Phillips Bilder (German Edition)
denken, wie er da stand und nichts sagte.
Als ich zurückkomme, ist Seth schon da und sitzt quer in der Hängematte. Ich setze mich neben ihn, er legt den Arm um meine Schulter und küsst mich leicht. „Na.“
„Hey“, sage ich.
„Fotos?“
Ich hole die Bilder von ihm hervor, die ich selbst nur flüchtig im Rotlicht gesehen habe. Seth sieht sie sich langsam an, ich schaue über seine Schulter. Die Bilder sind heiß, keine Frage. Aber auch ästhetisch, traumhaft schön, romantisch. Seths Lächeln wird zu einem anzüglichen Grinsen, als er zu den letzten kommt – auf denen ich knie. Er zieht mich an sich. „Wow, die sind umwerfend. Machst du mir Abzüge?“
„Klar.“ Ich küsse ihn. Er öffnet seinen Mund. Wir küssen uns langsam und intensiv. Bis er sich zurückzieht.
„Und deine anderen Fotos?“
„Ach“, sage ich wenig begeistert, hole sie aber hervor. Seth sieht sich auch diese Bilder aufmerksam an, legt einige nebeneinander, blättert zurück. Schließlich bleibt er an den Fotos von der Fabrik hängen. „Wo ist das?“
„Die alte Spinnerei. Hier im Ort.“
„Da war ich noch nie. Diese Fotos sind klasse. Der Verfall und die Schönheit. Du bist wirklich gut.“
„Vergiss es, das ist nichts.“ Unzufrieden schaue ich auf die Bilder, die das alte Fabrikgebäude fast überirdisch schön zeigen.
„Innen muss es auch toll sein, schau mal, wie das Licht hier durchfällt.“
„Ja, ich weiß.“
„Lass uns hingehen, komm. Irgendwie kommen wir schon rein.“
„Benjamin hat einen Schlüssel“, sage ich mechanisch.
„Cool, na los!“
„Weiß nicht, wo der ist. Und du wolltest mir zeigen, wo du wohnst.“
„Das läuft nicht weg.“
„Die Fabrik läuft auch nicht weg. Und jetzt ist nicht dieses Licht, es ist zu früh.“
Seth wendet sich von mir ab, nach einer Weile sagt er: „Na gut, komm.“ Er steht auf und ist schon ein Stück weg, bevor ich es begriffen habe. Ich springe auf und folge ihm. Er geht zum Bach, ohne sich umzudrehen, und ich hole ihn ein. Er läuft nah am Wasser entlang, über Wurzeln, Steine und durch Unkraut. Ich fluche still in mich hinein. Auf der Hängematte habe ich meine Schuhe ausgezogen und jetzt spüre ich jeden Bachkiesel unter meinen Sohlen.
Nach einem Stück überquert Seth den Bach auf einigen Steinen, die unter Wasser liegen. Verdammt. „Warte.“
Er bleibt am anderen Ufer stehen, blickt aber nicht zurück. Ich balanciere über die glitschigen Steine, falle fast ins Wasser. Seth geht weiter, bevor ich es geschafft habe. Ich eile ihm hinterher und versuche mir den Weg einzuprägen. Wir gehen einen Fußweg zwischen Grundstücken entlang, dann einen Hang hinauf, an einem großen, leer stehenden Gehöft vorbei.
Auf dem folgenden Feldweg laufe ich auf dem Grasstreifen am Wegrand, um den Steinen zu entgehen. Nachdem wir ein Wäldchen durchquert haben, öffnet sich ein weites Tal, links erstreckt sich ein anderes Dorf und vor uns fließt ein von Erlen gesäumtes Flüsschen.
„Komm“, sagt Seth unnötigerweise und läuft quer über die Wiese nach unten.
Ich erwarte, dass wir uns zum Dorf wenden, aber Seth hält auf den Fluss zu, über den zum Glück eine Brücke führt. Auf der anderen Seite steht zwischen Bäumen ein großer Gutshof, der still vor sich hinbröckelt.
„Hier wohnst du?“ Ich bleibe stehen.
„Warte es ab.“ Durch einen halbverfallenen Torbogen betreten wir den Hof, innen erkennt man, dass ein Gebäudeteil in einem besseren Zustand ist und mit unpassenden Fenstern modernisiert wurde. In einer Hofecke steht ein blau angestrichener Bauwagen, in den Seth mich führt. Mit einer Armbewegung erfasst er die spärliche Einrichtung. „Das ist es.“
Es gibt ein Öfchen, ein paar Regalbretter, einen Tisch und an der hinteren Wand ein schmales Bett. „Das ist es?“
„Ja, das ist alles.“
„Wo wäschst du dich und so?“
„Im Haupthaus gibt es ein Plumpsklo, da hat auch bis vor Kurzem noch jemand gewohnt. Wasser hole ich aus dem Brunnen und auf dem Dach ist eine Solarzelle.“ Er setzt sich aufs Bett.
Ich sehe mich weiter um, auf den Regalen stehen die nötigsten Dinge; ein gebatiktes Tuch an der Wand, ein Windspiel und ein paar Kerzen sorgen für Gemütlichkeit.
„Hast du das gemacht?“, ich tippe an das Mobile aus Draht und Glas, das leise klimpert.
„Ja.“
Wahrscheinlich sieht der Schmuck, den Seth macht, so ähnlich aus, aber ich traue mich nicht zu fragen. „Wie lebst du hier so?“ Und mit wem triffst du dich hier, wen
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