Phantom der Tiefe
Kollisionskurs gingen .« Sardre schien in den unteren Schichten seiner Haut zu erblassen, ohne daß die äußere Röte wich. Sie wurde nur eine Spur wächserner. »Die Radaraufzeichnungen lassen keinen anderen Schluß zu als den, daß die Piloten diese Katastrophe selbst verschuldet und sogar vorsätzlich herbeigeführt haben . Erfahrene Piloten, die bis dahin nicht den kleinsten dunklen Fleck auf ihrer Weste hatten!«
Kaya schürzte die Lippen, nachdem Sardre regelrecht darauf zu warten schien, daß sie an diesem Punkt das Wort ergriff.
»Ich gebe mir Mühe, aber ich sehe keinerlei Zusammenhang zu diesem . Holzstück .«
Sardre nickte. »Auch ich bin auf der Suche nach dem Bindeglied, das dieses Ereignis und drei andere verkettet. Möglicherweise habe ich mich in etwas verrannt, aber .«
»Von welchen anderen Ereignissen sprechen Sie?«
Sardre räusperte sich und griff nach einer Zigarettenpackung, die neben dem Telefon lag. Er fragte nicht, ob es Kaya störte, wenn er rauchte - er tat es einfach.
»In derselben Nacht, in der wir fünf hervorragende Piloten und fünf wertvolle Maschinen verloren, kam es noch zu einem zweiten, kaum weniger mysteriösen Vorfall, der uns bis heute beschäftigt, denn auch hier verliefen bislang alle Nachforschungen im Sand.« Sardre blies blaugrauen Rauch nach oben und sog noch einmal gierig an dem filterlosen Stäbchen, ehe er fortfuhr: »Türkische Pilger hatten ihre Zelte am Fuß des Gebirges aufgeschlagen - keine Muslime, sondern Christen. Es war eine behördlich genehmigte Zusammenkunft, die nicht zum ersten Mal stattfand, sondern in ihrer Tradition weit zurückreicht - das zumindest konnte man ermitteln. Offenbar fanden sich die Andersgläubigen jedes Jahr zur Weihnachtszeit am Ararat ein, um Gottesdienste zu feiern, gemeinsam zu beten und was sonst noch dazugehört. Als man bei der Bergung der Wrackteile auf die Zelte aufmerksam wurde und sie fast verlassen vorfand, glaubte man zunächst, daß die Menschen, die darin gewohnt hatte, Zeuge des Unglücks geworden und in Panik geflohen waren .«
»Fast?« warf Kaya ein. »Sie sagten fast verlassen?«
Sardre nickte in einer Weise, als wollte er schon dadurch zu verstehen geben, daß er seine folgende Bemerkung nicht für bedeutungsvoll hielt. »Ein alter Mann wurde tot zwischen den Zelten gefunden. Er starb ohne äußere Gewalteinwirkung. Wie die Autopsie ergab, an Herzversagen. Warum er im Freien lag, wissen wir nicht - sein Kopf zeigte aber in Richtung Gebirge, und die, die ihn fanden, schworen, daß er dagelegen habe, als hätte er bis zuletzt versucht, auf den Berg zuzukriechen ...« Sardre drückte die nur halb gerauchte Zigarette in einem Aschenbecher aus und griff nach der nächsten. »Unsere Nachforschungen ergaben, daß siebenunddreißig Menschen am Fuß des Ararat campierten - und davon gelten bis heute immer noch fünfunddreißig als vermißt.«
»Sie haben noch einen zweiten Pilger gefunden? Auch tot?«
Sardre zündete die Zigarette an und inhalierte so begierig, als entströme ihr purer Sauerstoff.
»Nein«, sagte er. »Lebendig. Aber das brachte uns auch nicht viel weiter. Der zweite irrte durch die unteren Bergregionen und wurde gegen Mittag des nächsten Tages von einem Hubschrauber entdeckt ...« Sardres Augen schienen von innen heraus zu beschlagen, als er kaum hörbar hinzufügte: »Zu diesem Zeitpunkt flogen die Dinger noch.«
Kaya wußte nicht, was genau sie am Tonfall des Oberst erschreckte. Sie empfand beinahe einen Zwang zu fragen: »Wie meinen Sie das? Machen Sie doch nicht ständig Andeutungen, die -«
»Es ist nicht so einfach!« fiel Sardre ihr scharf ins Wort. Ohne sich in seiner Unbeherrschtheit zu mäßigen, sagte er: »Wir wissen nicht, was dort im Gebirge wirklich vorgeht! Fakt ist nur - und damit wären wir beim dritten Ereignis, über dem wir seit jener Nacht und den Tagen danach rätseln -, daß wir natürlich nicht nur ein Kommando zur Bergung der Leichen und Maschinentrümmer entsandten, sondern auch weitere Aufklärungseinheiten. Luftwaffe und Bodentruppen arbeiteten eng zusammen. Ein größeres Armee-Kontingent, das sonst zur Sicherung der Grenzlinie nach Armenien abgestellt ist, wurde zum Absturzort verlagert, und mit ihm schwerstes Gerät, Panzer und die bereits erwähnten Hubschrauber .« Sardre legte die Zigarette auf den Rand des Aschers und knetete, zunehmend nervöser werdend, seine Finger. »Die Wracktrümmer konnten wir noch problemlos bergen - aber schon wenige Tage
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