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Pforten der Hoelle

Pforten der Hoelle

Titel: Pforten der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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die Kontrolle innehatte - der Mensch, nicht die Bestie .
    Erst wenn die imaginären Ketten bis zum Zerreißen angespannt waren, weil die Nähe der Opfer das Biest in ihm bis aufs Blut reizte, ließ er es frei. Aber auch dann gewährte er diesem anderen Ich nicht völlig freie Hand. Er steuerte es und ließ es nur tun, wonach auch ihm der Sinn stand. Und er verknüpfte das Handeln der Bestie stets mit seinem ganz eigenen Empfinden von Lust und Ästhetik.
    Thorne Woodrue sah sich nicht als blindwütigen Killer. Er verstand sich als Künstler, dessen Werkzeug der Tod war und dessen Werke ewiger waren als die eines jeden anderen. Und er gab nicht anspruchs- oder auch nur wahllos dem Hunger seines zweiten Egos nach. Er war auch in dieser Hinsicht außergewöhnlich - ein Feinschmecker, der sich nur am Erlesensten labte.
    Er war so anders als die anderen seiner Art. Und er war froh, ihnen entkommen zu sein. Sie hatten und hätten ihn nie verstanden .
    Thorne Woodrue verließ das Schlafzimmer der Dorns. Die Bestie, der er gestattet hatte, seinen Leib ein wenig in ihrem Sinne umzuformen, wollte den Raum noch nicht verlassen. Ihr abnormer Hunger war noch lange nicht gestillt. Doch wieder bewies Thorne Woodrue, daß er der kontrollierende Geist in diesem Körper war. Seine ureigenen Gelüste waren befriedigt, und die der Bestie wenigstens soweit, daß sie sich einstweilen zufriedengeben würde. Zumal die Aussicht auf mehr bestand - irgendwo in diesem Haus, hinter irgendwelchen Türen .
    Das Mondlicht jedoch stand auf Seiten des Biestes. Es schürte dessen Kraft und ließ ihn gegen Woodrues Herrschaft aufbegehren. Schmerz, ziehend und brennend, schoß durch seine Muskeln und Nerven, als die Bestie den Leib weiter erobern und verändern wollte. Doch er zwang sie nieder. Er war kein Tier und nicht willens, auch nur optisch diesen Eindruck zu erwecken.
    Sekundenlang beschränkte sich seine Aufmerksamkeit einzig darauf, die Kontrolle des Handelns aufrechtzuerhalten und das Dunkle in seine Grenzen zu verweisen. Eilends floh Woodrue aus dem vom Mondlicht erfüllten Korridor zur Treppe, die im Schatten lag. Augenblicklich schmolz die Macht der Bestie.
    Nach einer Weile erlaubte er ihr, von neuem Witterung aufzunehmen, und ließ sich davon leiten. Hin zu einer Tür, durch deren Holz er tiefe Atemzüge hören konnte. Mit geschlossenen Augen konzentrierte er sich ganz auf die instinktive Wahrnehmung, spürte Leben, ohne es zu sehen, und ließ den Wunsch, es zu zerstören, sich entfalten, die süße Qual auskostend, die es bedeutete, diesem Wunsch nur langsam nachzukommen.
    Erst dann öffnete er die Tür, schlüpfte in das Zimmer dahinter -und verharrte in der Bewegung.
    Er hatte eine Einrichtung in hellen, freundlichen Tönen erwartet, wie man sie in Jungmädchenzimmer im allgemeinen vorfand. Hier jedoch .
    Schwarz war die dominierende Farbe, und das Mobiliar war so aufgestellt, daß es weite Teile des Raumes in Schatten tauchte. Nicht einmal der in dieser Nacht allgegenwärtige Mondschein kam dagegen an.
    Ein einziger heller Fleck war auszumachen.
    Auf dem dunklen Kissen des Bettes.
    Ein Gesicht, schon jetzt, da noch Atem von den Lippen kam, fast totenbleich, aber wunderschön - Thorne Woodrue schlich näher -und mithin zerstörenswert .
    Das schwarzhaarige Mädchen, nicht älter als achtzehn Jahre, bewegte sich unruhig im Schlaf. Woodrue hielt den Atem an, darauf wartend, daß sie sich wieder beruhigte. Aber das tat sie nicht - im Gegenteil.
    Das Mädchen schlug die Augen auf. Und ein jähes Flammen darin verriet Woodrue, daß sie wußte, weshalb er gekommen war.
    Das war selten. Natürlich erschraken die meisten Opfer, wenn sie seiner ansichtig wurden. Aber kaum einem hatte die verbleibende Zeit je gereicht, um auch zu verstehen, was sein Besuch bedeutete. Allenfalls ahnten sie es, doch das wirkliche Begreifen fiel zumeist mit dem Augenblick ihres Todes zusammen. Wenn es längst zu spät für Gegenwehr oder gar Flucht war.
    Dieses Mädchen jedoch .
    Thorne Woodrue konnte ihr Entsetzen spüren, intensiver als bei irgend jemandem je zuvor. Es schlug ihm entgegen wie eine tatsächliche Kraft, wie ein gewaltiger Sturm aus dem Nichts und doch ganz anders.
    Und dieses spürbare Entsetzen schien nicht allein in seinem plötzlichen Auftauchen zu wurzeln. Woodrue erkannte auf eine Weise, die er selbst nicht verstand, daß das Mädchen wußte, was er bereits angerichtet hatte .
    Irgend etwas geschah.
    Woodrue konnte nicht einmal sicher sagen, ob

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