie nach den langen Stunden völlig starren Liegens ohnehin noch etwas Mühe mit dem Gehen hatte.
    Oben schloß sich ein weiter, nach beiden Seiten führender Gang an. May wollte sich nach rechts wenden, doch Gabriel zog sie nach links.
    »Warum dahin?« fragte sie.
    »Nur so ein Gefühl.« Er lächelte - eigenartig ...
    Sie passierten eine abwärts führende Felsstiege, dann kam eine nach oben gehende in Sichtweite, und - »Halt! Stehenbleiben!«
    »Da sind sie!«
    May hatte nicht gehört, wie die anderen nähergekommen waren. Aber sie waren da, wie aus dem Nichts in der Einmündung eines Seitengangs aufgetaucht - und sie verschwendeten keine Sekunde. Im Laufschritt kamen sie heran.
    »Sie haben uns!« entfuhr es Gabriel erschrocken.
    »Noch lange nicht!« knurrte May. Eisiger Schimmer legte sich wie Rauhreif über ihre braunen Augen, als sie stehenblieb und sich den Verfolgern zuwandte.
    Dann griff sie ins Nichts - und zerfetzte es!
    Mit einem Ruck riß sie die Wirklichkeit über die gesamte Breite des Ganges auseinander.
    Waberndes Glutlicht füllte den Felstunnel, und dann - kamen sie!
    Höllische Ausgeburten .
    May sah nicht länger hin als nötig. Trotzdem wußte sie, was hinter ihr geschah. Die grauenhafte Schreie der Männer redeten eine widerlich

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