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Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Titel: Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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vorbereiten sollst. Immer muss man alles selber machen.“ Er schüttelte verständnislos den Kopf.
    Ein leises Stimmchen, dessen schlechte Laune man bis hierher vernehmen konnte, murmelte: „Ja, ja. Ich hab das nicht vergessen, ich komme schon. Aber immer müssen Sie Ihren Onkel vertreten, nur weil der zu faul ist, sich dem kleinen Kaff noch zuzuwenden. Kann der das nicht mal wieder übernehmen?“
    Xaramas, so lautete der Name des Elfes, versuchte sich ein kleines Lächeln zu verkneifen, doch es gelang ihm nicht. Wenn der wüsste, dass er das alles freiwillig tat, weil es ihm so ein Vergnügen bereite! Jedes Jahr aufs Neue fragte sein Onkel ihn, ob er das nicht wieder übernehmen solle, und jedes Jahr antwortete Xaramas dasselbe. „Ach ein Jahr noch. Es ist so schön die Menschen zu sehen, wenn sie sich freuen.“ Seit mehr als hundert Jahren ging das nun schon so.
    Man vernahm Schritte, die in die Richtung des Wohnzimmers tappten, und schließlich betrat ein kleiner Kobold das Wohnzimmer. Missmutig blickte er in die Runde, schlurfte dann aber zu dem Schreibtisch und kramte einige Papierfetzen hervor, die schon in ansehnliche Formen geschnitten waren, und raffte sie zusammen. Dann grapschte er sich einen Stift und lief die Treppe hinauf in sein Zimmer, wo wenigstens ansehnliche Ordnung herrschte und er seine Arbeit in Ruhe verrichten konnte.
    Unterdessen war Xaramas in die Küche gegangen. Viele kleine Tüten, gefüllt mit köstlichsten, selbstgebackenen Plätzchen, standen auf dem Tisch. Jede einzelne war mit einer Schleife verziert, und an jeder dieser Tüten klebte ein kleines Schild, auf dem in verschnörkelter Schrift ein Name stand. Für ihn war es ein Leichtes, die Namen herauszufinden. Er kannte das Dorf schließlich. Jeden einzelnen Tag machte er sich auf den Weg, kramte seine gelb-blaue Montur aus dem Schrank und ging in einen kleinen Laden, um die Post abzuholen und mit seiner Arbeit zu beginnen. Als Briefträger kam er leicht mit den Menschen in Kontakt. Er plauderte mit ihnen – und schon kamen Geschichten und Wünsche zu Tage, die er dann verwendete, um ihnen eine Freude zu bereiten. Keiner ahnte, dass der Briefträger der Unbekannte war, der sie ausspionierte und ihnen jedes Jahr eine Freude bereitete.
    Xaramas schnupperte. Überall duftete es nach Kardamon, Anis und anderen Gewürzen. So roch die Weihnachtszeit. Dann griff er nach seiner Tasse, trank einen Schluck und ließ sich den intensiven Geschmack nach Schokolade, Zimt und Vanille auf der Zunge zergehen. Ein wohliges Gefühl von Wärme machte sich in ihm breit.
    Er liebte die Weihnachtszeit, besonders den Advent. Und er liebte es zu backen. Den Geruch und den Geschmack von Gewürzen. Das warme, rot-flackernde Feuer im Kamin und die bunten Lichter, die jedes Jahr das Haus in einem vorweihnachtlichen Licht erstrahlen ließen, waren nur ein Bruchteil von dem, was Weihnachten für Xaramas bedeutete.
    Es blieben nur noch wenige Stunden. Er ging zurück ins Wohnzimmer und begann, die vielen Sachen, die auf dem Boden lagen, einzupacken. Große Bilder, kleine handgemachte Kalender und filigrane Schlüsselanhänger. Stofftiere und bunte Schmuckarmbändchen. Jede Kleinigkeit war ein Unikat, das genauso sorgfältig und in aller Ruhe verpackt wurde, wie es gefertigt worden war. Schon seit Anfang des Jahres arbeitete er auf diesen Tag hin.
    Gumbolt, der mittlerweile die restlichen Etiketten beschriftet hatte, reichte ihm den Haufen kleiner beschriebener Papierfetzen. Dann gerade als er die Geschenke in einen großen Beutel packen wollte, vernahm er das laute Schellen einer Klingel. Ausgerechnet jetzt, wenn er keine Zeit hatte!
    Er fluchte leise, stand auf und ging zu einem der Regale. Dort zog er eines der Bücher aus dem Regal, wartete, bis ein Klacken ertönte und sich ein Mechanismus in Gang setzte. Das Holz ächzte unter der Last. Xaramas quetschte sich durch den schmalen Spalt, der sich ergeben hatte, und verschwand in der Dunkelheit. Finsternis umhüllte ihn, und er spürte, wie sich seine Gestalt wandelte, so wie immer, wenn er diesen Gang entlang huschte. Lange spitze Ohren begannen sich zu entwickeln, und er fühlte, wie das Gefühl der Kraft von seiner Heimat ihn wieder einholte. Von seiner Heimat, die ganz anders war als die Menschenwelt. Sie war der Geburtsort der Märchen. Die Arbenwelt, so wie sie genannt wurde. Wundersam und voller außergewöhnlicher Wesen. In ihr lebte die Fantasie, die sonst nur in den Träumen der Menschen Gestalt

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