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Phillips Bilder (German Edition)

Phillips Bilder (German Edition)

Titel: Phillips Bilder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Walther
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meinen drückt, seine Schulter. Ein leichter Wind kommt auf, streift über uns, rauscht in den Bäumen. Ich lege den Kopf auf Seths Schulter. Er bleibt ganz ruhig liegen.
    „War echt heiß, Phil.“
    Ich sage nichts, obwohl ich mich freue, dass er das auch findet. Aber gerade ging es um etwas anders, das will ich nicht aufgeben. Ein Auto stoppt, Türen schlagen, Schritte im Gras. Ich öffne die Augen, Benjamin blickt auf uns herunter. „Ihr könnt auch im Haus vögeln, wisst ihr?“
    „Dass es auf der Wiese Spaß macht, müsstest du doch am besten wissen“, antworte ich ihm.
    Benjamin stutzt, wird rot, dann grinst er. David taucht hinter ihm auf. „Na?“
    Ich richte mich auf, greife nach meinem T-Shirt. Seth setzt sich auch auf.
    „Wir haben Zucchini und Tomaten mitgebracht, ich dachte, ich koche was“, sagt David.
    „Wie spät ist es?“, fragt Seth.
    „Gleich sechs.“
    „Mist“, er greift nach seinen Sachen, „Ich muss los.“
    „Wieso?“
    „Ich muss wirklich los. Sei nicht böse.“
    „Ich lade mal aus“, sagt Benjamin, David folgt ihm. Ich ziehe mein T-Shirt über. Seth beugt sich vor und küsst mich. „War schön heute.“
    „Ja“, ich zögere, aber dann überwinde ich mich: „Kommst du heute Nacht?“
    „Mal sehen.“
    Mal sehen? Dürftig, nach zwei Nächten, einem heißen, intimen Nachmittag, einem Gespräch. Aber vielleicht alles, was ich von ihm bekommen kann.
    Seth zieht sich an und steht auf. „Ich freue mich schon auf die Fotos.“
    Ich nicke, er verschwindet Richtung Bach, so wie immer.
    Ich schlucke meine Enttäuschung hinunter und gehe ins Haus. In der Küche wäscht David Gemüse, legt Messer und Schneidebrett bereit.
    „Brauchst du Hilfe?“
    „Nein. Aber du kannst Benjamin helfen, wenn du willst. Das Gras muss runter.“
    „Gut.“
    Im Flur kommt mir Benjamin entgegen. Wir gehen in den Garten, und ich hole mir auch eine Sense aus dem Schuppen. Einhellig beginnen wir, Gras zu hauen.
    „Läuft es gut mit Seth?“
    „Na ja.“ Ich habe keine Lust darüber zu reden und wende mich einem anderen Grasstück zu.
    „Kann ich was fragen?“, sagt Benjamin trotzdem.
    „Hm“, brumme ich. Nein, kannst du nicht. Ich weiß nicht, wie es mit Seth läuft und ich möchte jetzt nicht darüber nachdenken.
    „Was für Krebs hatte deine Mutter?“
    „Oh“, ich drehe mich zu ihm um, „Brustkrebs.“
    Benjamin nickt, stellt die Sense auf. „Wie lange war sie krank?“
    „Kein Jahr. Erst sah es gut aus, sie hatte eine OP, dann Chemo, jedes Mal war ihr sauschlecht. Aber kaum ging es ein bisschen, ist sie wieder in den Laden, sie hatte die Boutique am Markt, weißt du. Hat mit den Leuten gescherzt, wie pflegeleicht die Perücke sei, dass alle eine tragen sollten im Sommer. Sie war so. Ein Macher, nicht unterkriegen lassen.“ Ich schaue auf das Gras vor mir. „Aber sie haben Metastasen gefunden, in der Lunge und in der Niere. Und dann ging es sehr schnell.“
    Benjamin nickt, stellt die Sense ab und umarmt mich. Komisch, ich fühle mich gar nicht, als brauchte ich eine Umarmung. Benjamin umarmt mich vorsichtig, denn ich halte die Sense noch in der Hand. Schließlich tritt er zurück.
    „Ich war da schon in Berlin“, sage ich. Es klingt wie eine Entschuldigung. „Am Wochenende bin ich manchmal zu Hause gewesen. Vati hat alles gemacht, den Haushalt, sein Geschäft ...“
    „Sei froh, wirklich. Und ruf ihn an.“
    Ich schwinge die Sense halbherzig durchs Gras. „Hab’s heute versucht, aber er ist nicht rangegangen.“ Was ein bisschen geschönt ist, schließlich stand ich fast vor seinem Geschäft.
    David schaut aus dem Fenster. „In vierzig Minuten gibt es Essen. Der Auflauf braucht eine Weile.“
    „Ich hol mir was zu trinken“, sagt Benjamin, „Du auch?“
    „Ne.“
    Nachdem ich ein paar Quadratmeter gemäht habe, folge ich Benjamin ins Haus und gehe aufs Klo. Als ich aus dem Bad komme, wende ich mich zur Küche, denn nun habe ich doch Lust auf ein Bier. Durch die angelehnte Tür höre ich Benjamin: „Sollen wir es ihm sagen?“
    „Geht uns das was an?“, fragt ihn David.
    „Ich weiß nicht. Vielleicht hat Seth es ihm ja gesagt.“
    „Eigentlich ist es doch kein Ding. Es sollte keine Rolle spielen“, sagt David.
    Ich stoße die Tür auf. „Schön, dass ihr mit mir redet! Wirklich toll! Ich bin ja nur der letzte Idiot, der nichts zu wissen braucht.“
    „Phil“, Benjamin lässt die Teller sinken, die er in der Hand hält.
    „Ich heiße Phillip,

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