Phillips Susan Elizabeth
müsse mich mehr aufs Wesentliche konzentrieren.«
»Das habe ich damit überhaupt nicht andeuten wollen. Georgie, Lance ist ein ganz anständiger Schauspieler – er hat seine Nische gefunden, und er ist klug genug, sich darauf zu beschränken. Aber er hat nie eine eigene Identität besessen. Er baut auf die Leute, die ihn umgeben, und definiert sich darüber. Bis er dich kennen gelernt hat, hat er so gut wie gar nicht gelesen. Du bist diejenige, die ihn dazu gebracht hat, sich für Musik, Tanz, Kunst – ja sogar für die laufenden Ereignisse zu interessieren. So wie er die Persönlichkeiten anderer Menschen aufsaugt, hilft ihm dies, ein guter Schauspieler zu sein, aber das macht ihn noch lange nicht zum guten Ehemann.«
Das war mehr oder weniger dasselbe, was auch Bram gesagt hatte.
»Es war mir immer zuwider, wie du dich ihm gegenüber verhalten hast«, fuhr er fort, »als wärst du dankbar, dass er dich erwählt hat, obwohl es eigentlich andersherum hätte sein müssen. Er hat davon profitiert. Er hat von dir gezehrt – von deinem Humor, deiner Neugier, deiner lockeren Art im Umgang mit Menschen. Das sind alles Dinge, die ihm nicht in die Wiege gelegt wurden.«
»Ich begreife das nicht. Warum hast du nichts gesagt? Warum hast du mir nicht erzählt, wie du ihn siehst?«
»Weil du jedes Mal, wenn ich es versucht habe, in Abwehrhaltung gingst. Du hast ihn vergöttert, daran hätte keine meiner Äußerungen etwas geändert. Wir hatten schon genügend Spannungen wegen deiner Karriere. Was
hätte es gebracht, ihn zu kritisieren, außer dass du mir das auch noch übel genommen hättest?«
»Du hättest ehrlich sein sollen. Ich habe immer gedacht, dir läge mehr an ihm als an mir.«
»Du denkst immer das Schlechteste von mir.«
»Du gabst mir die Schuld an unserer Scheidung!«
»Ich habe dir nie die Schuld gegeben. Aber ich werfe dir vor, dass du Bram Shepard geheiratet hast. Ausgerechnet diesen blöden …«
»Stopp. Sag nichts mehr.« Sie presste ihre Finger an ihre Schläfen. Sie kam sich vor wie auf den Kopf gestellt. Erzählte ihr Vater ihr die Wahrheit oder versuchte er nur, die Geschichte neu zu schreiben, damit er die Illusion seiner eigenen Omnipotenz aufrechterhalten konnte?
Im Haus klingelten Telefone, und sie konnte das Summen der Gegensprechanlage hören. Ein dritter Hubschrauber ging runter, tiefer als die anderen beiden. »Das ist verrückt.« Sie machte eine abwehrende Geste. »Lass uns später darüber reden.«
Laura wartete, bis Georgie verschwunden war, und kam dann aus dem hinteren Teil der Veranda nach vorne. Paul sah so verletzlich aus, wie ein unbesiegbarer Mann aus Stahl aussehen konnte. Er war ihr einfach ein Rätsel. So unglaublich beherrscht. Sie konnte sich ihn nicht vorstellen, wie er über einen schmutzigen Witz lachte, geschweige denn bei einem gewaltigen Orgasmus. Sie konnte sich bei ihm Überschwang in keinerlei Form vorstellen.
Nach Hollywoodmaßstäben lebte er recht bescheiden. Er fuhr einen Lexus und keinen Bentley und besaß ein Stadthaus mit drei Schlafzimmern anstatt einer Villa. Er beschäftigte keine Angestellten und verabredete sich mit Frauen seines Alters. Welcher andere zweiundfünfzigjährige Mann in Hollywood tat das schon?
Im Lauf der Jahre hatte sie so viel Energie darauf verschwendet, sich über ihn zu ärgern, dass sie aufgehört hatte, in ihm mehr zu sehen als das Symbol ihrer Unfähigkeit, aber gerade eben hatte sie seine Achillesferse entdeckt, und da hatte sich in ihr etwas verschoben. »Georgie ist eine ganz fantastische Person, Paul.«
»Glauben Sie etwa, ich wüsste das nicht?« Sofort zeigte er wieder seine steife Seite. »Haben Sie ihre Karriere darauf aufgebaut? Aufs Belauschen?«
»Das geschah nicht mit Absicht«, sagte sie. »Ich kam hier heraus in der Hoffnung, einen besseren Empfang zu haben, und hörte euch beide reden. Ich wollte euch nicht stören.«
»Oder hineingehen und uns in Ruhe lassen?«
»Ihre Ahnungslosigkeit hat mich angelockt. Sie hat mich vorübergehend gelähmt.« Sie hielt die Luft an, weil sie kaum glauben konnte, dass diese Worte aus ihrem Mund gekommen waren. Sie hätte ihre vorschnelle Zunge gern mit einer schlaflosen Nacht begründet, aber war es nicht vielleicht etwas viel Gefährlicheres? Wenn nun all die Jahre der Selbstverachtung den letzten Rest ihrer Beherrschung aufgezehrt hatten?
Er kannte sie nur unterwürfig, und seine Augenbrauen gingen nach oben. Ihre ganze Karriere beruhte darauf, dass sie
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