Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)
einmal im Jahr durchgehen ließ.
Sein Weg führte ihn an der Höllenküche vorbei. Bereits durch die geschlossene Tür war das bunte Treiben zu hören.
„Der Zuckerguss muss fester sein! Gebt mehr Farbe dazu! Es muss aussehen, als würden die Bäume in einer Blutlandschaft stehen! Und wer hat dem Rentier den Kopf abgebissen?!“
Freudig grinsend öffnete Luzifer die Tür einen Spaltbreit. Überall rannten Dämonen und Imps herum. Doch seine Augen lagen auf der Dämonin in der Mitte des Raumes. Obwohl Mila im reinsten Durcheinander stand, konnte sich Luzifer ein Lächeln nicht verkneifen. Zuckerguss klebte an ihrer Wange. Darum schlich er sich heran und legte ihr die Hände vor die Augen. Doch musste sie ihn bereits gesehen haben.
„Wenn du nicht willst, dass ich das Rentier versau, nimm die Pfoten von meinen Augen“, wies sie ihn an.
„So gereizt? Heute ist doch der schönste Tag des Jahres.“
Trotzdem zog er seine Hände zurück und wartete, bis sie sich zu ihm umdrehte. Was jedoch länger dauerte als gedacht. Allerdings auch nur, weil das Rentier einen neuen Kopf angeklebt bekam. Die Stelle wurde dabei mit rotem Zuckerguss verdeckt. Luzifer freute sich auf die überraschten Augen von Gott, wenn er morgen mit der kleinen Waldlandschaft zum alljährlichen Festessen kam.
„Für dich vielleicht. Ich hab noch unzählige Kekse zu glasieren, und das kleine Waldstück ist nicht fertig.“
„Zeit für einen Kuss hast du trotzdem, oder?“
Seufzend wandte sich Mila zu ihm um. In ihren Augen lag ein eindeutiges Nein. Dennoch zog er sie zu sich heran und wischte den Zuckerguss von ihrer Wange.
„Süß“, stellte er fest.
„Natürlich. Ich muss weitermachen. Und du hast noch genug zu tun.“
Enttäuscht verfolgte Luzifer, wie sie sich erneut der Waldlandschaft zuwandte. Aber nun kam auch in ihn wieder Bewegung. Schließlich hatte Mila nicht Unrecht. Er musste sich um den Thronsaal kümmern.
„Wir sehen uns nachher“, meinte er an sie gewandt.
Womit er auch schon seine Holzkiste schnappte und aus der Höllenküche verschwand. Im Vergleich zu dem Raum war der Steingang angenehm kühl. Zudem begann sich die Weihnachtsdekoration auszubreiten. Ausnahmslos konnte Luzifer Unmengen von Fingerknochengirlanden entdecken. Gelegentlich unterbrochen von einem Mistelzweig, in welchen kunstvoll blonde und rote Haare eingeflochten waren. Bei dem Anblick kam ihm der leise Verdacht, dass Mila einige ihrer Haare hierfür geopfert hatte. Sollte es der Fall sein, würde er sie großzügig entschädigen müssen. Und demjenigen, der die Schere geschwungen hatte, in eine Seelenkugel sperren. Aber das hätte Zeit bis nach den Feiertagen.
Stattdessen erfreute er sich lieber an dem sich bietenden Anblick. Und auch etwas anderes erweckte sofort seine Sinne. Überall war der Geruch von erwärmtem Seelenwasser auszumachen. Er würde sich später einen mit Lakritze besorgen, wenn es seine Zeit zuließ.
Endlich erreichte er den Thronsaal. Doch das Ergebnis war nicht zufriedenstellend. Hätte er es den Dämonen alleine überlassen, würde wohl das gleiche wie in dem Jahr herauskommen, als er krank gewesen war. Nichts Sinnvolles auf jeden Fall. Eine leichte Frustration machte sich in Luzifer breit. Insgesamt waren die Imps damit beschäftigt, Unheil zu stiften. Hier und da flogen sie herum, doch nichts davon fand seinen Platz an dem dafür vorgesehenen Ort. Und Luzifers Erscheinen bremste die geflügelten Wesen in ihrem Treiben auch nicht. So würde das alles bis heute Abend nichts werden.
Aus diesem Grund trat Luzifer nun gänzlich in den halb geschmückten Raum, nicht ohne dabei seine Schritte fest auf den Boden zu setzen. Es erzielte die gewünschte Wirkung. Die Imps wirbelten zu ihm herum, wobei einer eine Seelenkugel fallen ließ. Luzifer entlockte es ein Seufzen. Der Imp hingegen sah betreten zu Boden.
„Was wird das hier?! Ihr sollt euch um den Baum kümmern und nicht herumspielen!“
Luzifer selbst öffnete indes den Deckel der Kiste. Es war jedes Mal ein Erlebnis, die Seelenkugeln hervorzuholen. Beherbergten sie doch die wichtigsten Größen der Menschheitsgeschichte. Und gerade weil sie so selten waren, kümmerte sich Luzifer persönlich darum.
Unter dem Klang von gesungenen Weihnachtliedern schwirrten die Imps durch den Raum. Brachten im Raum und am Baum Fingerknochengirlanden, in Höllenfeuer eingelegte Totenköpfe und Rubinsteine an. In einigen befand sich die Seele eines Imps oder Dämons. So manchen davon hatte
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