Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)
aufgebaut werden. Plötzlich ertönte die Hausklingel.
Sie eilte ans Fenster und ein Mann rief ihr entgegen: ‚Ein Telegramm für Sie!‘
‚Ich komme‘ antwortete sie und lief eilig ans Tor, um es in Empfang zu nehmen. Und könnt ihr erraten, was darauf stand?“
Die Kinder schüttelten unisono den Kopf.
„Herzlichen Glückwunsch * stop * Du bist Oma geworden * stop * Mama und Kind wohlauf * stop * Der glückliche Papa.
Ihr blieb das Herz fast stehen. Doch plötzlich erklang ein Jubel in ihr. Der Engel hatte tatsächlich für sie gesungen. Sie war Oma geworden, es ging allen gut und nun konnte sie von Herzen glücklich und dankbar sein. Für sie war gerade schon Weihnachten geworden.“
6. Dezember
Familie Baum
Von Christa Dorn
In der Nacht nach Heiligabend hatte es zum ersten Mal in diesem Winter heftig geschneit. In der kleinen Stadt am Fuße des Berges holten deshalb Jung und Alt ihre Skier hervor. Wer springen wollte, fuhr zur Schanze hinauf, den anderen boten die reichlich vorhandenen Nadel- und Mischwälder der Umgebung reichlich Wandermöglichkeiten.
Bei Familie Baum zogen sich gleich nach dem Frühstück Mutter und Vater die dicken Winterjacken an und halfen den Kindern, die nagelneuen Skier unterzuschnallen. Sie hatten an diesem sonnigen Weihnachtsfeiertag nur ein Ziel – eine Lichtung in dem nahegelegenen Tannenwald.
„O, wie schön“, flüsterte Emilia, als sie angekommen waren, und betrachtete andachtsvoll vier Bäume, die im Raureif wie verzuckert aussahen.
Die vorderen Bäumchen zierte neben dem glitzernden Schneegewand je eine silberne Weihnachtsbaumspitze. Doch darüber wunderte sich niemand aus der Familie, denn alle vier wussten genau, wie die kleinen Tannen zu ihrem Kopfschmuck gekommen waren.
Anfang Oktober, an einem sonnigen Herbsttag
„Kommt mal schnell her und schaut, was ich entdeckt habe: eine richtige Baumfamilie!“
Begeistert hüpfte Emilia von einem Fuß auf den anderen und schwenkte ihr Körbchen, sodass ein paar der kleinen Steinpilze hinunter auf den Waldboden fielen. Die Sechsjährige verschwendete keinen Blick an die in den vergangenen Stunden mühsam gesammelten Pilze, sondern winkte auffordernd mit der Hand, als die Eltern und Markus, die am Rande einer Lichtung eifrig mit Suchen beschäftigt waren, ihrer Aufforderung nicht sogleich Folge leisteten.
„Nun kommt doch schon!“
Ungeduldig stemmte das Kind die freie Hand in die Hüfte – so wie Emilia es bei Mutti gesehen hatte, als sich der Papa nicht vom Fußball im Fernsehen losreißen und zum Abendessen in der gemütlichen Wohnküche erscheinen wollte.
Es sah allerliebst aus, wie sie so dastand in ihrem dunkelblauen Mäntelchen und der weißen Wollmütze, unter der wirre blonde Locken hervorquollen. Die Eltern verkniffen sich ein Schmunzeln und der achtjährige Bruder lachte lauthals los.
„Milli, du siehst aus wie die schmollende Schlumpfine, von der Mama gestern Abend vorgelesen hat. Pass bloß auf, sonst holen sie dich noch weg.“
„Das war doch nur ein Märchen.“
Emilia bedachte Markus mit einem nachsichtigen Blick, dann fasste sie ihn bei der Hand und zog ihn ein Stück mit sich. Die Eltern folgten den beiden.
„Hier seht mal: wie bei uns.“
Das Mädchen deutete auf eine Gruppe seltsam angeordneter Tannen. „Der Opa, die Mama, der Papa und ihre zwei Kinder!“ Sie lief auf die beiden kleinen Tannen, deren Höhe sich nur um einige Zentimeter unterschied, und strich über deren nadelbewehrtes Geäst. Es piekte, und lachend zog Emilia die Hand zurück.
Die Eltern sahen sich an. Was für Fantasie ihre Kleine besaß. Doch als sie genauer hinschauten, fiel ihnen auf, dass die Baumgruppe tatsächlich irgendwie an eine Familie erinnerte.
Ganz hinten ragte ein mächtiger alter Tannenbaum in die Höhe. Davor wuchsen zwei stattliche Tannen, die so nahe aneinander standen, dass sich ihre unteren Äste berührten. Vor ihnen, nur zwei Schritte entfernt, standen die Jungtannen in zartem Grün, gerade so groß, dass nur ihre Spitzen Emilia überragten.
Die klatschte in die Hände.
„Diesen möchte ich als Weihnachtsbaum in meinem Zimmer, den anderen soll Markus bekommen“, verlangte sie. Der Junge nickte begeistert.
Die Eltern überlegten einen Moment lang. Warum nicht? Wenn es den Kindern Freude bereitete.
Bisher hatten sie in jedem Jahr einen gutgewachsenen Baum vom Händler erworben, doch konnten sie genauso gut zum Förster gehen und sich eine Berechtigung holen, den Wunschbaum selbst zu
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