Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)
Luzifer über das Jahr hinweg darin eingesperrt. Immerhin nervten sie ihn.
Am Baum waren Totenköpfe aus Marzipan. Selbst kleine Impflügel aus Keksteig und Zuckerstangen in den Farben violett und dunkelgrün waren auszumachen. Mila war in der Hinsicht kreativer als seine letzten drei Freundinnen.
Die erste Seelenkugel fand von den devot schweigenden Imps begleitet ihren Weg an den Baum. Mit ihren großen Augen und den aufgeregten Flügelschlägen waren sie den Dämonenkindern nicht unähnlich.
„Sieht doch vielversprechend aus.“
„Sie wird sich freuen.“
Erst jetzt wandte Luzifer dem geflügelten Wesen seine Aufmerksamkeit zu. In den Händen hielt es die Spitze für den Baum. Ein glasklarer Zapfen, in dessen Innerem ein grünliches Licht schimmerte, gelegentlich unterbrochen von roten und gelben Einschlüssen.
„Du hast dich mal wieder selbst übertroffen.“
„Danke, Luzifer.“
Freudestrahlend blickte ihn der Imp bei diesen Worten an. Eine Seltenheit bei den kleinen Wesen. Genauso selten wie ein Lob von Luzifer. Zumal es gar nicht so einfach war, das Feuer aus der siebten Hölle in den Zapfen zu bekommen.
„Dann setz ihn mal auf die Spitze“, meinte Luzifer leise.
Es war der Moment, den der Herrscher der Unterwelt am meisten liebte. Der Augenblick, in dem selbst die Imps aufhörten, ihre Späße zu treiben und darauf warteten, was als nächstes geschehen mochte. Im letzten Jahr war trotz aller Bemühungen ein gelbliches Leuchten erschienen. Und sie befanden sich hier ja nicht im Himmelsreich. Schließlich müsste er das morgen fünf Stunden ertragen.
Zu Luzifers großer Erleichterung hatte sich der Imp in diesem Jahr noch mehr Mühe gegeben. Vielleicht hatte die Drohung vom letzten Jahr doch geholfen? Der Thronsaal war erfüllt von einem matten Grünschimmer. In diesem spiegelte sich sogar ein leichter Rotton.
„Ihr… macht hier weiter und dann… ihr könnt euch dann was aus der Höllenküche zu essen holen.“
Ohne eine Antwort abzuwarten machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte aus dem Thronsaal. Er hatte einfach noch viel zu viel zu erledigen. Nicht lange nachdenkend schlug er den Weg zum ersten Seiteneingang ein. Von Zeit zu Zeit konnte Luzifer die Schreie der Seelen vernehmen. Da Weihnachten war, fielen diese bedeutend leiser aus als den Rest des Jahres. Schließlich war er ja kein Unmensch.
Das fünfte Höllentor öffnete sich eben, als er ankam. Aufgeregt reckte er sich, um seine Schwester auszumachen. Doch einzig sein Gehilfe war zu sehen.
„Wo ist sie?“, fragte er den Dämon.
„Da ist etwas, das ihr wissen solltet, Luzifer. Also ich… Ich hab ihr gesagt, dass er nicht… Aber ihr kennt doch eure Schwester. Sie ist, naja…“
Luzifer verstand kein Wort, als er erwiderte: „Wovon hast du sie versucht abzuhalten?“
„Und das ist das fünfte Höllentor. Hier kommen nur die wichtigen Seelen durch. Und die engsten Familienmitglieder. Ist doch hübsch hier, findest du nicht?“
„Naja, ich weiß nicht“, kam eine zaghafte Antwort.
Nun gänzlich verwirrt sah Luzifer zu seinem Gehilfen, der jedoch nur die Schultern hob. Aus diesem Grund warf er einen vorsichtigen Blick zum Tor hinüber. Und tatsächlich kam nun seine kleine Schwester auf ihn zugelaufen.
„Luzi!“, schrie sie begeistert.
Lilja war die einzige, die ihn so nannte. Manchmal Mila, nur war es dann begleitet von einem verächtlichen Unterton.
„Sei bitte nett, Luzi“, flüsterte sie ihm zu.
Er verstand die Worte nicht im Mindesten. Erst als er den Blick von ihrem schwarzen Haar löste, sah Luzifer eine weitere Gestalt durch das Höllentor kommen. Und diese Person war eindeutig nicht tot. Stellte sich nur die Frage, was sie dann hier wollte. Trotzdem versuchte er sich an einem Lächeln.
„Lilja, wer ist das?“, fragte Luzifer gepresst.
„Alex, mein Freund“, erwiderte sie grinsend.
Sprachlos starrte Luzifer sie an und fragte: „Wer?“
„Mein Freund“, wiederholte Lilja.
„Warum bei allen sieben Höllen bringst du einen Freund mit?“, zischte Luzifer aufgebracht.
„Er ist nicht ein Freund. Er ist mein Freund.“
„Seit wann hast du einen Freund?“
„Du musst nicht so ungehalten sein, Luzi. Ich hab dir mehr als einmal von Alex geschrieben. Aber das hast du mit Sicherheit wieder überlesen“, warf sie ihm vor.
„Na und? Du kannst ihn doch nicht hierher mitnehmen.“
„Alex, das ist mein Bruder. Luzifer, mein Freund, Alex.“
Unsicher betrachtete Alex ihn. Vermutlich fühlte
Weitere Kostenlose Bücher