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Pforten der Hoelle

Pforten der Hoelle

Titel: Pforten der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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das Mädchen es verursachte. Es konnte nicht sein, und doch - Sie stieß ihm die Hände entgegen, krümmte sie zu Klauen, krallte sie ins Nichts, riß sie brüllend mit einem Ruck nach links und rechts, als wollte sie etwas wie einen unsichtbaren Vorhang zerfetzen und -Es war unglaublich, unbegreiflich. Selbst für ihn, dem doch kaum etwas Abgründiges fremd war.
    Und diesmal war er es, dem die Zeit fehlen würde, um zu verstehen, was passierte .
    *
    Der Gedanke an Flucht hatte April nur im allerersten Moment beherrscht. Dann war er von ihr abgefallen, ohne daß sie ihn willentlich hätte verdrängen müssen. Ihre Schwester befand sich in Gefahr, und das Band zwischen ihnen war so stark, daß April wie instinktiv reagierte. Sie würde May helfen, und, wenn es sein mußte, mit ihr sterben .
    Die Zeit, ins Wohnzimmer hinunterzulaufen, nahm April sich aller gebotenen Eile zum Trotz dennoch. Es wäre verrückt gewesen, May unbewaffnet beistehen zu wollen .
    Der Waffenschrank ihres Vaters war unverschlossen. Einen Moment lang war April versucht, nach einem der Gewehre zu greifen, weil sie glaubte, den Killer allein mit der Größe der Waffe beeindrucken zu können. Dann nahm sie doch einen handlichen Revolver. Flüchtig kontrollierte sie, ob er geladen war. Natürlich war er es, wie alle Waffen ihres Vaters. Er hatte seine Töchter früh den Umgang mit Schußwaffen gelehrt und ihnen auch entsprechende Vorsicht und Ehrfurcht beigebracht. Die Gefahr, daß sie unbedacht damit herumspielten, hatte nie bestanden.
    Während April nach oben rannte - schnell, aber doch so leise wie irgend möglich - wunderte sie sich wie auf einem Nebengleis ihres Denkens darüber, daß sie in dieser Situation so berechnend und beinahe kaltblütig zu agieren imstande war. Ihre Eltern waren tot, la-gen ermordet in diesem Haus, und sie verspürte weder Entsetzen noch Trauer, sondern - was eigentlich? Nichts ...
    Eine Schutzmaßnahme des Unterbewußtseins, vermutete April. Der große Zusammenbruch würde erst erfolgen, wenn alles vorbei war .
    Mays Zimmer lag in der oberen Etage, wo der Dachschräge wegen alle Räumlichkeiten kleiner und bedrückender waren als im Rest des Hauses. So recht verstanden hatte niemand, weshalb May unbedingt hier oben ihr Zimmer hatte einrichten wollen. Aber sie hatte schon immer zu unkonventionellem Tun und Denken geneigt.
    Sie war schon immer ganz anders als ich, ging es April durch den Sinn, obwohl wir doch Zwillinge sind. Im Grunde ist May nicht einfach nur anders, sondern das völlige Gegenteil von mir. Wir sind wie die beiden Teile eines zerbrochenen Ganzen und zugleich wie Tag und Nacht, Licht und Schatten. Weil uns die Mitternacht von Geburt an getrennt hat ...?
    Warum nur mußte sie gerade jetzt daran denken, da doch ganz andere Dinge zählten?
    Als April endlich im Dachgeschoß des Hauses anlangte und von der Treppe in den Flur einbog, blieb sie unvermittelt stehen, als wäre sie gegen ein unsichtbares Hindernis gelaufen. Tatsächlich aber war der Grund, der sie zurückprallen ließ, sehr wohl zu sehen -wie auch zu hören.
    Flackerndes Licht wie von loderndem Feuer drang aus der offenstehenden Tür zu Mays Zimmer. Und dazu Geräusche, die definitiv nicht May verursachen konnte und die nur zu einem geringen Teil von dem brutalen Mörder stammen konnten. Denn die Laute klangen nicht, als kämen sie aus irgendeines Menschen Mund, sondern - April überwand die Lähmung und lief mit vorgestreckter Waffenhand weiter. Dabei hielt sie sich dicht an der gegenüberliegenden Wand, und schließlich stieß sie den Revolver noch weiter vor, als sie sich soweit vorangeschoben hatte, daß ihr Blick in Mays Zimmer fiel.
    Wieder erstarrte April.
    Hatte sie eben noch befürchtet, im Zimmer ihrer Schwester wäre etwas in Brand geraten, sah sie sich nun getäuscht. Trotzdem wünschte sie fast, es wäre so gewesen. Denn ein Feuer hätte sie irgendwie löschen können. Dies hier jedoch .
    Es gab nichts, was April dagegen tun konnte. Und selbst wenn ihr ein geeignetes Mittel zur Verfügung gestanden hätte, wäre sie kaum in der Lage gewesen, es auch einzusetzen. Zum einen ließ der grauenhafte Anblick sie regelrecht versteinern, und zum anderen war ihr Denken vollauf mit dem Versuch beschäftigt, auch nur im Ansatz zu verstehen, was sie da sah.
    Es war bizarr, grotesk, entsetzlich - und so irreal, daß es kaum Worte gab, es zu beschreiben.
    In der Wirklichkeit schien ein Loch zu klaffen! Als wäre der vertraute Anblick von Mays

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