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Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Titel: Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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er seinem Plüschelefanten zu und drückt ihn ganz fest an sich. „So ein schöner Baum.“
    Seine Mutter hat keinen Blick für das weihnachtlich geschmückte Foyer, mechanisch folgen ihre Schritte der roten Markierung auf dem Fußboden, die den Weg in die Notaufnahme zeigt. Paulchen kann wohl nicht mehr, er ist schon wieder stehen geblieben. Kurzerhand nimmt sie ihn auf den Arm.
    Wie heiß er sich anfühlt, sein Kopf scheint zu glühen. Dabei ist er ganz blass. Und so ruhig. Viel zu ruhig.
    Endlich werden sie aufgerufen.
    Er sieht erbärmlich aus. Und das ist noch geschmeichelt! Paulchen kann die hochgezogenen Augenbrauen der Schwester nicht sehen, mit der sie den Plüschelefanten mustert, der einst wohl hellgrau gewesen sein muss. An den Seiten und am Rüssel abgeschabt und von undefinierbarer Farbe, das Rosa an der Innenseite der Ohren kaum noch zu erahnen. Aber die Mutter sieht diesen Blick genau. Und sie weiß, was die Frau denkt, auch wenn sie nichts sagt. Sie sieht das verächtliche Zucken in den Mundwinkeln, als Paul den Elefanten einfach nicht loslassen will. Natürlich weiß sie, wie mitgenommen Lapap aussieht. Ob sie es der Schwester erzählen soll? Dass dieses alte Plüschtier für den Jungen etwas ganz Besonderes ist, dass er sich nie von seinem Lapap trennen mag, egal, wie schäbig er aussieht.
    Sie könnte ja sagen, dass ihr Mann letztes Jahr zu Weihnachten einen neuen Elefanten gekauft hat, einen, der genauso aussah wie Lapap, als er noch neu war, und ihn in Erwartung strahlender Kinderaugen unter den Weihnachtsbaum gesetzt hat.
    Doch noch nie hat sie ihren Sohn so außer sich erlebt. Ohne einen einzigen Blick für die bunten Päckchen unter dem Baum hat der Junge voller Entsetzen das neue Plüschtier angestarrt und mit tränenerstickter Stimme nach seinem Lapap gerufen.
    „Ich gehe ihn suchen, bitte hör auf zu weinen.“ Zum Glück hatte sie den Müll noch nicht weggebracht, sie musste den Elefanten nur rasch noch einmal gründlich abschrubben.„Lapap ist aus Versehen ins volle Waschbecken gefallen, er ist noch ein bisschen nass.“
    Mit einem nachsichtigen Lächeln hat Paul diese lahme Erklärung akzeptiert, ist auf den alten Lapap zu gestürzt und hat ihn so fest an sich gedrückt, dass sein Pullover dabei ganz feucht geworden ist.
    „Und ich dachte, du freust dich! Es war gar nicht so einfach, ihn zu finden.“ - „Papa, das verstehst du nicht. Das da ist ein neuer Elefant, er sieht genauso aus wie meiner, aber es ist nicht Lapap! Mein Lapap ist etwas ganz Besonderes, das weiß ich genau!“
    Aber kann sie das alles einer völlig fremden Frau erzählen? So sagt sie nur leise: „Bitte nehmen Sie ihm den Elefanten nicht weg. Er braucht ihn.“
    Ganz fest umklammern die kleinen Finger das mitgenommene Plüschtier. Es wird ihnen nichts anderes übrig bleiben, als den Jungen so zu untersuchen. Vielleicht ist es sogar gut so, immerhin kann so ein MRT einem kleinen Kind schon ein wenig Angst machen.
    Die Mutter streicht ihm behutsam über die heißen Hände, flüstert ihm zu, dass er keine Angst haben soll. Paulchen runzelt die Stirn, genau wie sein Vater es immer tut, dann entgegnet er mit kindlichem Ernst: „Ich hab keine Angst, Lapap passt auf mich auf“, und drückt den Elefanten an seine Brust. Ganz ruhig liegt der Fünfjährige, gibt keinen Mucks von sich, auch später nicht, als die Schwester ihm Blut abnimmt und dabei mehrmals einstechen muss, bevor sich das Röhrchen füllen lässt.
    „Wir behalten Ihren Sohn zur Beobachtung hier, machen Sie sich keine Sorgen, vielleicht ist es nur für ein paar Tage. Dann können Sie Weihnachten gemeinsam feiern. Haben Sie Sachen für ihn dabei? Sie können alles hier in den Schrank legen.“
    „Hier können Sie seine Handtücher hinhängen und die Waschlappen.“
    „Was ist denn das? Soll das etwa ein Waschlappen sein? Misstrauisch beäugt die Schwester das seltsame Teil, dreht es um und schüttelt den Kopf. Von der Wand schaut sie ein Pinguin an, mit großen Augen und einem orangen Schnabel, liebevoll genäht aus verschiedenfarbigem Frottee.
    „Darf ich ihn auf seinen Nachtschrank setzen, damit er ihn gleich sieht, wenn er aufwacht?“
    „Wie bitte?“
    „Sie müssen das verstehen, Paulchen ist gerade in so einer Phase, er kann nicht ohne diese beiden, Lapap und Pingu müssen überall mit dabei sein. Er ist dann ruhiger, glauben Sie mir.“
    Mechanisch räumt sie Pauls Sachen in den Schrank. In ihrem Kopf schwirren die Worte unklar /

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