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Phillips Bilder (German Edition)

Phillips Bilder (German Edition)

Titel: Phillips Bilder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Walther
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Werbebanner hängt an der Hausfront.
    Ich war schon im Drogeriemarkt, aber ich habe die abgeholten Fotos noch nicht angesehen. Will es erst hinter mich bringen. Aber ich will es. Nicht nur wegen der Bilder, die ich gern entwickeln möchte. Und ohne noch einen Blick auf den leeren Laden meiner Mutter zu werfen, schiebe ich mein Rad entschlossen über den Platz und schließe es vor dem Geschäft an.
    Ich betrachte die gekonnt präsentierten Fotos in den Schaufenstern - keine Babys, nur eine Hochzeit, einige Werbeaufnahmen und eine Serie von Gutshäusern der Umgebung. Ich gehe hinein, im Laden steht Frau Berger, die schon hier arbeitet, seit ich ein kleiner Junge war.
    „Hallo Phillip. Das ist ja schön!“ Sie gibt mir die Hand, was mir komisch vorkommt. „Dein Vater hat einen Fototermin. Erwartet er dich?“
    „Überraschungsbesuch“, ich strahle sie harmlos an, „Kann ich in die Dunkelkammer?“
    „Klar. Die wird aber staubig sein. Willst du einen Kaffee?“
    „Gerne.“ Ich folge ihr nach hinten, an dem großen Fotostudio vorbei, in dem Lampen, Stative und Aufhellschirme bereitstehen. Frau Berger schenkt mir einen Kaffee ein und schließt die Dunkelkammer auf. „Du weißt ja, wo alles steht.“ Sie geht wieder nach vorn.
    Ich überblicke die Geräte, Schalen und Flaschen, tatsächlich ist alles mit einer Staubschicht überzogen. Vati arbeitet natürlich schon länger nur noch digital und auch kein Kunde scheint mehr Interesse an der Entwicklung eines Schwarzweißfilms zu haben. Für Farbfilme gibt es einen Automaten im Nebenraum, der in kurzer Zeit alles erledigt. Aber auch er wird natürlich immer weniger benutzt.
    Ich mische die Entwicklerflüssigkeit, lege alles bereit und lösche das Licht. Ich entwickle zuerst die Filme, auf denen Seth und ich bei Tätigkeiten zu sehen sind, die niemand zu Gesicht bekommen soll.
    Als das Negativ trocken ist, mache ich unter Rotlicht schnell einfache Abzüge, ein anderes Mal kann ich die ausgewählten Bilder vergrößern oder mit verschiedenen Techniken gestalten.
    Danach entwickle ich die Filme von Benjamin und David. Als ich mit den Abzügen beginnen will, klopft es.
    „Ja?“
    Mein Vater kommt herein. „Hallo Junge.“ Er umarmt mich leicht. Das tut er erst, seit meine Mutter gestorben ist und es fühlt sich immer ein bisschen komisch an. „Schön, dass du da bist.“
    „Ich entwickle gerade Fotos.“
    „Wie das?“
    „Meine Digi ist kaputt. Hab eine alte Exa geliehen bekommen.“
    „Eine Exa! Das war meine erste Kamera“, er lächelt zufrieden. Er sieht gut aus, leicht gebräunt, die braunen Haare sehr kurz geschnitten, erholt.
    „Ich will gerade Abzüge machen.“ Ich knipse das Rotlicht an. Erst dann fällt mir ein, dass die Fotos von Benjamin und David vielleicht nichts für das Auge meines Vaters sind. Obwohl, warum eigentlich?
    „Ich helfe dir“, sagt er und stellt den Vergrößerer ein. „Welche Papierhärte?“
    „Für den ersten Film weicher. Den zweiten will ich grobkörnig.“
    Er legt Papier ein, belichtet. „Ich habe schon eine Menge eingekauft, Herr Berger bringt die Getränke vorbei, aber ich brauche noch Hilfe mit der Deko.“
    „Deko?“
    „Du weißt schon, Girlanden, Lampions, so was. Und Partyspiele muss ich noch vorbereiten.“
    Jetzt weiß ich wieder, warum ich keine Lust auf die Party habe. Schnell beginne ich, die ersten Abzüge zu entwickeln. Vati nimmt sie aus dem letzten Bad und hängt sie in den Trockner. Er sieht sich an, was da auf dem Fotopapier auftaucht. David und Benjamin umarmt in der Hängematte. Er sagt nichts. Ich mache weiter, er hilft mir. Benjamin und David am Baum, im Gras, eng beieinander zwischen den Bäumen. In dem roten Licht bin ich nicht sicher, aber ich glaube, Vati wird rot.
    „Das sind Benjamin und David“, sage ich leise. „Er ist der ältere Bruder von Moritz. Bei denen bin ich.“
    „Bei Moritz?“
    „Nein, bei Benjamin und David. Sie wohnen zusammen.“
    Er antwortet nicht. „Jetzt Grad fünf?“
    „Was? Ja gut.“ Er kramt anderes Fotopapier vor und sieht mich nicht an. Wir machen weiter. Die Fotos aus dem Wohnzimmer tauchen in der Entwicklerflüssigkeit auf, zwei Männer, die sich küssen und streicheln. Ich überlege, Vati ein Bild von Seth zu zeigen, natürlich ein harmloses, aber seine angespannte Miene macht mir keinen Mut.
    „Weißt du, es kommt jemand zur Party.“
    „Das hoffe ich doch“, sage ich verwirrt.
    „Ich meine, ich habe jemanden kennengelernt. Evelyn.“
    „Oh“, ich

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