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Phillips Bilder (German Edition)

Phillips Bilder (German Edition)

Titel: Phillips Bilder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Walther
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und Rufe schallen herüber. Wir gehen zum Wasser, barfuß, die Wellen, die unsere Füße umspülen, fühlen sich warm an in der angenehm kühlen Nachtluft.
    Wir laufen ein Stück am Meer entlang. Ein Mann in einem Pareo kommt uns entgegen, ein anderer Mann schließt zu ihm auf und nimmt seine Hand. Ich überlege nicht, greife nach Seths Hand, schaue dem jungen südländischen Mann mit dem blauen Pareo, dazu trägt er ein schwarzes Achselshirt, nach.
    „Heiß, oder?“, fragt Seth.
    „Würde dir auch stehen.“ Ich ziehe ihn näher, als wir weitergehen. Am Strand, nahe am Wasser, sitzen zwei Gestalten. Ich erkenne Benjamin und David. Wir setzen uns dazu, der Sand ist immer noch warm.
    „Toll hier.“ Benjamin strahlt. Als wir hoch zu unserem Lager gehen, halten sich auch Benjamin und David an der Hand.

    Gefiltertes Sonnenlicht dringt durch die Zeltplane, als ich aufwache. Müde strecke ich mich und schließe die Augen noch einmal. Draußen ist es still, keine Musik, keine Stimmen. Fern ist das Rauschen des Meeres zu hören. Ich drehe mich herum, blinzle. Seth schläft noch, ein nackter Arm lugt aus seinem Schlafsack, seine Dreads liegen wirr um seinen Kopf, er schnauft leise.
    Wie spät es wohl ist? Die Sonne scheint jedenfalls schon. Ich taste nach meinem Handy, finde es aber nicht. Welcher Tag ist heute eigentlich? Ich habe keine Ahnung. Freitag bin ich angekommen, bei Benjamin und David gelandet. Dann war Wochenende. Und dann verlässt mich die Orientierung. Montag war ich das erste Mal in der Stadt um Filme abzugeben, Mittwoch dann bei meinem Vater, und mit Seth im Bauwagen. Donnerstag sind wir ... Verdammt!
    „Seth!“ Ich rüttle ihn an der Schulter. „Seth! Wusstest du, dass heute schon Samstag ist!“
    „Was?“ Er öffnet die Augen halb, dann fallen sie ihm wieder zu. Ich stoße ihn an. „Was ist los?“
    „Samstag, heute ist Samstag!“
    „Kann schon sein“, er öffnet widerwillig die Augen.
    „Hast du es gewusst?“
    Er streckt sich und dreht sich halb weg. „Mann!“
    Jetzt suche ich hartnäckig nach meinem Handy und finde es unter der Luftmatratze. „Zehn, es ist gleich zehn! Heute ist die Party von meinem Vater.“
    Seth rappelt sich auf, gähnt und fährt sich durch die Dreads. „Mach doch nicht so ne Welle ...“
    „Hast du gewusst, dass es Donnerstag war, als wir losgefahren sind?“
    „Was denn? Keine Ahnung.“
    „Mein Vater ... ich wollte Nachmittag da sein.“
    „Wenn du jetzt lostrampst und ein schnelles Auto erwischst, bist du abends da.“
    „Red doch keinen Quatsch. Ich finde doch niemanden, der durchfährt“, fauche ich ihn an.
    „Mit dem Bus schaffen wir es jedenfalls nicht, der ist zu lahm.“
    „Ich weiß.“
    „Komm, hier ist es doch schön. Lass uns mal den Tag genießen.“
    Ich strample den Schlafsack von mir, ziehe liegend eine Hose an und öffne das Zelt. Dann krieche ich wortlos nach draußen und gehe ein paar Schritte. Es sind nur wenige Leute am Strand, das Meer bricht sich in hohen Wellen, Wind ist aufgekommen. Mit einem schnellen Auto und wenigen Pausen wäre ich heute Abend zu Hause, das stimmt. Aber wenn ich trampe, finde ich nur mit Glück jemanden, der von hier über die Alpen fährt, wenn überhaupt. Dann brauche ich eine neue Mitfahrgelegenheit und dabei wird es nicht bleiben.
    Ich gehe zum Wasserhahn zwischen den Bäumen, trinke etwas, wasche mich flüchtig. Jemand tritt hinter mich.
    „Ich wusste nicht, dass der Geburtstag von deinem Vater Samstag ist.“
    „Das habe ich gesagt.“
    „Ich hatte das nicht so auf dem Schirm.“
    „Es war dir egal!“
    Seth legt von hinten die Arme um mich und den Kopf an meinen. „Sorry.“ So stehen wir eine Weile, bis Leute zu hören sind.
    „Komm, wir gehen an den Strand“, sagt Seth leise. Er hat recht, es ist zu spät. Und den Tag zu verschwenden bringt mich meinem Vater nicht näher.
    Als wir zurückkommen, kriecht Benjamin gerade aus dem Bus. Wir brauen Kaffee auf einem kleinen Kocher, essen helles Brot und Marmelade dazu. Dann gehen wir mit unseren Badesachen hinunter zum Wasser.
    Das Meer glitzert heute türkis und die Wellen rollen kraftvoll über den Strand. Ich ziehe meine Hose aus, ein Shirt habe ich gar nicht erst angezogen, und laufe über den Sand und in die Brandung. Erst als ich mich ins Wasser gestürzt habe, sehe ich mich um. Seth folgt mir, seine Dreads verknotet, mit ruhigen geschmeidigen Schritten. Hinter ihm der Strand, das Grün der Bäume, ein makelloser Himmel, und plötzlich ist

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