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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Wer wusste schon, wann es sie wieder nach Wien verschlagen würde. Der Schlüssel musste her! Und ihren Neffen Leopold musste Agnes Windbichler auch von der Wichtigkeit dieses Unternehmens überzeugen.
     

7
    »Ich habe dir gleich gesagt, du sollst aufpassen, was du dir da einhandelst.«
    Leopold war wieder in seinem Element. Zwischen seinen Serviergängen ließ er eine Strafpredigt auf den zerknirschten Thomas Korber los, die sich gewaschen hatte. Von Anfang an hatte er alles gewusst. »Wenn man bei der einen braten tut, fängt man sich in der Zwischenzeit nichts mit einer anderen an«, bemerkte er vorwurfsvoll. Denn die von ihm immer erwünschte und sich nun endlich anzubahnen scheinende Verbindung zwischen seinem Freund und Geli Bauer war in Gefahr.
    »Ich habe mir mit niemandem etwas angefangen. Das war eine Verknüpfung äußerst unglücklicher Umstände«, betonte Korber, lässig an der Theke lehnend und ein paar große Schlucke von seinem Bier einnehmend.
    »Die hast du dir aber selbst eingefangen, deine unglücklichen Umstände.«
    »Was hätte ich denn machen sollen? Ich habe mich ja damals bei der Maturafeier wirklich ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt. Außerdem kommt Weihnachten. Da wollte ich nicht, dass Julia in ihrer Verzweiflung irgendwo hineinstolpert.«
    »Jedenfalls hast du gesehen, was dabei herauskommt. Wo ist sie denn überhaupt, deine neue Untermieterin?«
    Korber machte eine gleichgültige Handbewegung. »Ich weiß nicht, sie ist heute ohne mich fort. Das ist ganz gut so. Sie hat mir ohnedies schon genug angetan. Nicht, dass es mit Absicht geschehen wäre, wohlgemerkt.« Er widmete sich wieder seinem Bier. Wer Korber genau kannte, merkte, dass sich eine leise Unsicherheit in seine Stimme schlich. »Und? Wie geht’s bei dir und deiner Tante?«, fragte er.
    Leopold strahlte Thomas Korber mit einem verschmitzten Lächeln an. »Ausgezeichnet«, antwortete er. »Ausgezeichnet natürlich. Was denkst denn du? Wenn man verwandt miteinander ist, versteht man sich eben blind. Da weiß der eine sofort, was der andere will. Trotz des Altersunterschiedes, und obwohl wir uns schon lange nicht gesehen haben. Ich werde, im Gegensatz zu dir, ein wunderschönes Weihnachtsfest verbringen.«
    »Das glaubst du ja selbst nicht.«
    »Doch, doch. Aber das ist zunächst einmal egal«, stellte Leopold fest. »Schau lieber, dass du deinen Gemütszustand wieder in die Reihe kriegst, und schränke deinen Alkoholkonsum ein. Du hast heute Abend noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen.«
    »Und welche?«, kam es, gelangweilt klingend, von Korber. So, als ob er Leopold nicht gehört hätte, griff er erneut zum Bierglas. Die Ereignisse vom Mittag hatten ihn offenbar stärker mitgenommen, als er zugeben wollte. Deshalb sprach er nun dem Alkohol zu und ließ sich ansonsten in eine relative Lethargie fallen.
    »Das kannst du dir wohl denken«, sagte Leopold. »Du hast mir doch vorhin erzählt, dass sich der Philosophenzirkel heute noch einmal zu einer Lagebesprechung bezüglich Veronika Planks Tod trifft.«
    »Ja, ich denke, es geht gleich los. Bernhard und Bianca sitzen schon vorn, und da kommt gerade Rudi Caha zur Tür herein.«
    »Eben. Und du bist auch dabei. Ich erwarte von dir, dass du genau aufpasst, was passiert, und mir nachher Bericht erstattest. Ich habe heute alle Hände voll zu tun und für solche Sachen leider keine Zeit.«
    »Dann kriege ich zur Stärkung aber noch ein Bier«, forderte Korber.
    »Meinetwegen. Aber sei schön artig und pass auf«, zischte Leopold. Er wusste, dass er sich bei einer Weigerung nur einen unnötigen, nicht zielführenden Streit mit seinem Freund einhandeln würde. Deshalb hoffte er, dass die eine zusätzliche Flasche nicht zu viel Wirkung bei Korber hinterlassen würde. Eine weitere Bestellung während der Diskussion konnte er ja geflissentlich überhören.
    Er brachte das Bier zu dem Tisch, wo Bianca Roth, Bernhard Klein, Rudolf Caha und mittlerweile auch Gernot Stolz Platz genommen hatten, dann nahm er die Bestellung auf. Die Konsumation hielt sich auch diesmal wieder in philosophischen Grenzen: kleiner Brauner, kleiner Brauner, kleiner Brauner, Melange. Dazu das beliebte, weil kostenfreie Glas Wasser. Da war auf nicht mehr viel zu hoffen, an eine Adventkranzspende gar nicht zu denken.
    Täuschte er sich, oder sah Bernhard Klein um eine Spur ernster und nervöser aus als sonst? Er tippte unruhig mit seinen Fingern auf der Tischplatte herum, wie es normalerweise nicht seine Art

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