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Pforten der Hoelle

Pforten der Hoelle

Titel: Pforten der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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verweigerte sich die Antwort auf diese doch völlig berechtigte Frage.
    April hörte nicht auf jene tonlose Stimme der Vernunft, die sie überzeugen wollte, daß es besser wäre, sich wieder ins Bett zu legen und die Nacht nicht mit solcherlei Unsinn zu vertrödeln.
    Aber etwas trieb April an. Eine Art geheimer Motor, der im Moment ihres Erwachens angesprungen und der so tief in ihr verborgen war, daß sie ihn nicht mehr abstellen konnte, selbst wenn sie es gewollt hätte.
    Also öffnete April die Tür, nur einen Spalt breit und so vorsichtig, als fürchtete sie, daß jemand sie hören könnte - oder mehr noch, als könnte draußen etwas lauern, das nur auf eine unbedachte Handlung ihrerseits lauerte.
    Zentimeter um Zentimeter schob April ihr Gesicht zwischen Rahmen und Türblatt hindurch.
    Silberner Schein leuchtete auch den Flur aus wie das Licht eines düsteren Tages. Mobiliar und Zierrat warfen starre Schatten auf Boden und Wände.
    Nur einer davon bewegte sich - bis er im nächsten Augenblick um die Ecke entschwand, wo die Treppe ins nächste Stockwerk führte.
    Ums Haar hätte April aufgeschrien. Gerade noch gelang es ihr, die Unterlippe zwischen die Zähne zu ziehen, um den Schrei zurückzuhalten. Dafür trieb ihr der plötzliche Schmerz Tränen in die Augen.
    Eine Täuschung?
    Es mußte so sein. Sie wollte, wünschte sich, daß sie sich geirrt hatte!
    April lauschte wieder, mühsam das dröhnende Rauschen des eigenen Blutes in den Ohren aus ihrer Wahrnehmung filternd, und hörte ... Schritte. Schleichend, langsam. So vage und leise, daß sie Einbildung sein konnten. Vielleicht .
    Einen endlosen Moment lang verspürte April den Drang, zur Treppe hinzulaufen, um nachzusehen; um sich davon zu überzeugen, daß ihre Sinne sie genarrt hatten. Sie widerstand ihm, tat es nicht. Weil sie fürchtete, sich nicht getäuscht zu haben - oder weil sie es wußte?
    Vorsichtig und geräuschlos wie nie zuvor im Leben verließ April ihr Zimmer. Dann schlich sie nach links, weg von der Treppe, in Richtung des hohen Fensters, das den Flur abschloß.
    Hinter ihr blieb alles still - unnatürlich, beängstigend still. Trotzdem wandte das Mädchen sich nicht ein einziges Mal um, warf keinen noch so flüchtigen Blick über die Schulter. Weil sie weder sehen noch wissen wollte, was dort war - ob dort jemand stand und sie beobachtete, sich vielleicht über ihre Vorsicht, die ihr letztlich doch nichts nutzen würde, amüsierte .
    Sie wußte nicht, weshalb sie sich gerade jetzt daran erinnerte.
    Das Bild - dieser unheimliche Anblick - wurde wie von einer übelwollenden Macht in ihr hochgespült, und sie empfand es jetzt in der Erinnerung hundertfach beklemmender und beunruhigender als am Abend, da sie es tatsächlich gesehen hatte.
    Es .
    Ihn!
    Einem Dämon gleich hatte er in der Ferne gestanden. Reglos wie eine Statue. Und im blutroten Gegenlicht der untergehenden Sonne so schwarz, als hätte jemand seine Konturen in den Horizont geschnitten und damit den Blick in die lichtlose Finsternis des Alls freigegeben.
    Dann war die Gestalt verschwunden gewesen. April hatte nur ein paar Sekunden lang den Blick abgewandt, doch die Zeit hatte gereicht, um das seltsame Spiel aus Licht und Schatten verblassen zu lassen.
    Am Abend hatte April sich überzeugend eingeredet, daß ihre Beobachtung lediglich eine Täuschung gewesen war. Jetzt jedoch brach diese Überzeugung wie ein Damm unter einer Sturmflut ... Warum nur?
    Wie heiß selbst ihre Finger waren, merkte April, als sie den Türknauf berührte. Geradezu eisigkalt schien er ihr. Dennoch ließ sie ihn nicht los, sondern drehte ihn, langsam und leise. Und ebenso langsam und leise schob sie die Tür zum Schlafzimmer ihrer Eltern auf.
    Es war lange her, daß sie diesen Raum zum letzten Mal so spät in der Nacht betreten hatte. Als sie und May, ihre Schwester, noch jünger gewesen waren, hatten sie sich so manches Mal mitten in der Nacht ins elterliche Bett gestohlen. Meistens dann, wenn ein Sturm über die einsame Farm hinweggefegt war. Aber irgendeinen Grund hatten sie immer gefunden: böse Träume, Monster im Kleiderschrank .
    Heute Nacht hatte April den besten aller Gründe, Schutz bei ihren Eltern zu suchen.
    Das Monster hatte den Kleiderschrank verlassen.
    Aber es mußte Aprils Reaktion vorausgeahnt haben.
    Denn es war schon vor ihr hier gewesen. Und es hatte ihre Hoffnung auf Zuflucht und Beistand brutal zerstört.
    April wollte schreien, weinen und ein Dutzend Dinge mehr. Doch sie tat -

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