Pforten der Nacht
ihren Schoß, presste sich gegen den Busen. Steckte seinen Daumen in den Mund und begann zu nuckeln. Wenn sie dann weinte, was meistens vorkam, ließ er die Tränen auf seinem runden Finger abperlen und staunte, als seien sie kleine Meisterwerke, eigens für ihn geschaffen. »Aua«, lautete sein nachdenklicher Kommentar. »Aua!«
Drehte sie sich weg und stierte wieder die Wand an, wie sie es viele Stunden am Tag tat, schlich er sich leise aus der Kammer, nach draußen, wo so viele Abenteuer auf ihn warteten.
Jan van der Hülst führte sein eigenes Leben. Nana Tarlezzo war noch immer seine Geliebte, zu seiner eigenen Überraschung, wie er sich manchmal eingestand. Denn den Sohn, den er von ihr erwartete, war sie ihm bislang noch immer schuldig geblieben. Es hatte Anzeichen einer neuerlichen Schwangerschaft gegeben, mehr als einmal, und jedes Mal war Jan van der Hülst bereit gewesen, sein Versprechen einzulösen. Allzu bald jedoch stellte sich alles als Irrtum heraus, als Laune der Natur. Es schien, als wehre sich Nanas Leib gegen ein Kind, als sei sie nicht fähig, noch einmal zu empfangen oder die Frucht länger zu tragen. Genaueres allerdings wusste er nicht. Seine leidenschaftliche Geliebte verstand es besser als jedes andere Weib, das er je umarmt hatte, ausweichende, vielsagende Antworten zu geben, die alles und nichts bedeuten konnten.
Jan war zunächst enttäuscht, schließlich zornig und im Lauf der Jahre beinahe kalt geworden. Daran hatte auch Felix nichts geändert. Denn die Geburt des ehelichen Sohnes hatte ihm erst recht Appetit auf weitere Söhne gemacht, die er von Bela mit Sicherheit nicht mehr erwarten konnte. Teufel auch - stand ihm mit Nana Tarlezzo nicht ein prachtvolles Weib zur Verfügung, ideal, um seinen Samen aufzunehmen?
Die Italienerin begriff sehr wohl, was in ihm vor sich ging. Dass die andere den Sohn geboren hatte und nicht sie! Am liebsten hätte sie Mutter und Kind mit bloßen Händen erwürgt oder ihnen ein fein gemischtes Pülverchen zukommen lassen, um sie bis zum Jüngsten Tag und darüber hinaus bleich und stumm zu machen. Natürlich tat sie nichts dergleichen. Die Zeit war auf ihrer Seite, dessen war sie gewiss. Sie wartete eine Weile ab, dann griff sie ein. Und verstand es, Jans nahezu erloschene Glut mit ungewöhnlichen Mitteln erneut und sogar stärker als zuvor zu beleben. Dazu gehörte nicht nur, dass sie Cäcilia, die gemeinsame Tochter, auf einem Bauernhof außerhalb Kölns unterbrachte. Als er eines Abends kurz nach Belas Niederkunft in ihr Haus gekommen war, für dessen kostspieligen Unterhalt er manchmal reichlich zähneknirschend aufkam, fand er sie nicht allein vor. Zwei ausnehmend schöne junge Mädchen waren in ihrer Gesellschaft, beide noch keine fünfzehn, wie er vermutete.
»Zwei Jungfrauen?«
Nana spitzte die Lippen und ließ ihre Zungenspitze sehen. »So viel Jungfrau, wie du begehrst!«
Er lachte, fühlte sich auf einmal jugendlich und prächtig.
»Eine Überraschung also?«
»Nur ein kleines Geschenk für meinen unersättlichen Waldgott!«
Die eine, blond und unschuldig wie ein Frühlingstag, kniete augenblicklich vor ihm nieder und öffnete demütig den rosigen Mund. Die andere, dunkel und braunäugig, begann einen verführerischen Tanz, bei dem sie sich langsam entkleidete. Er starrte auf die festen, hohen Brüste, die schmalen Hüften. Sah, dass sie schöne Waden hatte und einen kindlich schlanken Oberkörper. Dass ihr Nabel vorstand. Und ihr Vlies schwarz und üppig war, so wie er es am liebsten hatte. Der Mittelfinger, den sie zwischen ihre verborgenen Lippen führte und wieder herauszog, schimmerte feucht im Kerzenlicht. Jans Glied, in letzter Zeit zu seinem Leidwesen immer öfter launisch und unstet, hob sich sofort erwartungsvoll.
Nana lachte genießerisch. »Wie sollte auch eine einzige Frau allein ihn auf Dauer befriedigen können?«
Es wurde eine unvergessliche Nacht, voller Lust, Gier, unerwarteter Erfüllung. Die Mädchen waren ihm zu Willen, nacheinander, so, wie er es befahl, und als er langsam müde geworden, liebkosten sie sich gegenseitig mit Zungen und Mündern, so langsam und genussvoll, dass sein Gemächt erneut erstarkte. Zu viert waren sie schließlich in Nanas breiter Bettstatt eingeschlafen, gerade noch vor der Morgendämmerung. Als er am hellen Vormittag noch immer leicht benommen erwachte und die Decke anhob, schlug ihm eine Wand aus Hitze und unwiderstehlich weiblichem Duft entgegen. Nach den Spielen der vergangenen
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