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Phantasmen (German Edition)

Phantasmen (German Edition)

Titel: Phantasmen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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ohne sich umzuschauen. Sie wusste längst, dass ich nachgeben würde.
    »Tyler?«, rief ich, während ich widerwillig aufholte.
    »Hm?«
    »Fang auf!« Ich warf ihm den Zündschlüssel zu.
    Trotz der Dunkelheit schnappte er ihn mit einer Hand aus der Luft. Ein Grinsen huschte über seine Züge.
    »Bisher habt ihr beiden das eigentlich nicht schlecht gemacht«, sagte Emma. »Man könnte fast meinen, aus euch würde noch ein Team.«
    Ich verzog das Gesicht.
    Tyler kletterte über einen Felsen. »Wenn sie uns zusammen umlegen, müssen unsere Geister es bis in alle Ewigkeit miteinander aushalten.«
    Hinter uns verließen die Hunde bellend das blaue Haus und liefen hinaus in die Nacht.

SMILEWAVE

20.
    Die Umzäunung war drei Meter hoch und in üblem Zustand. An manchen Stellen waren die verrosteten Pfosten umgeknickt und hatten den Maschendraht nach innen gezogen. Die Masten mit den Neonröhren standen in einer zweiten Reihe weiter hinten. Noch funktionierte die elektrische Versorgung der Anlage.
    Vielleicht hätten wir eine Öffnung gefunden, wären wir nur lange genug am Zaun entlanggelaufen. Aber dazu blieb keine Zeit. Bis zum Zentralgebäude des Solarfelds waren es knapp zweihundert Meter Luftlinie. Irgendwo dort musste es einen Weg hinab in die Hot Suite geben. Wir hörten hallenden Motorenlärm, obwohl an der Oberfläche kaum Fahrzeuge zu sehen waren.
    »Die werden nicht mehr ewig brauchen.« Tyler machte sich daran, den eingedrückten Zaun hinaufzusteigen.
    Die Metallnetze federten unter unseren Händen und Füßen. Jeder Schritt verursachte Vibrationen, die klirrend nach rechts und links den Zaun hinabwanderten. Wenn wir Glück hatten, ging der Lärm im Getöse der Motoren unter. Zwischen uns und den ersten Solarzellen lag ein Streifen von zwanzig Metern Ödland, dahinter war alles in kaltes Neonlicht getaucht.
    Als wir von der Kante des umgestürzten Zauns zu Boden sprangen, waberten die Schwingungen wie Schallwellen durch den Maschendraht. Ein unheimliches Surren schwoll auf und ab und entfernte sich.
    »Hinlegen!« Tyler warf sich auf den Bauch, Emma und ich landeten neben ihm.
    Eine Sekunde später strich der Strahl eines Suchscheinwerfers über die Umgebung. Ich war nicht sicher, ob man uns bemerkt hatte oder ob es sich um den Routinecheck eines Wachtpostens handelte. Der Scheinwerfer war auf einen Jeep montiert, der in einer Schneise parkte.
    Emma spähte zu den nächstgelegenen Solarmodulen hinüber, gigantischen, rechteckigen Spiegelflächen, die in endlosen Reihen auf rostiges Eisengestänge montiert waren. »Dazwischen können sie uns nicht sehen.«
    Der Lichtkegel war kaum an uns vorbei, da sprang ich als Erste auf. »Dann sollten wir uns besser beeilen.« Geduckt rannte ich los und vergewisserte mich mit einem Blick über die Schulter, dass Emma mir folgte. Tyler stemmte sich ebenfalls hoch und sprintete neben uns über den Sandstreifen; er war noch immer angeschlagen, ließ sich aber kaum etwas anmerken. Mein Körper schaltete auf Autopilot, bis wir am Rand der Modulreihen in Deckung gingen.
    Hinter uns wanderte das Scheinwerferlicht erneut über den Zaun, verharrte kurz an der Stelle, wo wir ihn überquert hatten, und huschte dann weiter.
    Die nächsten Minuten verbrachten wir damit, uns zwischen den Reihen näher an das zentrale Gebäude heranzupirschen. Mein Herz hämmerte fast so sehr wie oben am Haus. Adrenalinschübe unterdrückten den Schmerz meiner Schnittwunden und Prellungen.
    Im Schutz der Solarmodule kamen wir bis auf dreißig Meter an das Gebäude heran. Von nahem war ein offenes Rolltor zu erkennen, dahinter eine leere Halle. Ein lautes Knirschen ertönte wie von mächtigen Zahnrädern, das Brummen einer Hydraulik.
    Kurze Zeit später stiegen Fahrzeuge aus dem Boden der Halle auf, zwei Transporter und ein schwerer Geländewagen. Sie standen mit laufenden Motoren auf einer Plattform, die wie ein gigantischer Lift in die Hot Suite abgesenkt und wieder heraufgefahren werden konnte.
    Sobald die Plattform sich auf einer Ebene mit dem Hallenboden befand, gaben die Fahrer Gas. Alle drei Wagen rollten gleichzeitig ins Freie. Ihre Scheinwerferstrahlen ließen Reflexe über die Spiegelflächen der Solarmodule huschen.
    Ein einzelner Mann stellte sich ihnen in den Weg.
    »Stopp!«, brüllte Haven. Er hielt ein Sturmgewehr in den Händen und feuerte eine Salve Leuchtspurmunition in den Nachthimmel.
    Reifen knirschten auf Sand, als die Wagen zum Stehen kamen.
    »Gehen Sie aus dem Weg!«, rief ein

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