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Phantasmen (German Edition)

Phantasmen (German Edition)

Titel: Phantasmen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Mann, der sich aus dem Seitenfenster des Geländewagens beugte. »Es ist vorbei. Hier gibt es nichts mehr zu tun.«
    »Lionheart hat Ihnen einen Auftrag gegeben«, entgegnete Haven. Er musste das Barett im Haus verloren haben. Sein blondes Haar war sehr kurz geschoren. »Und Sie kneifen jetzt den Schwanz ein und verschwinden?«
    »Glauben Sie, wir könnten einfach zum Geldautomaten gehen und unseren Lohn ziehen?« Der Mann stieß ein humorloses Lachen aus. »Die ganze Welt ist am Arsch! Niemanden interessiert, was Lionheart bezahlt und wie viel auf meinem Konto ist. Weil in ein paar Tagen nichts davon mehr existieren wird. Was wir uns sichern können, müssen wir uns jetzt sichern! Wir haben schon zu viel Zeit verschwendet!«
    »Und da wollen Sie in die nächste Stadt fahren und die erstbeste Bank ausräumen?«
    »Wenn wir es nicht tun, dann tun es andere.«
    »Was ist mit den Geistern? Die Städte sind voll von ihnen. Die nächste Smilewave wird Sie alle umbringen.«
    Die nächste Smilewave . Sie hatten tatsächlich schon einen Namen dafür.
    »Das lassen Sie unsere Sorge sein!«
    Ich konnte nicht erkennen, wie viele Männer in den Fahrzeugen saßen, aber ich nahm an, dass jedes mit mehreren Personen besetzt war.
    »Und jetzt verschwinden Sie, Colonel! Wir machen Ihnen keinen Ärger, also sollten Sie es umgekehrt genauso halten.«
    Haven bewegte sich nicht von der Stelle. »Seien Sie kein Narr, Farris. Überlegen Sie sich genau, was Sie tun. Sie und die anderen Männer werden da draußen vor die Hunde gehen. Die Städte sind Friedhöfe, die Geister überall und die Abstände zwischen den Smilewaves werden kürzer. Sie haben keine verdammte Chance!«
    Mit einem Mal hielt der Fahrer des Wagens eine Pistole in der Hand. »Gehen Sie aus dem Weg! Mein Vertrag wurde von Lionheart unterschrieben, und Lionheart existiert vermutlich nicht mal mehr. Wir sind nicht Ihre Privatarmee, Haven! Keiner hier ist bereit, für ein Kind zu sterben, dem ohnehin nicht mehr zu helfen ist.«
    Haven gab ein Handzeichen. Aus dem Dunkel traten ein Dutzend weitere Söldner. Einige hatten sich ganz in unserer Nähe zwischen den Solarmodulen verborgen gehalten. Ich wechselte einen alarmierten Blick mit Tyler und Emma. Sie hatten die Männer vorher ebenso wenig bemerkt wie ich. Um ein Haar wären wir ihnen genau vor die Waffen gelaufen.
    Farris, der Mann in dem Geländewagen, hatte für den Aufmarsch nur ein müdes Lächeln übrig. »Wollen Sie uns wirklich töten, Haven? Wir sind elf Männer. Das wären elf Geister direkt vor der Einfahrt zur Hot Suite. Das Risiko gehen Sie nicht ein.«
    Einer der Soldaten, die aus ihrer Deckung an Havens Seite getreten waren, ergriff das Wort. »Wir können sie aus den Wagen holen, Colonel!«
    Haven hatte seine Waffe nun genau auf die Windschutzscheibe des Geländewagens gerichtet. Im Neonlicht, das aus der Halle auf den Vorplatz fiel, wirkte sein hageres Gesicht wie ein Totenschädel. Einen Moment lang schien er kurz davor, das Feuer auf die Deserteure zu eröffnen. Dann aber gab er seinen Leuten ein Zeichen und trat zur Seite.
    Farris schien so wenig an diese Kapitulation zu glauben wie ich, einen Moment lang wirkte er unschlüssig. Hinter ihm redeten mehrere Stimmen durcheinander, aber sein Blick blieb auf Haven gerichtet, als könnte er vom Gesicht des Colonels dessen Pläne ablesen.
    »Die lassen sie nicht weit kommen«, murmelte Tyler.
    Doch Farris gab Gas. Augenblicke später passierten alle drei Fahrzeuge das Spalier der Soldaten. Haven verzog keine Miene. Wortlos blickte er den Wagen nach, als sie den Hauptweg hinabrollten, dem fernen Tor der Anlage entgegen.
    Ich wartete auf Schüsse, vielleicht die Explosion einer Granate. Aber alles blieb ruhig. Die Fahrzeuge der Deserteure verschwanden in der Nacht.
    Haven atmete tief aus, dann sagte er zu seinen Leuten: »Zurück an die Arbeit. Ich will nicht riskieren, dass die Piloten auf ähnliche Ideen kommen.«
    »Wir hätten sie erledigen können, Colonel«, sagte der Söldner, der vorhin schon das Wort ergriffen hatte.
    Haven schüttelte den Kopf. »Die sind so gut wie tot. Ihre Habgier wird schon dafür sorgen. Als ob sie mit ihren Waffen eine größere Chance hätten als irgendwer sonst.«
    Er ging voran in die Halle, die anderen folgten ihm. Nur drei blieben draußen zurück, um den Eingang zu bewachen. Haven und sein Trupp betraten die Plattform, die sich kurz darauf mit Getöse in die Hot Suite absenkte.
    Tyler deutete auf jenen Teil des Gebäudes, in

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