Phillips Susan Elizabeth
Georgie York vertrat, sie musste sich jetzt sofort entschuldigen. »Ich meinte nur … Sie wirken immer so beherrscht. Sie sind sich ihrer Meinung so sicher und stellen auch im Nachhinein nie etwas in Frage.« Sie betrachtete ihn, wie er in seiner marineblauen Hose und dem teuren Poloshirt vor ihr stand, und ihre Entschuldigung geriet auf Abwege. »Sehen Sie sich doch an. Das sind die gleichen Kleider, die Sie auch gestern Abend anhatten, aber bei Ihnen gerät nichts in Unordnung. Falten kennen Sie nicht. Sie machen einem Angst.«
Hätte er doch bloß auf dem Absatz kehrtgemacht und über seine Nase einen Blick auf ihr erbärmlich verknautschtes Kimono-Oberteil und die schlaffe elfenbeinfarbene Hose geworfen, dann hätte sie sich vielleicht in den Griff bekommen und aufgehört. Stattdessen sagte sie viel zu laut: »Das war Ihre Tochter, mit der Sie da gesprochen haben. Ihr einziges Kind.«
Seine Finger umschlossen den Kaffeebecher, den Georgie zurückgelassen hatte. »Ich weiß, wer sie ist.«
»Ich dachte immer, mein Vater sei ein Versager. Er konnte nicht mit Geld umgehen, hielt es in keinem Job länger aus, aber es verging kein Tag, an dem er nicht uns Kinder alle in den Arm nahm und sagte, wie sehr er uns liebte.«
»Wenn Sie damit andeuten wollen, dass ich meine Tochter nicht liebe, irren Sie sich. Sie haben keine Kinder. Sie wissen nicht, wie das ist.«
Sie hatte vier wunderbare Nichten und deshalb eine ziemlich gute Vorstellung davon, was Elternliebe bedeutete, aber sie musste dem Ganzen jetzt ein Ende bereiten. Doch ihre Zunge schien ein Eigenleben unabhängig von ihrem Gehirn zu führen. »Ich begreife einfach nicht, wie Sie so distanziert mit ihr umgehen können. Können Sie nicht einfach wie ein Vater agieren?«
»Offensichtlich haben Sie uns nicht intensiv genug belauscht, denn sonst wüssten Sie, dass ich genau das tue.«
»Indem Sie Vorträge halten und kritisieren? Sie sind mit den Vorstellungen, die sie von ihrer Karriere hat, nicht einverstanden. Ihnen passen die Männer nicht, die sie sich aussucht. Was an ihr mögen Sie eigentlich? Abgesehen von ihrer Arbeitskraft?«
Sein Gesicht wurde rot vor Zorn. Sie wusste nicht, wer von ihnen beiden mehr schockiert war. Sie setzte alles aufs Spiel, was sie in vielen Jahren aufgebaut hatte. Sie musste
ihn um Verzeihung bitten, aber sie war ihrer selbst so überdrüssig, dass sie die richtigen Worte nicht fand.
»Jetzt sind Sie aber zu weit gegangen«, sagte er.
»Ich weiß. Ich – ich hätte das nicht sagen dürfen.«
»Da haben Sie verdammt recht.«
Aber anstatt einfach wegzurennen, um nicht noch mehr Schaden anzurichten, rührten ihre Füße sich nicht vom Fleck. »Ich habe nie verstanden, warum Sie immer etwas an ihr auszusetzen haben. Sie ist eine tolle Frau. Mag sein, dass sie bei Männern nicht gerade den besten Geschmack hat, obwohl ich sagen muss, dass Bram eine angenehme Überraschung ist, aber sie ist warmherzig und großzügig. Wie viele Schauspieler kennen Sie, die versuchen, den Leuten in ihrem Umfeld das Leben angenehm zu machen? Sie ist klug und an allem interessiert. Wenn sie meine Tochter wäre, würde ich mich an ihr erfreuen, anstatt immer so zu tun, als müsse sie umgeändert werden.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.« Aber es war ihm anzusehen, dass er genau verstand, was sie meinte.
»Warum haben Sie nicht einfach mal nur Spaß mit ihr? Lassen Sie sich einfach mal gehen. Tun Sie etwas, das gar nichts mit dem Geschäft zu tun hat. Spielen Sie Karten mit ihr, planschen Sie im Pool herum.«
»Wie wär’s mit einem Ausflug nach Disneyland?«, erwiderte er zynisch.
»Ja, wie wär’s damit?«, konterte sie.
»Georgie ist einunddreißig und keine fünf mehr.«
»Haben Sie denn diese Dinge mit ihr gemacht, als sie fünf war?«
»Da war ihre Mutter gerade gestorben, also war ich anderweitig beschäftigt«, kläffte er zurück.
»Das muss schrecklich gewesen sein.«
»Ich war der beste Vater, der ich nur für sie sein konnte.«
In seinen Augen stand wirkliches Leid, aber das rührte
ihr Mitgefühl nicht. »Eine Sache lässt mir keine Ruhe, Paul. Wenn ich nicht mitbekomme, wie sehr Sie sie lieben, wie soll sie das dann mitbekommen?«
»Das reicht jetzt. Schluss damit. Wenn das ihr ganzer Respekt für unsere professionelle Beziehung ist, dann müssen wir vielleicht unseren Standpunkt neu überdenken.«
Ihr Magen zog sich zusammen. Noch war nichts verloren. Sie könnte sich mit Krankheit, Irrsinn, SARS
Weitere Kostenlose Bücher