Phillips Bilder (German Edition)
lässt du in dein Zuhause?
Seth zuckt die Schultern. „Siehst du doch.“
„Im Winter ist es bestimmt kalt?“
„Der Ofen sorgt schon für Wärme. Wenn der Frost ganz extrem ist, bin ich bei irgendwem.“
Ich setze mich neben ihn, obwohl er mich nicht dazu aufgefordert hat. Jetzt verstehe ich, warum er keine Adresse hat, keinen Telefonanschluss. Ich weiß jetzt, wo er wohnt und wie er lebt, aber ich fühle mich nicht willkommen.
Seth sagt nichts und schaut mich nicht an. Ruhig nimmt er ein Kästchen vom Bord und dreht einen Joint. Seine Augen funkeln mich kühl an. Nachdem er mir von dem Joint angeboten hat, raucht er selbst in tiefen Zügen. Er legt sich halb zurück, seine Augen sind sanfter geworden.
Dann lässt er sich von mir bedienen. Lässt mich knien, legt eine Hand leicht auf meinen Kopf und ich bin willfährig. Eifrig. Befriedige mich selbst, während ich ihn mit meinem Mund verwöhne. Und es gefällt mir, von ihm zu Boden gedrückt zu werden.
„Findest du allein zurück?“, fragt er danach.
Ich gehe, ohne mich zu verabschieden.
- 11 -
Sommerregen
Als ich aus dem Bauwagen trete, schlägt mir schwüle Luft entgegen. Ich gehe den Weg zurück, über das Flüsschen und die Wiese. Dunkle Wolken türmen sich am Horizont auf. Ich laufe schnell, sehe mich nicht um. Im Dorf wähle ich den selben Weg und muss durch den Bach. Zögerlich balanciere ich über die Steine, doch als ich es fast geschafft habe, rutsche ich ab und falle ins Wasser.
Meine Hand blutet und mein Knie schmerzt. Ich hocke im Bach, halte meine Hand und versuche wütend, nicht zu weinen. Ein alter Mann mit einem Hund taucht am Ufer auf und starrt mich an. Leise fluchend rapple ich mich auf, steige die Böschung hinauf und gehe weiter.
Als ich den Garten erreiche, bin ich froh, Benjamin im Liegestuhl zu sehen. Als ich näher trete, sagt er: „Na, hast du schon Abkühlung gesucht? Vielleicht kommt ein Gewitter.“
„Wäre ja nicht schlecht.“
Benjamin zündet sich eine Zigarette an. „Alles klar?“
„Hm. Ganz schön schwül.“ Ich ziehe mein nassgespritztes Shirt aus. Jurek taucht irgendwo zwischen dem hohen Gras auf, das um den Sitzplatz noch steht, und streicht mir um die Beine. Benjamin schaut zum Himmel, der jetzt von grauen Wolken bedeckt ist. Da spüre ich die ersten Tropfen.
„War ja klar.“ Benjamin drückt die Zigarette aus und läuft zur Wäscheleine.
„Kannst du die Kissen ...?“, ruft er mir über die Schulter zu.
Ich bringe die Kissen ins Haus und hole dann die Hängematte. Große Tropfen fallen, ohne die Schwüle zu mildern. Als ich Benjamin mit der letzten Wäsche helfe, grollt Donner und der Regen setzt heftig ein. Wir laufen ins Haus und schlagen die Tür hinter uns zu. Benjamin läuft herum, um die Fenster zu schließen. Ich gehe hoch in das kleine Zimmer und ziehe mich um. Dann trete ich ans Fenster, große Tropfen schlagen gegen die Scheibe und der Wind zerrt an den Bäumen. Benjamin kommt herein und hält mir eine Kaffeetasse hin.
„David ist noch bei seinen Eltern.“ Er nippt an seiner Tasse und schaut auch in den Regen.
„Wann kommt Moritz eigentlich zurück?“, frage ich ihn.
„Weiß nicht genau – er bleibt bestimmt noch. Er meldet sich, wenn er wieder da ist.“
„Ist er mit seiner Freundin weg?“
„Hm.“ Unten im Haus schlägt eine Tür, Benjamin lächelt. „David ist da. Bis später, ja?“
„Ja. Warte, hier sind eure Fotos.“ Ich drücke ihm den Stapel in die Hand. „Viel Spaß.“
Benjamin tritt einen halben Schritt vor und küsst mich auf die Wange. „Danke, Phil.“
Er geht und ich denke daran, wann ich Moritz das letzte Mal gesehen habe. Es war in Berlin und es war Herbst. Ich wohnte schon eine Weile in der Stadt, als Moritz seinen Besuch ankündigte.
Ich holte ihn an der S-Bahn ab und wir brachten seine Sachen in meine Einzimmerwohnung. Wir kauften uns Döner, die wir auf der Straße aßen, ich fotografierte Moritz an einer belebten Straßenecke, wie er an einer Laterne turnte. Er legte mir kumpelhaft den Arm um die Schulter, ich legte meinen auf seine. Wir kauften Bier in einem vietnamesischen Imbiss und setzten uns an einen Kanal. Schräg gegenüber lag ein Hausboot, in dem eine Kneipe war.
Moritz zupfte an dem Piercing in meiner Augenbraue. „Das ist doch out.”
Wir tranken von dem Bier, lehnten uns zurück, Leute gingen vorbei, weiter hinten, auf einem Abrissgrundstück, schien eine Party zu sein.
Ich warf Moritz einen Blick zu, er trug Klamotten,
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