Phillips Bilder (German Edition)
sehen. Dich so festzuhalten, ohne Zurückhaltung, ohne Scham. Dann blockiert der Film, ist zu Ende, der Augenblick dahin. Ich spule den Film mühsam zurück.
Du stehst auf, stellst dich an einen Baum. Jetzt bin ich wirklich froh, dass dieser Garten zugewachsen und nicht einsehbar ist, denn diesen Anblick gönne ich niemandem. Ich schaffe es, einen neuen Film einzulegen. Hastig ziehe ich mein Shirt über den Kopf. Dann hebe ich die Kamera, lasse sie wieder sinken. Betrachte dich ohne sie, streife über deinen Körper.
Du lehnst am Baum, die Hände hinter dem Rücken. Du siehst schön aus. Ich kann sehen, wie es dich langsam erregt, beobachtet zu werden. Ich schaue durch den Sucher und denke an den unnachahmlichen Glanz, den die körnige Struktur des Films deiner Haut verleihen wird. An die traumhafte, nostalgische Ausstrahlung, die diese Bilder haben werden.
Ich gehe zu dir. Lege die Kamera auf den Gartenstuhl, nachdem ich den Selbstauslöser befestigt habe. Gehe in die Hocke. Knie mich nicht hin, denn der Boden ist steinig. Ich lecke ganz langsam deinen Schaft, schaue hoch zu dir, pausiere. Spiele mit meiner Zunge. Drücke den Auslöser. Dann sauge ich, tief und rhythmisch. Du drängst dich mir entgegen. Mir tun die Beine weh, aber ich höre nicht auf und bediene dich und die Kamera.
Dann richte ich mich auf, streife meine Hose ab, ziehe dich mit mir auf den Boden. Wir versinken im hohen Gras. Du kommst über mich, reibst mich, schließlich tastest du tiefer. Leckst deinen Finger ab, bevor du weitermachst. Du nimmst einen Finger, dann zwei. Ich stöhne.
„Hast du etwas dabei?“, frage ich heiser. Du nickst, kriechst zu deiner Hose. Ich warte zitternd auf dich.
„Bereit?“, fragst du, als du dich vorbereitet hast.
Ich antworte nicht, weil die Frage so überflüssig ist. Du bist vorsichtig, ich treibe dich an.
„Du fühlst dich gut an in mir.“
„Leg die Füße auf meine Schultern“, sagst du.
Wir versinken.
Wir liegen im Gras, auf einer Decke, die ich geholt habe. Wir haben uns gegenseitig abgewischt und unsere Hosen angezogen. Jurek ist gekommen, und hat sich neben uns eingerollt, schläft zufrieden. Die Gräser um uns wippen sanft im Wind, sind hoch wie ein Wald von hier unten, verstecken uns.
„Diese Fotos entwickle ich besser selbst.“
„Ja“, Seth dreht den Kopf zu mir, „hat es dir gefallen?“
„War heiß.“
„Ich meinte das Fotografieren.“
„Wenn ich fotografiere, das ist wie ein Rausch, das Motiv sehen, die Kamera vorbereiten, dann der Blick durch den Sucher, der Moment, wenn das Bild entsteht. Es ist wie ein kurzes Fieber. Wie ein Verschmelzen mit dem Motiv.“
„Ich beneide dich.“
„Ach, damit kann ich mich auf keiner Ausstellung blicken lassen.“
„Ist das so wichtig?“
Ich seufze und lege die Hand auf seinen Bauch, streichle ihn. „Wenn ich Fotografie studieren will schon.“
„Und was muss man so fotografieren, wenn man es studiert?“
„Weiß ich eben nicht so genau.“
Seth dreht sich zu mir, stützt seinen Kopf auf, sein Blick ruht auf mir. „Ist es nicht am wichtigsten, das zu machen, was man selbst gern möchte?“
„Findest du?“
„Es kann nicht gut werden, wenn man es nicht mag.“
Ich halte seinem Blick nicht mehr stand und sehe in den Apfelbaum über uns. „Das wird nicht reichen für die Kunstwelt.“
Seth streicht über meine Brust, krault durch die spärlichen Härchen.
„Was machst du so, Seth? Wenn du nicht hier bist?“
Er fährt mit dem Finger von der Mitte der Brust hinunter zu meinem Bauchnabel. „Ich mach Schmuck aus Blech, Glasperlen und Sachen, die ich finde.“
„Magst du das?“
„Ich bin gern auf den Festivals und Märkten, wo ich das verkaufe. Es ist leicht verdientes Geld.“
„Aber es bringt dein Herz nicht zum Schlagen ...“ Ich sehe ihm in die Augen.
„Was ich tun möchte, ist, nicht jeden Morgen um sieben zur Arbeit zu fahren. Jeden Tag so zu gestalten, wie ich es will. Mit wenig Geld und wenigen Dingen zu leben.“ Er weicht meinem Blick nicht aus. „Und wenn ich genug gespart habe, fliege ich wieder nach Kambodscha oder Marokko.“
Ich schließe die Augen fest, bin plötzlich müde. „Seth?“
„Ja?“
„Hm. Nichts.“ Eigentlich haben wir zum ersten Mal geredet, mehr als ‚Hallo‘ und ‚Frühstück?‘. Miteinander geredet. Ich liege da und will es festhalten, diesen Moment, das Reden, die Vertrautheit. Diesen anderen Seth. Er legt sich wieder neben mich, ich spüre seinen Arm, der gegen
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