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Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Titel: Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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wichtigen Persönlichkeiten des Landes kannte, fragte mich während des Essens plötzlich aus heiterem Himmel, ob es jemanden gebe, den ich gerne kennenlernen würde. Ich sagte ihm, ja, tatsächlich, da gebe es jemanden, und zwar den langjährigen Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kollek, der längst im Ruhestand war.
    Am nächsten Morgen rief Zev an und sagte, er habe ein Treffen vereinbart. Am Mittag des 31. Januar 2000 betrat ich Teddy Kolleks Büro in der Jerusalem Foundation in der Rivka Street. Mr Kollek, ein gewichtiger, damals neunundachtzig Jahre alter Mann, der schlanke Zigarillos rauchte, bedeutete mir, ihm gegenüber Platz zu nehmen, und fragte mich, warum ich ihn sprechen wolle. Er sah mich durch eine Halbbrille an, die ihm auf die Nasenspitze gerutscht war. Ich erklärte ihm, ich sei mit seiner Biografie vertraut, wisse, dass er in Wien aufgewachsen und dort in den frühen Dreißigern in Sozialistenkreisen aktiv gewesen sei, und würde zu gerne wissen, ob er damals vielleicht einen jungen Cambridge-Absolventen namens Kim Philby kennengelernt habe. Mr Kollek sagte, Kim Philby sei zu der Zeit allen Linken Wiens ein Begriff gewesen; auch er selbst habe ihn vom Sehen gekannt. Und Litzi Friedmann? Ja, sagte er, Litzi habe er gut genug gekannt, um sie zu grüßen, wenn er sie irgendwo traf. In Wien, fuhr er fort, hätten alle gewusst, dass sie Kommunistin war, und viele hätten sie darüber hinaus auch für eine Sowjetagentin gehalten. Ich fragte, ob Mr Kollek wisse, dass Philby und Friedmann direkt nach der Niederschlagung des kommunistischen und sozialistischen Protestes gegen den rechten Kanzler Dollfuß geheiratet hätten. Wieder sagte er, ja, es sei allgemein bekannt gewesen, dass Philby Litzi Friedmann geheiratet habe, damit sie einen britischen Pass bekam. Und zu meiner Überraschung fügte er gleich noch hinzu, viele seien überzeugt gewesen, dass Litzi Philby als Agenten rekrutiert habe.
    Gänzlich unaufgefordert erzählte mir Teddy Kollek nun spontan noch eine andere Geschichte:
    Als 1948 der jüdische Staat geboren wurde, war der Mossad, Israels CIA, sehr daran interessiert, mit der neuen amerikanischen Central Intelligence Agency in Kontakt zu treten. Die CIA-Leute hatten jedoch Angst, der Mossad könnte von Sowjetagenten unterwandert sein, die sich als jüdische Flüchtlinge ausgaben, und hielten die Israelis daher auf Abstand. Nach wiederholten Anfragen gaben die Amerikaner aber schließlich nach und stimmten einem ersten versuchsweisen Treffen zu. Es war der für den Mossad arbeitende Teddy Kollek, der in ein Zimmer im Statler Hotel in Washington geschickt wurde, um den Kontakt aufzunehmen. Die Person, die bei diesem ersten Zusammentreffen die CIA repräsentierte, war, wie sich herausstellte, niemand anderes als der legendäre Chef der Spionageabwehr James Jesus Angleton.
    Ein Wort zu Angleton: Frisch von der Yale University war er in den frühen Vierzigern zum amerikanischen Kriegsgeheimdienst, dem 1942 offiziell ins Leben gerufenen Office of Strategic Services, gestoßen und nach London geschickt worden, um beim Secret Intelligence Service Seiner Majestät zu lernen, wie man Gegenaufklärung betrieb. Es war der ältere, erfahrenere Kim Philby, der aufgehende Stern des SIS, der den jungen Amerikaner unter seine Fittiche nahm. Die beiden wurden schnell Freunde, schliefen während des deutschen
Blitz
auf Pritschen im Gebäude des SIS und stiegen gemeinsam aufs Dach, um die angreifenden deutschen Bomber zu beobachten. Als der Krieg in Europa vorüber war, wurde Angleton nach Italien verlegt, um die dortigen Operationen des OSS zu leiten, und als Präsident Truman in den späten Vierzigern die CIA gründete, wurde Angleton Chef der Gegenaufklärung.
    Teddy Kollek und Angleton lernten sich im Statler kennen, verstanden sich sofort und wurden gute Freunde. Mit Teddy Kolleks Worten: Sie hatten ein enges Verhältnis. Teddy Kollek brachte dem in seiner Freizeit Orchideen züchtenden Angleton seltene israelische Orchideen von einer Farm der Rothschilds mit und aß mit Angleton und dessen Frau Cicely in deren Washingtoner Haus. Und natürlich arbeiteten Angleton und er regelmäßig bei geheimdienstlichen Angelegenheiten zusammen.
    Springen wir ins Jahr 1952: Der kalte Krieg war in vollem Gang, als Teddy Kollek nach Washington kam, um seinen Freund Angleton bei der CIA zu besuchen, in einer alten Kaserne aus dem Zweiten Weltkrieg am Reflecting Pond. »Ich war gerade unterwegs zu Angletons Büro«,

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