Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)
sie auch gemacht. Wer konnte schon wissen, dass sie… Dass ihr Leben durch einen betrunkenen Idioten enden würde. Der Mann ist auf die falsche Seite der Fahrbahn gekommen. Das war mein letztes Gespräch mit ihr.“
„Wie lange ist das her?“
Alex stieß hörbar die Luft aus, als er den Kopf hob und antwortete: „Fünf Jahre. Seitdem will meine Mutter von Weihnachten nichts mehr wissen. Und mein Vater flüchtet sich von einer Affäre in die nächste. Und ich hab versucht, Weihnachten für mich alleine zu verbringen. Bin auf den Friedhof gegangen und hab dort den halben Abend verbracht. Eine Kerze für Sahra angezündet. Dadurch konnte ich ihr einfach nahe sein.“
„Dein Bruder scheint es recht gut getroffen zu haben.“
„Mag sein. Ich hatte also die Wahl, mit Lilja hierher zu kommen, oder mich meinem Bruder aufzuhalsen. Letzteres wollt ich nicht. Das hätte mehr als armselig gewirkt. Also hab ich mich von Lilja breitschlagen lassen.“
Luzifer nahm einen Schluck von seinem Seelenwasser, während er weiterging. Gedankenverloren nickte er dabei vor sich hin. Ihm tat Alex mit einem Mal mehr als leid. Leicht hatte es der junge Mann nicht. Kein Wunder also, dass er Weihnachten in der Unterwelt dem Fest mit seiner Familie vorzog.
„Wohl die beste Entscheidung“, murmelte Luzifer.
Ein leises Gekicher ließ sowohl ihn als auch Alex den Kopf heben. Luzifer ahnte bereits, von wem der Laut stammte. Scheinbar erging es Alex nicht anders, da er sogleich in einem Seitengang verschwand.
Wortlos folgte ihm Luzifer und konnte hören, wie das Lachen lauter wurde. Zugleich kam er der Geräuschquelle näher. Und tatsächlich – als er um die Ecke eines Seitenganges bog, stand eine Gruppe Imps herum. Wobei es nicht das war, was Luzifers Aufmerksamkeit erweckte. Es war vielmehr Alex, der vor jemanden hockte und mit dem Wesen sprach. Erst als Luzifer näher kam, konnte er die Worte richtig verstehen.
„… und dann haben sie gesagt, ich soll mitkommen. Sie haben versprochen, mich zur Höllenpforte zu bringen.“
Nun endgültig bei der Gruppe angekommen erkannte Luzifer das Dämonenkind. Hübsch und zart gebaut. Dunkelbraunes Haar, welches wirr vom Kopf stand und braune Augen. Gehüllt in ein dunkelblaues Samtkleid wirkte das kleine Wesen tatsächlich wie für den Besuch bei seinen Großeltern geschaffen. Die Dämonin hatte sich mit diesem Aufzug eindeutig selbst übertroffen.
„Ihr dachtet also, ihr bringt eine kleine Dämonin zur Höllenpforte, ja?“, meinte Luzifer an die Imps gewandt.
Wohlweißlich hatte er das Dämonenkind in Alex’ Richtung geschoben. Ansonsten würde er sie noch versehentlich verletzen, und das wollte er auf keinen Fall.
„Naja…“
„Kein naja. Ihr seid vom Höllentor ein ganzes Stück weit entfernt. Was hätte das werden sollen? Eine Führung durch die Unterwelt?! Die Mutter wartete an der dritten Höllenpforte auf das Mädchen und ihr treibt hier eure Späße mit ihr! Denkt ihr auch mal nach, bevor ihr etwas anstellt?! Oder ist das etwa zu viel verlangt?!“
Das Dämonenkind klammerte sich vor Schreck an Alex fest. Eine Handlung, die Luzifer dazu brachte, tief durchzuatmen. Außerdem musste jemand das Kind zum Höllentor bringen. Und diese gesuchte Gestalt tauchte eben in einen roten Hosenanzug gehüllt aus dem Gang zur Krabbelstube auf.
„Sehr gut! Komm her!“, rief Luzifer dem Wesen zu.
Er schob dem Dämon das Kind zu und erklärte: „Ihre Mutter wartet an der dritten Höllenpforte. Bring sie hin und verlier sie unterwegs nicht.“
Der Dämon nickte lediglich, warf sich das Dämonenkind über die Schulter und schritt davon. Wobei ihnen die Kleine grinsend zum Abschied winkte.
„Und jetzt zu euch“, wandte sich Luzifer an die Imps.
„Herrscher, wir…“
„Ich will kein einziges Wort von euch hören! Ihr werdet mich morgen auf Gottes Festessen begleiten. Und dort dürft ihr den höchsten Engeln als Tischdiener nahe sein. Viel Spaß dabei, wenn einer von ihnen anfängt zu singen. Ich denke da im speziellen an Gabriel.“
Verzweifelt warfen sich die Imps vor ihm auf den Boden. Doch Luzifer würde sich nicht erweichen lassen. Er wusste nur zu gut, wie gerne Gabriel sang und auch welche wunderbare Stimme der Engel hatte. Und damit quälte er die Imps gerne. Besonders wenn Luzifer ihm von der Geschichte heute erzählen würde.
Die geflügelten Wesen nicht weiter beachtend zog Luzifer seinen zukünftigen Schwager mit sich fort. Schließlich würde bald der Zeitpunkt des
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