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Phantom der Tiefe

Phantom der Tiefe

Titel: Phantom der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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anderen«, sagte der Mann. »Vor fast einem Monat wurden Sie hier eingeliefert. Seither hat die Suche nach den Vermißten noch nichts ergeben. Die ermittelnden Behörden erhoffen sich von Ihnen Auskünfte. Sie sind bereits über ihr ... Erwachen informiert.«
    Kemer schloß die Augen -
    - riß sie aber sofort wieder auf, weil die Bilder sofort erdrückend naherückten, ohne daß er in der Lage war, ihre Inhalte zu verstehen, ihre wahre Bedeutung zu erfassen.
    »Es fällt mir schwer, mich zu erinnern. Die Ereignisse . liegen mir auf der Zunge. Aber ich kann sie nicht - aussprechen ...!«
    »Nach dem, was Sie mitgemacht mußten, würde mich alles andere überraschen«, sagte der Mann. »Sie sind durch klirrende Kälte ge-irrt, und als man Sie fand, waren Sie nicht ansprechbar. Ich injiziere Ihnen jetzt etwas, das helfen wird, Ihre Psyche zu stabilisieren ...«
    Kemer spürte einen kurzen Schmerz.
    Beim nächsten Augenschließen hielten die Bilder tatsächlich schon etwas Distanz.
    »Ich bin so müde«, seufzte Kemer. »Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich erinnere mich an - gar nichts .«
    »Haben Sie Vertrauen«, sagte der Mann. »Vielleicht wird es ein bißchen wehtun, aber am Ende .«
    Am Ende, dachte Kemer noch abstrakt. Dann entfaltete die Spritze ihre volle Wirkung.
    *
    Noch am selben Tag Ankara, Sitz der Militärverwaltung
    Kaya Beishir klopfte gegen die schnörkellose Tür, in deren Lackschicht sie sich spiegelte. Ihr wallend schwarzes Haar wurde von der Dienstmütze im Zaum gehalten. Auf Schmuck verzichtete sie gänzlich. Nicht einmal Ohrringe oder eine Halskette, die unter der Jacke mit dem hochgeschlossenen Kragen verborgen geblieben wäre, erlaubte sie sich.
    Sie wußte, daß sie ein Fremdkörper war - und bleiben würde. Immer. Was sie auch anstellen mochte. Die Welt, in der sie sich bewegte, war eine Männerdomäne, und die geringste Blöße, die sich eine Frau darin gab, konnte tödlich sein - tödlich für die Karriere.
    Kaya wartete die Aufforderung von drinnen, einzutreten, gar nicht erst ab. Schnell tauchte sie in den von vielen Fenstern erhellten Raum, in den ein strahlender Sonnenschein fiel, der darüber hinwegtäuschte, wie lausig kalt es jenseits der Scheiben war.
    Der Mann hinter dem wuchtigen Schreibtisch war allein. Er sah aus, als wäre er auf ihr Kommen vorbereitet, und obwohl er keine Miene verzog, las Kaya in seinen rauchfarbenen Augen, was sie erwartet hatte: Ablehnung.
    Oberst Nemrud Sardre war um die sechzig und erfahren. Deshalb gab auch er sich keine Blöße. Was im Hintergrund seiner Augen glomm, war nur die Spitze des Eisbergs. Ein Bruchteil der Gefühle, die Kayas Anblick in ihm bewegte.
    Kaya salutierte.
    Sardre grüßte lässig zurück. »Ich freue mich, Sie persönlich kennenzulernen. Ich habe viel von Ihren Fähigkeiten gehört .«
    Du hast gehört, daß ich mit einem hohen Regierungsbeamten schlafe und deshalb den Rang erreicht habe, der meine Uniform ziert , dachte Kaya, ohne eine Miene zu verziehen.
    Sie folgte der Hand, die ihr Platz gegenüber von Sardre anbot. Der breitlehnige Stuhl, in den sie sank, war ungepolstert, aber das war in Ordnung. Sie mochte es, wenn sie sich selbst noch spürte. Ecken und Kanten waren ehrlich.
    Der Mann vor ihr nicht, auch wenn er sich Mühe gab, diesen Eindruck zu vermitteln.
    So ruhig seine Augen auf ihr ruhten, Kaya fühlte genau, daß er sich gerade vorstellte, wie sie unter der Uniform, die ihn auch aus anderen Gründen störte, aussah.
    Umgekehrt verspürte sie keinerlei Drang, sich dies auszumalen.
    »Danke«, sagte sie in reserviertem Ton. »Wenn wir dann gleich zur Sache kommen könnten?«
    »Zur Sache, ja.« Er nickte. »Natürlich.«
    Die graumelierten Schläfen wirkten unecht, als hätte er sie färben lassen. Sardre war von untersetzter Statur. Sein Gesicht war aufgedunsen und gerötet. Vielleicht hatte er Alkoholprobleme. Der energische, fast brutale Zug um seinen Mund jedenfalls zeichnete in Kaya das Bild eines Mannes, der enthemmt genug war, eine Frau in bestimmten Situationen auch zu schlagen. Sympathischer wurde er ihr dadurch nicht, denn was das anging, hatte sie eigene Erfahrungen gesammelt, und wenn sie heute daran zurückdachte, wünschte sie sich, damals einen Revolver zur Hand gehabt zu haben. Dreck, beendete sie ihren gedanklichen Exkurs in die Vergangenheit. Männer, die ihre Faust gegen eine Frau erheben, sind nichts als Dreck.
    »Sie sind mir von höchster Stelle empfohlen worden«, behielt Sardre seinen Kurs

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