Phantasmen (German Edition)
Klappspaten und Besen eine Schneise durch die Trümmerstücke der Schleuse fegten.
Währenddessen schaute ich zur anderen Seite. Hinter uns endete die Fassade an einer Ecke. Bis zur Höhlenwand waren es von dort aus noch einmal zehn Meter. Zwischen dem Gebäude und der Felswand befand sich eine asphaltierte Schneise.
Als ich mich wieder umdrehte, räumten die drei Männer gerade ihre Schaufeln und Besen beiseite. Aus dem Inneren des Betonarms erklangen abermals Stimmen, dann ein Rumpeln. Gleich darauf schoben vier Söldner etwas aus dem zerstörten Eingang, eine Mischung aus Sarg und Tiefkühlschrank.
Die untere Hälfte des Behälters bestand aus weißem Metall oder Kunststoff und war mit LED-Anzeigen übersät. Unter dem halbrunden Deckel aus milchigem Glas ruhte ein Körper, der nur vage auszumachen war. Einer der Männer betätigte einige Schalter an der Seite des Behälters, las eine Anzeige ab und justierte einen tragbaren Generator, der mit dem Behälter verkabelt war. Er nickte und bedeutete den Männern, ihn auf einen der Lkw zu heben. Dies dauerte offenbar länger als geplant, denn jenseits der Schleuse kündigten ungeduldige Rufe an, dass der nächste Proband unterwegs war. Ich erkannte Havens Stimme, dem das alles zu langsam ging und der die Männer daran erinnerte, dass das Flugzeug nicht ewig warten würde.
Einer der Männer murrte, dass es nirgends so sicher wäre wie hier unten und man ja nicht gleich desertieren müsse wie Farris, aber ihr Leben es schon wert wäre, die Sache noch einmal zu überdenken. Daraufhin trat Haven aus der Schleuse, legte dem Mann einen Arm um die Schulter und redete leise auf ihn ein. Sein Gesicht wirkte entspannt, fast gutmütig, während er sich langsam mit ihm von den anderen entfernte. Sie kamen genau auf uns zu.
Kurz vor dem ersten Buggy, keine zwei Meter von unserem Versteck entfernt, zog Haven seine Pistole, hielt sie dem Mann an die Schläfe und drückte ab. Der Schuss hallte noch von den Höhlenwänden wider, als der Soldat zusammenbrach. Augenblicklich materialisierte sich sein Geist, nah genug, um uns bei der nächsten Smilewave zu töten.
Ich lag stocksteif neben den Reifen des Fahrzeugs und hatte einen Arm um Emma gelegt, als könnte ich sie so vor dem drohenden Lächeln der Erscheinung schützen. Ich hielt den Atem an, bis ich das Gefühl hatte, meine Lunge müsste explodieren.
Aber der Geist lächelte nicht. Noch nicht.
Haven steckte in aller Seelenruhe seine Waffe ein und ging zurück zu den anderen. Hätte er zuvor seinen Blick nur um eine Winzigkeit zur Seite gewandt, hätte er uns alle entdeckt. Aber jetzt rief er schon wieder Befehle und gestikulierte zu den Lkw.
Einen Moment lang sah es so aus, als würde die Stimmung endgültig kippen. Meuterei hing in der Luft, unter den Männern herrschte eisiges Schweigen. Niemand rührte sich, während Haven zur Schleuse zurückkehrte.
»Hat noch jemand einen Vorschlag, den weiteren Ablauf betreffend?«, fragte er.
Erst einer, dann ein anderer machte sich wieder an die Arbeit, und gleich darauf waren sie alle damit beschäftigt, den ersten Probanden auf der Ladefläche zu verstauen und den zweiten von seinem Rolltisch zu heben.
Die nächsten Minuten waren die längsten meines Lebens. Ich konnte den Blick nicht von dem Geist in unserer Nähe nehmen. Der Drang, sofort aufzuspringen, Emma auf die Beine zu ziehen, Tyler anzubrüllen, dass er uns folgen sollte, und einfach davonzurennen, war fast überwältigend.
Bald wurden der dritte und vierte Proband gebracht und auf den nächsten Transporter verladen. Ein Mann blieb zurück, während Haven die übrigen wieder in die Hot Suite schickte. Er wies sie an, noch einmal jeden Winkel nach Festplatten und anderen Datenträgern abzusuchen. Zugleich schleppten einige von ihnen mehrere Kisten ins Innere der Anlage: Sprengstoffpakete, wie wir sie schon in der Sternwarte gesehen hatten. Haven verwischte selbst jetzt noch seine Spuren.
»Wir müssen weg von dem Geist«, sagte Emma leise.
Natürlich. Und zwar schnell.
Tyler gab uns ein Handzeichen und deutete über unsere Köpfe hinweg zur Ecke des Gebäudes. Er wollte, dass Emma und ich uns dorthin zurückzogen. Zuletzt zeigte er auf sich und hinüber zu den Transportern.
Er konnte nicht von hier fort, bevor er wusste, ob Flavie in einem der vier Glassärge lag. Trotz des Sprengstoffs, trotz der Söldner. Aber was würde geschehen, wenn er sie nicht fand? Acht Probanden waren bereits in Whiteheads amerikanischem
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