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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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ob Sie sich noch an den gestrigen Abend und an mich erinnern können«, versuchte Leopold sich in leicht ironischem Unterton. »Ich bin einer der beiden Ober vom Café Heller. Meinem Kollegen sind Sie bei Ihrem Weggehen leider die Zeche von 19,20 Euro schuldig geblieben.«
    »Na und?«, zeigte Schweda sich ein wenig irritiert. »Deswegen kommen Sie hier bei mir im Geschäft vorbei? Das ist wirklich mehr als kleinkariert. Ihr Kollege wird das Geld schon bekommen. Ich darf doch um ein bisschen mehr Seriosität bitten.«
    »Die Seriosität hätten wir uns gestern von Ihnen erhofft«, zeigte Leopold weiterhin wenig Respekt. »Es war nicht schön, wie Sie mit der jungen Dame umgesprungen sind. Vermutlich wissen Sie ja bereits, dass sie …«
    »… ermordet worden ist? Ja, die Polizei war hier«, seufzte Schweda. »Diese Befragung war unangenehm genug. Da ist es nicht notwendig, dass Sie jetzt wegen einer Kleinigkeit auch noch so ein Aufsehen machen.«
    Dem Kerl ging es nicht gut. Er wirkte bleich und schwitzte leicht, aber nicht aus Anstrengung. Leopold beschloss nachzuhaken. »Woher kannten Sie Veronika Plank?«, fragte er.
    »Ich wüsste nicht, warum ich Ihnen das mitteilen sollte«, kam es schroff zurück.
    »Es ist mir schon klar, dass diesbezüglich keine Verpflichtung Ihrerseits besteht«, wurde Leopolds Ton nun sanfter. »Aber verstehen Sie doch, dass sich mein Kollege, ich und einige andere Menschen fragen, weshalb Sie so grob zu Frau Plank waren. Es muss eine Verbindung zwischen Ihnen bestanden haben. Da rätseln wir eben herum, weil wir neugierige Menschen sind. Manchmal lassen uns solche Dinge keine Ruhe.«
    Schweda überlegte kurz. »Gut, ich sage es Ihnen«, gab er dann nach. »Aber es ist das Letzte, was Sie von mir hören werden. Veronika war Studentin und meistens knapp bei Kasse. Sie hat sich immer wieder Geld von Leuten geborgt, einmal eben auch von mir. Was sie damals nicht alles versprochen hat: Wir würden ausgehen miteinander, und sie könne sowieso alles nach einem Monat zurückzahlen. Kaum hatte sie, was sie brauchte, war sie auch schon nicht mehr gesehen. Und als sie gestern ins Kaffeehaus kam, wollte sie nicht einmal wissen, wer ich bin. Da war ich eben sauer.«
    Noch einmal musterte Leopold sein Gegenüber. Die Körpersprache des Mannes, sein andauerndes nervöses Herumfuchteln mit den Händen, machte ihn seiner Sache sicher. »Das ist nicht die Wahrheit«, sagte er Schweda auf den Kopf zu. »Sie haben diese Geschichte erfunden. Sie klingt zwar schön und plausibel, aber ich nehme Ihnen nicht ab, dass sie der wahre Hintergrund für Ihre plötzlichen Wutausbrüche ist. Das ist mir zu billig, auch wenn – mit Verlaub – Alkohol im Spiel war. Die Polizei mag Ihnen glauben, ich aber nicht.«
    »Ist mir doch egal, ob Sie mir glauben. Bitte gehen Sie jetzt! Ich weiß überhaupt nicht, warum ich noch mit Ihnen rede«, empörte sich Mario Schweda. Seine Stimme wurde dabei merklich lauter, sodass er die penetrant friedlich klingende Weihnachtsmusik im Hintergrund förmlich überschrie. Neugierige Augenpaare schauten auf einmal alle in dieselbe Richtung.
    »Es wird gut sein, wenn Sie weiterhin mit mir reden«, befand Leopold so ruhig wie möglich, »und mir bald den wahren Grund für Ihren gestrigen Streit mitteilen. Ich kann sonst keine Verantwortung dafür übernehmen, was die Leute darüber denken und erzählen. Man munkelt bereits so allerlei. Durchaus möglich, dass es Menschen gibt, die Sie für den Mörder halten und mit ihren Verdächtigungen zur Polizei laufen. Gegen Gerüchte ist kein Kraut gewachsen. Und sollte sich da nahtlos eins ins andere fügen, kommt eine schöne Indizienbeweiskette zusammen. Sie haben selbst etwas von umbringen gesagt, ehe Sie gestern unser Lokal verlassen haben, daran kann ich mich gut erinnern. Übrigens, Sie sind in der Mordnacht beim Tatort gesehen worden.« Er hatte eine kleine Pause vor diesem letzten Satz gemacht und ließ ihn bedeutungsschwer im Raum stehen. Leopold bluffte hier, gewiss. Es war ein Schuss ins Blaue. Doch die Röte, die Schweda, vom künstlichen Licht kaum verborgen, ins Gesicht schoss, zeigte ihm, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
    »Das ist eine Unterstellung«, bemühte sich dieser, die Fassung zu wahren. »Das können Sie nicht beweisen. Und jetzt hinaus mit Ihnen! Ich muss mich um meine Kunden kümmern. Vielleicht ist Ihnen schon aufgefallen, dass ich dafür bezahlt werde, Dinge zu verkaufen, und nicht dafür, Fantastereien zu

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